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eine Elfenromanze

eine Elfenromanze

Titel: eine Elfenromanze
Autoren: Manuela Forst
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heftigen Hieben. Seine Kraft schien beinahe erschöpft.
    Arikor bemerkte, dass sein Bruder immer langsamer reagierte. Die Schläge, mit denen er parierte, waren schwach.
    „Du kämpfst wie ein Weib!“, lachte er. Er stieß die Klinge gegen den jungen Elfen und sprang ihm entgegen. Liones riss in letzter Sekunde die Waffe zur Abwehr hoch. Doch Arikors freie Hand schoss blitzschnell vor und packte sein Handgelenk. Liones versuchte sich loszureißen, doch er war der Kraft seines Gegners nicht gewachsen. Wie eiserne Fesseln umschlossen die Finger seines Bruders seinen Schwertarm. Und dann entwand Arikor ihm die Waffe – so einfach, wie man einem Kind einen Spielstock abnehmen würde – und warf sie zu Boden.
    Liones versuchte verzweifelt zurückzuweichen, doch es gelang ihm nicht, sich aus Arikors Griff zu befreien. Angst stieg in ihm hoch. Er wusste, dass sein Leben verwirkt war. Wenn sein Halbbruder ihn wirklich töten wollte, hatte er ihm nichts mehr entgegenzusetzen. Er war ihm hilflos ausgeliefert. Und Arikor war bekannt dafür, keine Gnade walten zu lassen.
    Arikor holte mit der Waffe aus. Und dann schmetterte er seinem Bruder den Schwertknauf gegen die Stirn.
    Liones ging benommen zu Boden. Sein Blick trübte sich und die Sinne drohten ihm zu schwinden. Er hörte Arikor hasserfüllt aufschreien und erkannte undeutlich durch den Schleier drohender Ohnmacht, wie dieser sich auf ihn stürzte. In Todesangst krallten sich seine Finger schutzsuchend in das nasse Gras ... und sie stießen auf etwas Kaltes, Hartes – die Parierstange seines Schwertes.
    „Verräter!“, brüllte Arikor und warf sich auf seinen hilflos daliegenden Bruder. Er würde ihm ein für alle Mal die Kehle durchschneiden. Niemand hatte das Recht, sich ihm in den Weg zu stellen, nicht diese Halbblutschlampe und auch nicht sein kleiner Bruder, dieser erbärmliche Nichtsnutz. Er hatte seine Familie verraten! Nun würde er bezahlen!
    Liones griff im selben Moment nach seinem Schwert, als Arikor auf ihn zustürzte, und riss es in die Höhe.
    Arikor sah das verhängnisvolle Aufblitzen der Klinge, konnte seinen Schwung jedoch nicht mehr abfangen. Mit vor Entsetzen weit aufgerissenen Augen fiel er auf seinen jüngeren Bruder. Das Schwert bohrte sich mit der Spitze voran durch seinen Brustkorb.
    Liones starrte vor Schrecken wie gelähmt in Arikors schmerzverzerrtes Gesicht. Blut quoll dem Elfen aus dem Mund, als er aufzuschreien versuchte. Ein unirdischer Laut entrang sich seiner Kehle. Liones erschauderte. Das Grauen übermannte ihn völlig. Er konnte sich nicht abwenden. Deutlich spürte er den Todeskampf, den sein Bruder ausfocht. Er spürte, wie Arikor über ihm unkontrolliert zuckte und beinahe glaubte er fühlen zu können, wie das Leben aus dem Körper wich.
    Arikor bäumte sich ein letztes Mal auf. Dann sank sein Kopf auf die Brust seines Bruders.

    Völlig entkräftet schob Liones Arikors toten Körper von sich und rollte sich zur Seite. Er zitterte am ganzen Körper und Übelkeit überkam ihn.
    Harras trat zu seinem Freund, der würgend im nassen Gras lag, und zog das Schwert aus dem Leichnam von Arikor Emnesthar. Er richtete die blutige Klinge gegen die Gefolgsleute des Grafensohnes und rief: „Ist hier einer, der seinem Herrn in den Tod zu folgen wünscht?“
    Nun traten auch Kathrin und Selina vor und bezogen mit gezückten Waffen zu beider Seiten des Kriegers Stellung. Entschlossenheit lag auf den Mienen der Drei.
    Die Männer wichen langsam zurück.
    Harras Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen. „Bringt diesen Körper zu seiner Familie zurück und richtet dem Grafen aus, dass Lady Elieras Sohn tapfer gekämpft und ein faires Duell gefochten hat.“
    Die Soldaten warfen sich verunsicherte Blicke zu. Zögernd wagte sich einer von ihnen vor und hob Arikors Leichnam auf. Sie legten ihn auf sein Pferd und zogen sich zurück, ohne ein Wort zu verlieren, doch immer wieder missbilligende Blicke über die Schulter werfend.
     
    * * *
     
    Liones kniete im Gras und blickte geistesabwesend auf die Stelle, an der Arikor gefallen war. Das Blut mischte sich mit dem Regen und verrann langsam im Boden. Der junge Elf zitterte immer noch vor Erregung und sein Gesicht war kreidebleich. Er wusste, dass er es um ein Haar gewesen wäre, den man jetzt auf seinen letzten Weg begleiten würde. Doch die Aussicht, getötet zu werden, machte den Akt des Tötens für ihn nicht erträglicher.
    „Du hattest keine Wahl.“ Harras legte seinem Freund die Hand
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