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Eine Frau geht ihren Weg

Eine Frau geht ihren Weg

Titel: Eine Frau geht ihren Weg
Autoren: Julia Howard
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durchströmte eine angenehme Wärme ihren Körper. Stumm ging sie ins Wohnzimmer, wo sich die Kinder und Eltern bereits versammelt hatten. Daniel und Sybil stellten sich Seite 63 von 73

    in die hinterste Ecke des Raumes und beobachteten Davy, der strahlend auf dem Fußboden inmitten seiner unzähligen Geschenke saß.
    Nachdem die Zeremonie des Auspackens beendet war, ging man hinaus auf die Terrasse, wo unter der Markise der Kaffeetisch für die Erwachsenen gedeckt war, während sich die Kinder mit ihrem Kuchen und Eis ins Gras setzten.
    Daniel und Sybil saßen nebeneinander auf der Bank, und es war fast wie damals, als sie jenes gemütliche Familienpicknick veranstalteten. Sybils Anstrengungen, einige Zentimeter Abstand zu Daniel zu wahren, wurden von einer der Mütter zunichte gemacht. Deren Versuch, hautnahen Kontakt zu Daniel zu bekommen, konnte er nur entkommen, indem er näher an Sybil heranrückte.
    Er lachte: „Du siehst aus wie ein kleines Kind, dem man die Schokolade weggenommen hat.
    Möchtest du noch ein Stück Kuchen?”
    Sybil kam sich lächerlich vor. Wieso war sie nicht in der Lage, ihre Gefühle zu verbergen? Um ihre Verlegenheit zu überspielen, hielt sie ihm ihren Teller hin. Der Kuchen hatte die Form eines Clowns, und Daniel schnitt ihr ein riesiges Stück orangefarbenes Haar mit einem blauen Ohr ab.
    Daniel grinste, stellte den Teller vor Sybil und beobachtete sie. Eigentlich hatte sie gar keinen Appetit auf Kuchen und jetzt sollte sie ein so riesiges Stück vertilgen! „Ich kann das unmöglich alles essen!” erklärte sie. „Wir können es uns ja teilen”, schlug er vor. Sybil warf ihm einen erstaunten Blick zu, nahm ihre Gabel und schob sich ein winziges Stück Kuchen in den Mund.
    „Ein bisschen mehr musst du schon essen.” Daniel nahm ihr die Gabel aus der Hand und stach ein dickes Stück von dem Schokoladenkuchen ab.
    „Hier, das sieht doch schon besser aus.” Damit hielt er ihr die gehäufte Gabel vor den Mund.
    „Daniel, ich halte das für ein sehr albernes Spiel”, empörte sie sich. Sie nahm ihm die Gabel aus der Hand, lud noch ein Stück Eis darauf und hielt ihm das Ganze vor den Mund.
    Wider Erwarten protestierte Daniel nicht, sondern ließ sich widerspruchslos das Stückchen Kuchen in den Mund schieben, als sei er das so gewohnt.
    Ihr kleines Spiel machte sie nervös, doch sie wusste nicht, wie sie damit aufhören sollte. Mit Erleichterung aß sie den letzten Bissen, wischte sich mit einer Serviette den Mund ab und fuhr sich mit der Zungenspitze über die Oberlippe. Als sie zu Daniel sah, um sich zu vergewissern, dass er nicht erneut ein Stück Kuchen abschnitt, bemerkte sie, dass er sie beobachtet hatte.
    „Du solltest so etwas in Gegenwart eines verflossenen Liebhabers nicht tun, Sybil”, flüsterte er.
    „Es erinnert ihn daran, wie sehr ihm gewisse Dinge fehlen.”
    Schnell wandte Sybil den Blick ab. Sie war über und über rot geworden. Die Andeutung, dass er gern mit ihr zusammengewesen war und sie vielleicht vermisste, ließ ihr Herz schneller schlagen. Doch ernsthaft erinnerte sie sich daran, dass er ja nichts zu verlieren hatte, wenn er sie ein wenig hänselte.
    Man erhob sich vom Tisch, um sich wieder zu den Kindern zu gesellen, und Sybil half Sally, die leeren Pappteller und Plastikbecher einzusammeln. Dabei beobachtete sie die Grüppchen von Erwachsenen, die auf dem Rasen verteilt herumstanden und sich unterhielten. Sybil sah Bobbys und Lennys Vater bei dem Mann stehen, der sich hinter sie gestellt hatte, kurz bevor Daniel aufgetaucht war. Was hatte sie für ein Glück gehabt! Immerhin hatte Daniel sie davor bewahrt, den ganzen Nachmittag mit diesen drei langweiligen Männern verbringen zu müssen. Warum hatten sie sich eigentlich keine andere Frau gesucht und sich ausgerechnet auf sie gestürzt?
    Während sie noch darüber nachdachte, traf sie schlagartig die Erkenntnis, dass außer ihr keine alleinstehenden Frauen auf der Party waren. Aber nein, das stimmte nicht ganz. Sallys beste Freundin war unverheiratet.
    Doch sie war mit ihrem neuen Freund gekommen, so wie wenige geschiedene Frauen, die sich unter den Gästen befanden, auch alle eilten Begleiter bei sich hatten.
    Seltsam. Hatte Sally etwa absichtlich unter den geschiedenen Männern jene vier unattraktiven Väter ausgewählt, damit Sybil gar nichts anderes übrigblieb, als ihre Aufmerksamkeit Daniel zuzuwenden?
    Geistesabwesend warf sie die schmutzigen Pappteller und Plastikbecher in den großen
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