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eine Elfenromanze

eine Elfenromanze

Titel: eine Elfenromanze
Autoren: Manuela Forst
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seines Freundes überrascht den Kopf hob. Helle Lichtschemen tanzten spielerisch auf seiner nackten Haut und spiegelten sich in seinem goldblonden Haar. Neben ihm lag Selina und schlief. Ihr Körper war mit einem feinen Seidenstoff bedeckt, unter dem sich ihre schlanke Gestalt deutlich abzeichnete. Harras zweifelte keine Sekunde daran, dass sie ebenfalls nackt war.
    „Liones! Sie kommen! Arikor hat uns aufgespürt.“
    Liones schrak hoch. Furcht und Entsetzen spiegelten sich auf seinem Antlitz wider. „Wie weit ...?“, brachte er hervor. Seine Stimme klang belegt.
    „Sie sind oben am Kamm der Hügelkette“, berichtete Harras. „Arikor mit fünf Mann. Sie sind zu Pferde unterwegs.“
    Liones blickte beunruhigt auf Selina, die sich leicht im Schlaf bewegte und ein zufriedenes Seufzen ausstieß. Zärtlich strich er ihr mit den Fingern über die Wange, beugte sich zu ihr hinab und gab ihr einen Kuss auf die Ohrspitze. Selina reckte sich genüsslich und blinzelte ihn schlaftrunken an. Liones streichelte ihr glänzend schwarzes Haar. Er konnte sich nicht dazu durchringen, ihr die bittere Nachricht mitzuteilen. „Liebste ...“, flüsterte er. Selina legte einen Arm um seinen Hals und blickte ihn erwartungsvoll an. Nein, er konnte es nicht!
    Harras räusperte sich. „Selina! Bitte verzeiht!“
    Selina fuhr hoch und sah den Krieger erschrocken an. „Harras!“ Es war ihr gleichgültig, dass er sie in dieser Situation vorfand. Sie ahnte, dass er seine Gründe hatte, sie zu stören. Sie ahnte, dass sie den Grund kannte. „Arikor ist hier“, sagte sie gefasst.
    Harras nickte.
    „Er wird dich nicht bekommen“, versuchte Liones sie oder doch eher sich selbst zu beruhigen. „Ich werde es nicht zulassen!“
    „Dann sollten wir uns beeilen, etwas zu unternehmen“, drängte Harras. „So“, er machte eine Handbewegung in Richtung Liones’ unbekleideten Unterleib, „wirst du Arikor wohl kaum entgegentreten wollen.“
    Mit fahrigen Bewegungen raffte Liones seine Kleidung zusammen. Hastig streifte er sich sein Hemd über – nicht, ohne dabei schmerzerfüllt das Gesicht zu verziehen – und schlüpfte in die Hose. Dann förderte er aus einer Truhe ein warmes Leinenhemd und eine eng geschnittene Wildlederhose zutage und warf sie Selina zu. „Das könnte dir passen“, meinte er.
    Sie nickte ihm dankbar zu. Schon hatte sie gefürchtet, erneut in dem dünnen Seidenkleid hinaus in den Regen zu müssen.
    Liones kniete sich neben sie auf das Schlaflager und begann, unter den Fellen nach etwas zu suchen.
    Harras bedachte seinen Freund mit einem skeptischen Blick, als der Elf unter den Tierhäuten ein schmales Schwert hervorzog. „Ich glaube, ich muss mir ernsthaft Sorgen um dich machen“, meinte er und war sich selbst nicht sicher, inwieweit seine Aussage als Scherz zu verstehen war. „Welcher Art sind die Auseinandersetzungen, die du mit deinen Geliebten zu haben pflegst.“
    Liones betrachtete die Klinge nachdenklich. „Eine reine Vorsichtsmaßnahme“, erklärte er. „Gegen rachsüchtige Ehemänner.“
    „Was?“, rief Selina entsetzt.
    Liones lächelte beschwichtigend. „Keine Sorge, meine Liebe. Ich habe es noch nie benutzen müssen.“
    „Du meinst, du weißt nicht, wie man damit umgeht“, behauptete Harras spitz.
    „Heute wird es sich weisen.“ Liones ließ die Aussage wie eine offene Drohung im Raum stehen und gürtete sich das Schwert um. Harras packte ihn am Arm und zog ihn unsanft aus dem Zimmer.
    „Du musst sie fortschicken“, zischte er. „Arikor darf sie hier nicht finden.“
    Liones nickte gedankenverloren. „Ich werde ihr Ranora geben und sie zum Gasthaus schicken.“ Er blickte zurück durch die Tür und betrachtete Selina liebevoll.
    Harras musterte seinen Freund und Herrn aufmerksam. Er hatte das unbestimmte Gefühl, dass etwas mit Liones nicht stimmte. Sein Freund hatte sich verändert. Es war nichts Greifbares, wie die Schramme auf seiner Wange, doch er konnte es auch nicht ignorieren.
    Harras schüttelte Liones unsanft, um ihn dazu zu bringen, ihn anzusehen. „Du kannst sie nicht zurückschicken“, flüsterte er. „Arikor kennt den Gasthof. Er wird sie aufspüren und ... er wird sie umbringen, auf die eine oder andere Weise.“
    „Ich weiß!“ Liones meerblaue Augen blickten verzweifelt. „Arikor ist besessen vom Zorn, besessen von dem Gedanken, sich für die Schmach zu rächen, von einer Frau gedemütigt worden zu sein. Ich kann nicht zulassen, dass er sie bekommt. Harras! ... Ich
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