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Eine Evatochter (German Edition)

Eine Evatochter (German Edition)

Titel: Eine Evatochter (German Edition)
Autoren: Honoré de Balzac
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dieser Zettel schreiben: Akzept für 10 000 Franken ,« sagte sie und zog aus ihrem Muff vier Wechselformulare, die nach Nathans Anweisung ausgestellt waren.
    »Hâ! ze zera piendotte vaidde! Ha, das ist bald besorgt!« entgegnete der Deutsche mit der Sanftmut eines Lammes. »Seulemente, che neu saite pas i se druffent messes blîmes et mon kangrier. Nur weiß ich nicht, wo meine Federn und mein Tintenfaß stecken. – Fattan te la, mein herr Mirr! Mach, daß du fortkommst, mein Herr Murr!« schrie er die Katze an, die ihn kalt anblickte. »Sei mon châs, das ist mein Kater,« sagte er, auf die Katze weisend. »C'es la baufre hânîmâle ki fit avècque li baufre Schmuke! Ille hai pô! Das ist das arme Tier, das mit dem armen Schmuke lebt! Es ist schön!«
    »Ja,« sagte die Gräfin.
    »Lé voullez-visse? Wollen Sie ihn haben?« fragte er.
    »Wo denken Sie hin?« entgegnete sie. »Ist es nicht Ihr Freund?«
    Der Kater, der vor dem Tintenfaß saß, merkte, daß er gemeint war, und sprang aufs Bett.
    »Il êdre mâline gomme ein zinche. Er ist boshaft wie ein Affe,« fuhr er fort, auf das Bett deutend. »Ché lé nôme Mirr, pir clorivier nodre grand Hoffmann te Perlin, ke ché paugoube gonni. Ich nenne ihn Murr, zu Ehren unsres großen Hoffmann in Berlin, den ich gut gekannt habe.«
    Der Biedermann unterschrieb mit der Harmlosigkeit eines Kindes, das dem Befehl seiner Mutter gehorcht, ohne sich etwas dabei zu denken, aber gewiß, etwas Gutes zu tun. Er beschäftigte sich weit mehr damit, den Kater der Gräfin vorzustellen, als die Schriftstücke zu prüfen, durch die er nach den Gesetzen über die Ausländer seine Freiheit zeitlebens verwirken konnte.
    »Vis m'assurèze ke cesse bedis babières dimprés ... Sie versichern mir, daß diese kleinen Stempelpapiere ...«
    »Haben Sie keinerlei Sorge,« sagte die Gräfin.
    »Ché ne boind t'einkiétide, ich habe keinerlei Sorge,« wehrte er ab. »Che demande zi zes bedis babières dimprés veront blésir à montame ti Dilet? Ich frage nur, ob diese kleinen Stempelpapiere Frau du Tillet Freude machen werden?«
    »O ja,« sagte sie. »Sie leisten ihr einen Dienst, als wären Sie ihr Vater ...«
    »Ché souis ton bien hireux te lui êdre pon à keke chausse. Ich bin also sehr froh, daß ich ihr in etwas dienlich sein kann. Andantez te mon misik! Hören Sie etwas Musik von mir!« sagte er, indem er die Wechsel auf dem Tisch liegen ließ und an sein Klavier sprang.
    Schon eilten die Finger dieses Engels über die alten Tasten, schon drang sein Blick durch die Dächer gen Himmel, schon erblühte das holdeste aller Lieder in der Luft und durchdrang die Seele. Aber nur so lange ließ die Gräfin diesen naiven Dolmetscher himmlischer Dinge dem Holz und den Saiten Töne entlocken, wie Raffaels Heilige Caecilie vor den ihr lauschenden Engeln, bis die Unterschrift trocken war. Dann schob sie die Wechselbriefe wieder in ihren Muff und rief ihren strahlenden Lehrer durch einen leichten Schlag auf die Schulter aus den ätherischen Räumen zurück, in denen er schwebte.
    »Mein guter Schmuke!« sagte sie.
    »Téchâ! Schon!« rief er mit schmerzlicher Unterwerfung aus. »Bourkoi êdes-vis tonc fennie? Warum sind Sie denn gekommen?«
    Er murrte nicht. Er richtete sich wie ein treuer Hund auf, um der Gräfin zuzuhören.
    »Mein guter Schmuke,« wiederholte sie, »es handelt sich um eine Sache, von der Leben und Tod abhängt. Die Minuten sparen Blut und Tränen.«
    »Tuchurs la même, stets die Alte,« sagte er. »Hallèze, anche! zécher les plirs tes audres! Zachèsse ké leu baufre Schmuke gomde fodre viside pir plis ké fos randes! Gehen Sie, Engel, und trocknen Sie anderer Tränen! Glauben Sie mir; dem armen Schmuke gilt Ihr Besuch mehr als Ihre Rente!«
    »Wir sehen uns wieder!« sagte sie. »Kommen Sie jeden Sonntag zu mir, um Musik zu treiben und bei mir zu essen, sonst bin ich Ihnen böse. Ich erwarte Sie nächsten Sonntag.«
    »Frai? Wirklich?«
    »Ich bitte Sie darum. Meine Schwester wird Ihnen sicher auch einen Tag angeben.«
    »Ma ponhire zera tonc gomblète. Mein Glück wird also vollkommen sein,« sagte er, »gar che ne vis foyais gaux Champes-Hailyssées, gand vis y bassièze han foidire, pien raremente! Denn ich sah Sie nur bisweilen in den Champs Elysées, wenn Sie im Wagen fuhren, höchst selten!«
    Diese Aussicht trocknete die Tränen, die ihm aus den Augen quollen, und er bot seiner schönen Schülerin den Arm. Sie fühlte das Herz des Greises heftig pochen.
    »Sie
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