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Eine Braut zu viel: Roman (German Edition)

Eine Braut zu viel: Roman (German Edition)

Titel: Eine Braut zu viel: Roman (German Edition)
Autoren: Sarah Harvey
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hätte.«
    Florrie legt ihre andere Hand auf sein Knie und sieht lächelnd zu ihm auf.
    »Ich bin deiner Mutter zwar nie begegnet, Fliss«, sagt sie, »aber ich glaube, ich verstehe sie. Das hört sich vielleicht furchtbar blasiert an, aber ich kenne Drew in- und auswendig, und durch ihn kenne ich deine Mutter. Ich weiß, was sie ihm angetan hat, Fliss, indem sie ihm ein liebloses, freudloses Dasein beschert hat, und ich weiß, was sie dir angetan hat. Sie hat euch allen so viel Unglück bereitet, trotzdem glaube ich, dass das nur eine Folge ihrer eigenen Unzufriedenheit war. Ich will mich nicht herablassend anhören, aber im Grunde tut sie mir ehrlich Leid.«
    Ich nicke zustimmend. »Mir geht es genauso. Und ihr Beispiel ist mir eine Lehre. Die Fehler, die sie gemacht hat, will ich nicht auch begehen.«
    »Also, was hast du vor, Fliss?«
    »Wisst ihr, das werde ich ständig gefragt. Dabei habe ich nicht die leiseste Ahnung. Ich weiß nur, dass ich versuche, das Richtige zu tun. Wenn ich einfach allen aus dem Weg gehe, Sally und Richard, Alex und Kat, dann gelingt es ihnen vielleicht, alles in Ordnung zu bringen. Ich bin doch nur ein zusätzliches Ärgernis in einer Situation, die bereits eine Katastrophe ist.«
    »Hat Alex Kinder?«, fragt Florrie.
    »Nein. Ich kann mir seine Frau kaum als Mutter vorstellen, es sei denn, es ist plötzlich der letzte Schrei, ein Kind zu haben.«
    »Du magst sie nicht besonders, wie?«
    »Ist das so deutlich? Nein, ich mag sie nicht. Ich weiß, dass meine eigene Weste nicht gerade weiß ist, aber wie ich es sehe, spielt sie ein überaus gefährliches Spiel, das die Leben einer Menge Menschen zerstören könnte. Aber wer bin ich, so etwas zu sagen? Schließlich ist niemand perfekt, nicht wahr?«
    Dad und Florrie wechseln einen Blick.
    »Ich glaube, es würde mir helfen zu wissen, was sie will – Kat meine ich. Will sie nur ihr Ego hätscheln oder liebt sie Richard tatsächlich. Ich glaube, ich mache einen kleinen Spaziergang. Um den Kopf frei zu bekommen.« Ich stehe auf.
    »Bist du sicher?«, fragt Dad besorgt.
    »Doch, ich darf schon allein über die Straße gehen. Alles in Ordnung, wirklich, Dad. Ich muss nur ein bisschen allein sein, um nachzudenken …«
    »Gut, Liebes.« Er nickt. »Dann bis später zu Hause. Aber vergiss eines nicht, Fliss. Wenn man älter wird, verändert sich die Perspektive. Man erkennt, dass der Versuch, das Richtige aus den richtigen Gründen zu tun, manchmal bedeutet, dass man das tut, was für alle anderen falsch ist …«
    Gut Wakeley ist der ideale Ort, um seinem Liebeskummer zu frönen. Eine Stunde später – eine Stunde, in der ich selbstvergessen durch einsame Haine gewandelt bin, die Stirn gegen Baumstämme gepresst und theatralisch schluchzend an Statuen gelehnt habe, die hier und da im Park stehen wie mythologische Kreaturen, die sich vor der Außenwelt verstecken – fällt mir auf, dass ich mich verlaufen habe.
    Typisch.
    Gerade, als ich dachte, mein Selbstwertgefühl könne nicht noch weiter sinken, muss ich mich verlaufen.
    Das Bermudadreieck von Bishops Cross.
    Meinem Vater ist es gelungen, über Jahre hier abzutauchen, ohne je entdeckt zu werden. Vielleicht sollte ich Kat hierher locken und sie im Gebüsch aussetzen, auf dass sie nie wieder gesehen werde. Dann hätten Sally und Richard die nötige Ruhe, um ihre Ehe ins Reine zu bringen, was zudem den Vorteil hätte, dass eine bestimmte Person plötzlich frei wäre.
    Könnte es die Lösung sein, Kat Christian um die Ecke zu bringen?
    Vielleicht könnte ich Eric abrichten – frei nach dem Motto, bei Anblick Zubiss. Allerdings habe ich so meine Zweifel. Das Einzige, in das der gutmütige Eric seine Baby-Zähne haut, ist Futter.
    Ich wünschte, er wäre jetzt bei mir. Wahrscheinlich könnte er den Weg nach Hause allein am Duft des Mittagessens erschnüffeln, der langsam durch die Luft wabert.
    Wo zum Teufel bin ich?
    Ich versuche krampfhaft, nicht wieder loszuheulen, was ich in letzter Zeit sowieso viel zu häufig getan habe. Wenn ich so weitermache, werden meine Wangen noch rosten von all dem Salzwasser, das darüber läuft.
    Ich drehe mich um mich selbst wie ein Satellit, der versucht, Funkwellen einzufangen, und seufze erleichtert, als ich endlich etwas wiedererkenne. Hinter den goldenen Baumkronen ist der Kirchturm zu sehen, der mir den Weg weist wie ein Leuchtfeuer.
    Im Innern der Kirche ist es kühl und schattig. Es riecht intensiv nach Weihrauch und Möbelpolitur, nach alten,
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