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eine Elfenromanze

eine Elfenromanze

Titel: eine Elfenromanze
Autoren: Manuela Forst
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der braungrünen Flüssigkeit um die Wunde und band den Stoff straff um die Schulter. Liones unterdrückte ein Stöhnen.
    „Entschuldigung“, flüsterte sie und befestigte das Ende der Bandage.
    „Es ist schon in Ordnung“, meinte Liones beschwichtigend.
    „Welchen Hass muss ein Mann empfinden, um so etwas zu tun?“, fragte sie. Ihre Hand strich behutsam den Rand des Verbandes entlang und über seine nackte Brust. „Mir ist klar, dass dieser Angriff von Arikor eigentlich mir hätte gelten sollen. Du hast es ausbaden müssen.“
    Er berührte sie an der Schulter. „Wenn Arikor dich bekommen hätte, hätte er dich wesentlich übler zugerichtet. Du brauchst dir keine Vorwürfe zu machen. Um dich zu schützen, würde ich noch weit mehr Schmerzen auf mich nehmen.“
    Selina beobachtete ihre eigenen Finger, wie sie zärtlich über seine Brust streichelten. Verdammt, was tat sie da eigentlich?
    Hastig wollte sie sich zurückziehen, doch Liones kam ihr zuvor und ergriff ihre Hand. Nervös sah sie zu ihm auf. Sein Blick traf den ihren und sie konnte fühlen, wie ihre Wangen erröteten. Doch er sagte nichts. Seine meerblauen Augen ruhten auf ihr, ernst, eindringlich und ... irgendwie anziehend. Selina spürte, wie ihr Herz schneller schlug.
    Er ließ ihre Hand los, doch anstatt sich von ihm zurückzuziehen, ließ Selina sie wieder auf seine Brust sinken. Sie kam sich vor wie hypnotisiert.
    „Liones“, flüsterte sie.
    Er legte einen Arm um sie und sie schloss kurz die Augen und atmete hörbar aus.
    „Du musst das nicht tun“, sagte er mit sanfter Stimme.
    „Ich weiß“, antwortete Selina tonlos. Aber vielleicht wollte sie es ja.
    „Du wolltest keine halbherzige Affäre mit mir.“ Sie lächelte verlegen.
    „Und das soll es auch nicht sein. Dafür bedeutest du mir zu viel.“ Liones strich ihr zärtlich eine Haarsträhne aus dem Gesicht und zog sie näher zu sich heran.
    Sie erzitterte leicht unter seiner Berührung. Eine innere Stimme schrie ihr zu, dass es für eine Frau wie sie nicht ratsam war, sich mit einem adeligen Elfen aus einer der einflussreichsten Familien des Landes einzulassen. Doch war sie nicht ohnehin schon viel zu sehr in das Netz der Skandale und Intrigen der Grafschaft verstrickt, um noch Hoffnung zu haben, mit heiler Haut davonzukommen?
    Sie wusste, dass sie sich nun kurz vor einem Moment befand, von dem sie sich geschworen hatte, dass es ihn niemals geben würde, als Liones sich zu ihr herabbeugte. Sie konnte seinen Atem auf ihrer Haut fühlen. Die Luft schien unter Elektrizität zu knistern. Selina wagte kaum zu atmen.
    Nun war sie trotz aller Vorsätze dort, wo sie nicht hingewollt hatte. Nun stand sie hier, wie so viele andere zuvor, lag in den Armen eines Mannes, von dem sie wusste, dass er schon unzähligen Mädchen vor ihr leichthin zärtliche Worte der Liebe ins Ohr geflüstert hatte. Wie könnte sie annehmen, dass es nicht auch jetzt nur ein Spiel für ihn war?
    Seine Lippen berührten leicht die ihren. Selina fühlte, wie sie unter seinem Kuss schmolz.
    Nein, sie konnte es nicht wissen! Sie konnte nicht darauf vertrauen, dass diese Liebe eine Zukunft hatte. Doch es war im Moment nicht wichtig. Mochte der morgige Tag voller Schmerz und Enttäuschung sein, heute würde sie sich ihm hingeben, mochte auch alles nur Illusion sein.
    Ihre Finger fuhren über seine nackte Brust, seine Schulter hinauf bis zu seinem Nacken, wo sie sich in sein dichtes, blondes Haar krallten, verzweifelt nach einem fixen Anhaltspunkt in dem Gefühlsstrudel suchend, in dem sie sich befand.
    Liones löste geschickt die Verschnürung, die ihr Kleid hielt, und der seidene Stoff floss ihren Körper hinab und gab ihre schlanke Gestalt seinen Berührungen preis.
    Selina fragte sich, ob er bemerkte, wie sehr sie am ganzen Leibe zitterte, als er seine Arme enger um sie schloss und sie sanft aber bestimmt auf das Lager aus Fellen hinab zog. Das Feuer im Kamin knisterte und der Regen prasselte unaufhörlich auf das Dach der Hütte, doch Selina nahm es nur mehr am Rande wahr.

Stunde des Erwachens
     
    „Liones!“ Harras riss forsch die Tür zu dem Gemach auf.
    Das Bild, das sich ihm bot, hätte ihn unter anderen Umständen dazu veranlasst, sich Entschuldigungen stammelnd wieder zurückzuziehen. Doch in Anbetracht der Situation konnte er keine Rücksicht darauf nehmen.
    Das Feuer, das im Kamin brannte, erfüllte den Raum mit seinem warmen, flackernden Schein. Auf weichen, kostbaren Fellen lag Liones, der beim Eintreten
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