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Eine Freundin zum Anbeissen

Eine Freundin zum Anbeissen

Titel: Eine Freundin zum Anbeissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Gehm
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Eifersucht beißt.«
    »Noch blöder ist, dass Papa ausgerechnet Helenes Papa gebissen hat. Oder es versucht hat.«
    Silvania nickte traurig. Das mit der bald allerbesten Freundin und Helene konnte sie wohl vergessen. Plötzlich erinnerte sie sich an etwas. »Übrigens habe ich etwas gesehen. Als Helene vorhin ins Auto eingestiegen ist, hing ein Kettenband aus ihrer Hosentasche. Ein goldenes.« Silvania schielte zu ihrer Schwester und wartete ab.
    »Du meinst ... es war deine Kette?«
    »Ich weiß es nicht. Es könnte meine Kette sein. Aber es gibt viele goldene Ketten.«
    »Wieso sollte Helene deine Kette haben? Sie weiß doch, dass du sie suchst.«
    »Na eben, das denke ich auch. Sagen wir, sie hätte meine Kette gefunden – dann hätte sie mir die Kette doch zurückgegeben.«
    »Du hast dich bestimmt verguckt. Es war sicher eine andere Kette«, meinte Daka.
    Silvania nickte energisch. »Es kann gar nicht meine Kette gewesen sein.«

In tiefer Nacht
    I n dieser Nacht tat Mihai Tepes etwas völlig Außergewöhnliches. Er schlief. Zumindest versuchte er es. Seiner Frau zuliebe. Wie Silvania und Daka es vorhergesehen hatten, hatten sich ihre Eltern versöhnt. Elvira hatte Mihai den Biss verziehen und ihm den Würmerklodeckel geschenkt. Herr Tepes hatte eingesehen, dass seine Eifersucht vielleicht, unter Umständen, ein klitzekleines bisschen übertrieben gewesen war. Er wollte gleich in der Nacht zu Herrn Dr. Steinbrück fliegen und sich entschuldigen, doch das hielt seine Frau für keine gute Idee. Sie würde mit ihrem Vermieter reden. Was sie ihm genau sagen würde, wusste sie noch nicht. Wahrscheinlich würde sie behaupten, ihr Mann litte unter einer außergewöhnlichen Krankheit: extreme Eifersucht gekoppelt mit nächtlichem Bisszwang. Ein völlig unerforschtes, seltenes Krankheitsbild. Die Medizin steckte da noch in den Kinderschuhen.
    Um die Versöhnung zu feiern, hatte Mihai den Sarg und den Keller verlassen. Jetzt lag er im viel zu weichen Bett seiner Frau. Es roch nach Waschmittel statt nach feuchter Erde, es hatte keinen Deckel, und Mihai hatte das Gefühl, in der Matratze zu versinken. Trotzdem murrte er nicht. Er kuschelte sich an seine Frau und steckte die Nase in ihre wuscheligen roten Haare, die nach Kornblumen und Pistazien rochen. Er atmete tief ein, schloss die Augen und träumte von schönen Sachen. Er träumte von den dichten Wäldern seiner Heimat, von den nachtblauen Augen seiner Frau, von langen Ausflügen mit seinen Töchtern und davon, dass Dr. Steinbrück die restlichen Haare ausfielen.
    Elvira Tepes schlief tief und fest. Sie hielt die Hand ihres Mannes im Schlaf umklammert. Nur für alle Fälle.
    Im Lindenweg Nummer 21 wälzte sich Dirk van Kombast in seinem Wasserbett von einer Seite auf die andere. Er träumte, er säße nackt auf einer Kirchturmspitze. Um ihn herum flogen vier Ratten in schwarzen Umhängen. Sie hatten spitze Nasen und Barthaare, aber ansonsten sahen ihre Gesichter aus wie die von Mihai, Elvira, Dakaria und Silvania Tepes. Die Ratten lachten teuflisch und prosteten sich mit Schnapsflaschen zu, in denen Würmer schwammen. Die Tepes-Ratten schnüffelten an ihm. Sie kamen immer näher.
    Dirk van Kombast wusste auf einmal, was er tun musste: Er musste die Kirchturmglocken läuten und somit Hilfe holen. Er versuchte, mit einem Fuß vor die Glocke zu treten. Die Ratten lachten lauter. Sie kreischten vor Vergnügen. Mit ganzer Kraft holte Dirk van Kombast aus und trat vor die Glocke. Sofort erklang ein ohrenbetäubender Lärm. Doch er kam nicht von der Kirchturmglocke. Der Höllenlärm kam von einem Schlagzeug und einem Cello. Automatisch hielt sich Dirk van Kombast die Ohren zu. Kaum hatte er den Kirchturm losgelassen, fiel er. Er fiel, und fiel ... und fiel.
    Mit einem Ruck fuhr Dirk van Kombast aus dem Schlaf. Er riss sich die Augenmaske vom Gesicht. Seine Stirn war schweißnass, sein Mund trocken wie nach einer Wüstenwanderung. Er tastete nach dem Wasserglas auf dem Nachttisch. Gierig trank er es mit drei Zügen leer. Dann stand er auf, schlüpfte in seine himmelblauen Puschelhausschuhe und ging zum Fenster. Mit einem Finger schob er die Gardine zur Seite und spähte in die Nacht. Das Haus nebenan war in vollkommene Dunkelheit gehüllt. Als wohnten dort normale, friedliche Menschen. Doch Dirk van Kombast wusste, dass dem nicht so war. Noch hatte er keine Beweise, aber die würden sich finden lassen.
    Er nahm ein Knoblauchdragee, küsste das Foto seiner Mutter und ging

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