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Eine Frau geht ihren Weg

Eine Frau geht ihren Weg

Titel: Eine Frau geht ihren Weg
Autoren: Julia Howard
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der arme Mann natürlich nicht standhalten konnte. Aber als sie gerade etwas sagen wollte, gesellte sich ein weiterer Vater zu ihnen und setzte sich ebenfalls neben sie.
    „Lenny hat mir erzählt, Sie seien Davys Tante”, bemerkte der Neuankömmling, der eine ähnliche, etwas kleinere Ausgabe von Bobbys Vater war. Der einzige Unterschied, den Sybil zwischen ihnen ausmachen konnte, war ihr Haar. Das des zweiten Mannes war rot.
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    Es fiel ihr schwer, nicht vor Abneigung gegen diese beiden Dummköpfe, die sich mit misstrauischen Blicken musterten, laut aufzuschreien. Doch als nun auch noch ein dritter Vater auftauchte, verlor sie die Geduld. Seinen Ansatz zum Sprechen unterbrach sie abrupt.
    „Ja, ich bin Davys Tante!” erklärte sie zynisch. Sie blickte zur Terrasse hinüber, wo Bewegung entstanden war. Offensichtlich waren weitere Gäste eingetroffen. Hoffentlich schickte man nicht noch mehr Väter zu ihr hinüber.
    „Daniel”, hörte Sybil ihre Schwägerin einen Neuankömmling überschwänglich begrüßen. „Ich war ja so froh, als Sie anriefen und sagten, dass Sie doch noch kommen können!”
    Sybil verschlug es den Atem. Mit einem Drink in der Hand stand Daniel Huntingdon unter der Markise und sah zu Sybil hinüber. Als sich ihre Blicke trafen, stellte er seinen Drink ab und ging langsam auf sie zu. Sybil vergaß die um sie versammelten Väter. Die Hände in die Hüften gestemmt, blieb Daniel lächelnd vor ihrem Stuhl stehen.
    „Hallo, Sybil.”
    „Hallo, Daniel.”
    Er trug ein hell-und dunkelgrün gemustertes Rugbyhemd und dazu enge Jeans. Seine blauen Augen wurden durch eine Sonnenbrille verdeckt.
    Die Väter von Bobby und Lenny schienen sich auf einmal sehr unbehaglich zu fühlen. Nervös rückten sie ihre Stühle zurecht, bis Lennys Vater schließlich aufstand, Daniel einen nervösen Blick zuwarf und erklärte, er müsse jetzt an dem Baseballspiel teilnehmen. Kurz darauf verschwanden auch die beiden anderen Väter mit einer fadenscheinigen Entschuldigung.
    „Sally hat mir gar nicht erzählt, dass sie dich eingeladen hat”, sagte Sybil zu Daniel, der sich inzwischen neben sie gesetzt hatte.
    „Wärst du denn gekommen, wenn sie es dir gesagt hätte?”
    Seine tiefe Stimme ließ ihr Herz schneller schlagen. „Ich hätte mir Davys Geburtstagsparty nicht gern entgehen lassen”, antwortete sie ausweichend, ohne ihn dabei anzuschauen. Wäre sie gekommen? Sie blickte über den grünen Rasen hinweg zu ihrem Neffen hinüber, der ein kleines Mädchen mit einem Baseballschläger beobachtete. Ja, sie wäre trotzdem gekommen.
    „Ich hatte erwartet, dass du das Testprogramm persönlich überwachst”, fuhr er fort. „Die Arbeit deiner Firma ist sehr beeindruckend, sie ist ihr Geld wert.”
    Es verwirrte sie etwas, dass sie seine Augen hinter der Sonnenbrille nicht sehen konnte, aber sie hatte das Gefühl, dass seine Worte ehrlich waren. „Offenbar teilt der Sonian-Konzern diese Ansicht”, erklärte sie stolz. „Die Firma hat am Freitag einen Vertrag mit Pagel abgeschlossen.
    Deshalb war ich auch so guter Laune, als du anriefst.”
    „Meinen Glückwunsch. Ich hatte jedoch nicht den Eindruck, dass du guter Laune warst”, bemerkte er lächelnd.
    Sybil versuchte, mit ihren nackten Zehen ein paar Grashalme auszurupfen. „Daniel, was hat das alles nur zu bedeuten?” fragte sie leise.
    . „Ich weiß es auch nicht genau. Offensichtlich hast du mit dir selbst einen Kampf ausgetragen, und als die Sache mit Ticher passierte, hast du deine Aggressionen gegen Southey und mich gerichtet. Ich wollte dir meine Position in jener Regennacht klarmachen, aber du hast ja darauf bestanden, dass ich gehe. Also bin ich gegangen.”
    Sybil starrte ins Gras und sagte nichts. Nach einer Weile fuhr Daniel fort:
    „Wir haben gut zusammen gepasst, Sybil.”
    „Es ist vorbei.” Die Worte klangen so endgültig, dass sich ihr Herz schmerzhaft verkrampfte.
    „Ich weiß.”
    Sybil war, als würde ihr der Boden unter den Füßen weggezogen. Mit beiden Händen umklammerte sie die Armlehnen ihres Stuhles und wandte das Gesicht ab, damit Daniel ihr den Schmerz nicht ansah. Es war vorbei. Irgendwie hatte sie es nie richtig wahrhaben wollen, bis er es ihr eben bestätigt hatte.
    „He, ihr beiden! Kommt herüber!” rief in diesem Moment Sally von der Terrasse aus. „Davy wird jetzt seine Geschenke auspacken.”
    Daniel stand auf und streckte die Hand aus, um Sybil aus dem Stuhl zu helfen. Bei seiner Berührung
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