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Eine feine Gesellschaft

Eine feine Gesellschaft

Titel: Eine feine Gesellschaft
Autoren: Amanda Cross
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Generation einig, die Loyalität für eine für das Establishment typische Forderung hielt. Schließlich ist Loyalität, wie Patriotismus, die letzte Zuflucht aller Schurken. Wie sollte man dann dieses Gefühl von Liebe erklären? Vielleicht reichte es schon, daß es hier eine Institution gab, für die sie sich gern und aus freien Stücken einsetzte; für sie war die Universität nicht bloß ein Ort, an dem man Karriere machen konnte. Ich erkenne den Anspruch an, den sie an mich stellt, dachte Kate. Trotzdem weiß ich nicht, was genau diesen Anspruch ausmacht.
    Die Existenz des University College war gesichert. Man hatte ihm den Status eines das komplette Grundstudium umfassenden Colleges an einer erstrangigen Universität zugestanden, auch wenn es diesen Status auf seltsamem Wege erreicht hatte. »Ist es denn ein Wagnis, zu bekennen«, fragt ein Gedicht von Auden, »daß man irrt auf seinem Weg nach oben und Ruhm gewinnt durch Versehen?« Ja, Klio hatte es gewußt.
    Unterdessen nahm das akademische Leben seinen Lauf.
    Professor Peter Packer Pollinger veröffentlichte zu jedermanns Freude und Vergnügen ein Buch über Fiona Macleod und enthüllte darin so tiefe Einsichten in die seltsam doppelte Natur von William Sharp, daß Professor Pollingers Kollegen ihn mit neuer Aufmerksamkeit ansahen. Aber er schnaubte weiter durch seinen Schnauzbart und wurde immer unklarer und launenhafter. Eines Tages erheiterte er Kate mit der Information, er habe Sara Teasdales Gedichte gelesen, und es sei ganz offensichtlich, daß solch eine Person nie gelebt 152

    habe. Sie sei das alter ego von Vachel Lindsay. Er hatte die Meta-phorik der beiden gründlich untersucht und war bereit, seine These mit allem Nachdruck zu verteidigen.
    »Ich nehme an«, sagte er und schnaubte, »daß Sie ihr Gedicht über die Gänseblümchen und die Astern nicht kennen.«
    »Doch«, sagte Kate lächelnd, »ich kenne es.«
    »Sehen Sie, dort liegt das Geheimnis«, fuhr Professor Pollinger fort. »Das Gänseblümchen wie die Aster gehören zur Familie der Kompositen, das heißt, sie haben beide strahlenförmig angeordnete, abwechselnd gestellte Blütenblätter. Aber während das Gänseblümchen in schlichtem Gewand erscheint, treibt die Aster einigen Auf-wand und trägt den gleichen Namen wie jenes biologische Phänomen, die farblose Substanz, die man in Zellen findet, welche sich durch Mitose selber teilen.«
    »Tun sie das?« sagte Kate. »Ich wollte sagen, tut sie das?«
    »Natürlich. Die Aster kommt ursprünglich aus China, also sozusagen aus dem Morgenland, dem Land, das nie viel auf Berechenbarkeit gab, aber voller Leben ist. Das Gänseblümchen kommt aus Europa mit seinen Religionen der einfachen Antworten und der schlichten Schönheit seiner Natur. Und beide sind nur verschiedene Ausprägungen ein und desselben Stammes.«
    »Aber es gibt doch recht klare Beweise dafür, aß…«, wollte Kate einwenden.
    »Haben Sie schon Hochzeit gefeiert?«
    »Nein«, sagte Kate. »Noch nicht.«
    Kate traf sich mit Polly Spence im Cosmo Club zum Lunch. »Da gibt es jetzt ein Buffet, meine Liebe«, hatte Polly gesagt, »also komm früh, sonst haben diese energischen Damen inzwischen alles abgeräumt.«
    Kate betrat den Club wie jemand, der in ein früheres Leben zu-rückkehrt. Als sie noch ein junges Mädchen war und weder ihr noch jemand anderem aus ihrer Generation eingefallen wäre, nicht zu all diesen Wohltätigkeitsveranstaltungen mit Tanz zu gehen, die für die Mädchen und Jungen der maßgebenden Schulen arrangiert wurden, war sie in den Cosmopolitan Club gegangen, wo diese Ereignisse immer stattfanden. Sie erinnerte sich an die Treppe, die hinter der Eingangstür zur Damentoilette auf der linken Seite führte und auf der sie sich mal mit zwei anderen Mädchen von Chapin und der Sacred Heart School fast einen ganzen Tanzabend lang versteckt hatte; sie erinnerte sich an die Balkone und die Bibliothek, die nie jemand 153

    betreten hatte.
    »In der Bibliothek weht jetzt natürlich ein anderer Wind«, sagte Polly Spence, als Kate das erwähnte, »es gibt stets die neuesten Titel, und sie werden wie verrückt gelesen. Ich bin in den Bibliotheksauss-chuß gewählt worden und habe gesagt: ›Lassen wir alles beim alten, und so, wie es immer war, damit uralte Studenten wie ich dorthin gehen und sich eine ruhige Stunde gönnen können‹, aber heutzutage ist Aktivität angesagt, sogar hier. Alles rennt geschäftig hin und her.
    Und was gibt es Neues von dir zu
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