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Eine franzoesische Affaere

Eine franzoesische Affaere

Titel: Eine franzoesische Affaere
Autoren: May R. Tanner
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Fesseln befreit,
die mich an das irdische Dasein gebunden haben…“
    Nico
schnappte nach Luft und ein gequälter Laut entrang sich ihrer Kehle, als ihr
klar wurde, was Mélusina damit meinte. Sie hatte Makena in der Nacht des
Angriffs geschworen, sie und ihre Familie so lange zu beschützen, bis der Lord
seine gerechte Strafe erhalten hatte.
Sie sahen sich lange wortlos in die Augen, die bei ihnen beiden vor Tränen
glitzerten. Nico verstand aber den Drang der gefangenen Seele, endlich in die
andere Welt überzugehen, wo ihre Ahnen auf sie warteten, wo ihr Dasein nicht so
eingeschränkt sein würde wie an ihrer Seite.
Mélusina lächelte liebevoll und ihre durchscheinende Hand glitt über die noch
feuchten Löckchen von Nicos Schopf.
    „Nein, keine
Tränen… Der Abschied ist nicht endgültig. Hab keine Angst, wir werden immer auf
besondere Weise miteinander verbunden sein. Du kannst mich jederzeit an deine
Seite rufen, ich werde dich immer hören. Aber du brauchst meinen Schutz nun
nicht mehr. Du bist eine große Kriegerin. Ich bin so stolz auf dich, Nicolasa,
Tochter von Makena. Deine Stärke kommt allein durch sie. Zweifle niemals wieder
an dir!“
Mélusina beugte sich vor und küsste Nico auf beide Wangen und auf die Stirn, um
dann kurz Damon anzulächeln.
    „Pass gut auf
sie auf… Ich vertraue sie dir an, Damon. Du bist der Richtige!“
Mélusina löste die Hand aus ihrer und dann konnte sie nur noch Nico sehen,
bevor sie sich vor ihren Augen langsam auflöste, wobei sie sich über sie
beugte.
    „Wir sehen
uns bald wieder, Nico, sei nicht traurig. Ich werde Zeugin einer wunderbaren
Verbindungszeremonie werden.“, wisperte die einstige Kriegerin leise in ihr Ohr
und war dann verschwunden, auf dem Weg in ein neues Leben.
    Nico blieb
fassungslos zurück, weil der Abschied so plötzlich gekommen war. Niemals hätte
sie damit gerechnet, dass der Tod des Lords ausgerechnet diese Konsequenz haben
könnte. Es fiel ihr sehr schwer, die Sache mit vernünftigem Auge zu betrachten.
Sie konnte wirklich nicht verlangen, dass ein Geist auf ewig an ihrer Seite
blieb. Mélusina hatte schließlich schon ihr Leben dafür geopfert, sie zu
beschützen, auch wenn sie damals noch nicht gewusst hatte, dass ihre Mutter in
dieser Nacht ein Kind empfangen hatte.
In ein paar Tagen würde sie bestimmt fähig sein, sich für ihre alte
Weggefährtin zu freuen, sie blieb ja nicht allein zurück. Dennoch würde sie
ihre langjährige Vertraute schmerzlich vermissen.
    “Oh, Nico.”
Damon rutschte auf dem Bett zu seiner Soulmate rüber und nahm sie in den Arm,
nachdem sich Mélusina so plötzlich von ihr verabschiedet hatte. Sie war nun
schon so lange ein Teil von ihr gewesen, dass man irgendwie nicht mehr damit
rechnete, dass sie eines Tages gehen würde. Damon gönnte dem Schutzgeist, der
so viel für Nico getan hatte, ihren Frieden, war aber gleichzeitig sehr traurig
für seine Verlobte.
    “Es tut mir
so leid.“ Er küsste ihr verwuscheltes Haar und ihre Stirn und drückte sie ganz
fest an sich, damit sie bei ihm Halt und Trost für diesen Verlust finden würde,
der vielleicht kein Abschied für immer war, jedoch für eine lange Zeit und die
Aufgabe von direkter Nähe und dem Zuspruch einer guten, sehr liebgewonnenen
Freundin.
Das Leben würde weitergehen, aber es würde nicht mehr so sein wie bisher. Damon
streichelte Nicos Rücken und küsste noch einmal ihre Locken. Sie würde eine
Verbindungszeremonie bekommen, die die Immaculates nicht so schnell vergaßen.
Mit einem wunderschönen Kleid und einem rauschenden Fest, das so lange gehen
würde, bis auch der letzte Gast vor Müdigkeit und schier übergelaufener
Feierlaune aus den Latschen kippte.
Das war er ihr schuldig. Das und noch viel mehr. Jetzt hatte er auch das letzte
Stück Verantwortung für Nico übernommen und er schwor Mélusina in Gedanken noch
einmal feierlich nach, immer für Nico da zu sein und gut für sie zu sorgen,
selbst wenn sie das gar nicht wollte. So wie Minuten zuvor, als sie ihm
geschildert hatte, wie sie den Kampf gegen die Alburas empfunden hatte. Als
ihre Pflicht als Kriegerin und ihm gegenüber.
Er konnte nicht anders, als weiterhin großen Stolz für sie zu empfinden. Stolz
über ihren Mut und die Direktheit, mit der sie sich dem Lord, der ihr so viel
Schlechtes im Leben zugefügt hatte, gegenübergetreten war. Stolz darauf, dass
sie seine Soulmate war. So viel besser als er und so gut im Herzen, dass es
einem die Tränen in die Augen treiben
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