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eine Elfenromanze

eine Elfenromanze

Titel: eine Elfenromanze
Autoren: Manuela Forst
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Schulter. Jetzt, in dem Licht der Öllampe, konnte sie erkennen, dass sein Hemd an der Stelle zerrissen und dunkel von Blut war.
    Harras kam zur Tür herein. Er hinterließ eine breite Spur aus Schlamm und Wasser auf dem Boden. In der Hand trug er einen Kessel und einen Stoffbeutel. „Wie geht es ihm?“, fragte er.
    „Arikor scheint ihm ziemlich zugesetzt zu haben und der Ritt durch den kalten Regen hat ihm den Rest gegeben. Schüttelfrost. Und er scheint leichtes Fieber zu haben. Die Verletzungen an seinem Kopf sind hab so wild, auch die Platzwunde scheint zu heilen, aber seine Schulter ... Könnt Ihr mir behilflich sein, ihm die nassen Kleider auszuziehen?“
    Harras nickte und stellte die Sachen, die er trug, neben dem Bett ab. „Ich habe hier einen Kessel, in dem Ihr Wasser abkochen könnt, und ein paar Kräuter gefunden. Vielleicht könnt ihr etwas damit anfangen.“
    Er half ihr, Liones zu entkleiden und untersuchte eingehend seine Verletzung. „Eine Fleischwunde“, kommentierte er. „Stammt wohl von einem Schwert. Sie ist ziemlich tief. So etwas braucht seine Zeit, um zu heilen, ist aber kein Grund zur Beunruhigung. Allerdings“, er zögerte, „ein wenig weiter links und es hätte ihn umbringen können.“ Er sah Selina ernst an. „Arikor hatte es auf sein Herz abgesehen. Das hier ist nicht einfach nur das Resultat eines belanglosen Eifersuchtsgeplänkels zweier Brüder. Arikor beherrscht das Schwert gut genug, um abschätzen zu können, wann er einen tödlichen Stoß ausführt, und das hätte zweifelsohne einer sein sollen.“ Seine Augen blickten grimmig, als er aufstand. „Kümmert Euch um ihn, so gut Ihr könnt. Ich werde mich aufmachen und die Gegend auskundschaften. Ich bin überzeugt, dass Arikor fest entschlossen ist, Euch zu finden. Es ist besser, wenn ich ihn entdecke, bevor er Euch aufspürt.“
    „Passt auf Euch auf“, bat Selina.
    Er lächelte. „Um mich braucht Ihr Euch keine Sorgen zu machen.“
    Sie sah ihm nachdenklich hinterher. Dann machte sie sich daran, Liones zu versorgen. Sie rubbelte ihn so gut es ging mit Leinentüchern trocken. Dann kochte sie Wasser ab und wusch seine Wunden aus. Unter den Kräutern in dem Beutel fand sie zumindest ein paar wenige, mit denen sie etwas anzufangen wusste. Schließlich bastelte sie ihm noch einen Verband um die Schulter.
    Am Ende war sie so erschöpft, wie nach einem vollen Tag harter Arbeit. Sie beschloss, Liones nun in Frieden schlafen zu lassen, ging in das andere Zimmer und setzte sich dort in einen der Sessel an das Feuer, um sich selbst auszuruhen und ihre Kleidung zu trocknen. Irgendwann döste sie ein.
     
    * * *
     
    Es mochte bereits mitten am Tag sein, als Selina erwachte. Doch das Wetter hatte sich nicht gebessert. Das Gewitter hatte sich zu einem ausgiebigen Landregen entwickelt und die Wolken hingen als einheitlich schwarzgraue Masse am Himmel. Es war dunkel in dem Zimmer. Das Feuer war heruntergebrannt.
    Selina stand auf, reckte ihre steifen Glieder und legte Holz im Kamin nach. Gedankenversunken beobachtete sie die Flammen, wie sie die frischen Scheite verzehrten.
    In welches Schlamassel war sie da nur hineingeraten! Letztendlich hatte sie auch Liones mit hineingezogen. Sie allein war der Grund, weshalb Arikor ihn derart zugerichtet hatte. Er hatte sie beschützen wollen und hätte beinahe mit dem Leben dafür bezahlt. „Warum hast du das getan? Warum bist du dieses Risiko für mich eingegangen?“, fragte sie an die Flammen gerichtet.
    „Weil du es mir wert bist.“
    Selina löste ihren Blick vom Kaminfeuer und sah auf.
    Da stand Liones. Er hatte sich seine mittlerweile wieder trockene Kleidung angezogen. Das zerrissene Hemd trug er nur lose übergeworfen, da ihn die Schmerzen in seiner Schulter davon abgehalten hatten, sich hineinzuzwängen.
    Selina trat auf ihn zu. „Wie geht es dir?“, fragte sie leise.
    Er lächelte. „Besser. Dank deiner Fürsorge. Einzig die Wunde an meiner Schulter macht mir ziemlich zu schaffen.“
    „Arikor hat dir übel mitgespielt“, bemerkte sie. „Vielleicht sollte ich mir die Verletzung hier, im Licht, noch einmal ansehen und bei der Gelegenheit den Verband wechseln. So eine Wunde kann sich nur zu leicht entzünden.“
    Er nickte.
    Selina streifte ihm das Hemd von den Schultern und löste die Leinenbinde. Zufrieden stellte sie fest, dass die Blutung aufgehört hatte. Sie holte frische Stoffstreifen und die Schale mit der behelfsmäßigen Kräutertinktur. Behutsam tupfte sie etwas von
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