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Eine Braut zu viel: Roman (German Edition)

Eine Braut zu viel: Roman (German Edition)

Titel: Eine Braut zu viel: Roman (German Edition)
Autoren: Sarah Harvey
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zu warten, statt noch am selben Nachmittag zu fahren.
    Nach dem Essen erbiete ich mich, den Abwasch zu erledigen, während Eric und Roger, die Zwillingsmülleimer, zu meinen Füßen sitzen und den Abfall entsorgen.
    In weniger als vierundzwanzig Stunden sind sie die besten Freunde geworden. Wie einfach doch das Leben für einen Hund ist. Fressen, schlafen, Gassi gehen, schnüffeln, kratzen, das sind ihre fünf Sinne, überaus vernünftig und bei weitem nicht so kompliziert wie das menschliche Gefühlsleben.
    Nachdem ich den letzten Teller abgetrocknet und weggeräumt habe, gehe ich in den Garten. Der Altweibersommer war vielleicht doch nur ein Altweibersommertag, denn der strahlende Sonnenschein verblasst wie ein falsches Versprechen. Es ist vier Uhr nachmittags. Die letzten Strahlen der Sonne wärmen nur noch schwach, und der Himmel bedeckt sich bereits mit einem blassen Taubengrau.
    Aus Norden weht eine schwache Brise, doch im Windschutz des Hauses ist es im Garten, der nach Süden geht, noch relativ warm. Ich setze mich an seinem Ende auf eine Bank. Durch die Flügeltüren kann ich Dad und Florrie sehen, die engumschlungen im Wohnzimmer auf dem Sofa sitzen. Ihr Glück gleicht einer Idylle, und obwohl mich ihr Anblick unglaublich glücklich macht, kann ich doch einen leisen Seufzer der Eifersucht nicht unterdrücken.
    Dabei hat Florrie fast sechs Jahre auf diesen Mann warten müssen. Sie verdient es, glücklich zu sein. Es ist mir unbegreiflich, wie sie das durchgestanden hat. Es ist gerade einmal vier Tage her, dass ich Alex zum letzen Mal gesehen habe, und nun sehen Sie selbst, in was für einem jämmerlichen Zustand ich bin.
    In einem Lavendelstrauch neben mir summt schläfrig eine Biene, ein stilles, gleichmäßiges Brummen wie von einer Mutter, die jeden Samstagmorgen wie besessen Staub saugt. Ich werde von der sanften Wärme eingehüllt, und die zarte Brise streicht wie ein Flüstern über mein Gesicht. Vogelgezwitscher lullt meine müden Gedanken ein.
    Ich schließe die Augen, und die zwei Flaschen Wein, die wir zum Mittagessen getrunken haben, tun ein Übriges, um mich müde zu machen. Ich spüre, wie ich in den Schlaf sinke. Flüchtige, verschwommene Bilder sausen vor meinem inneren Auge vorbei wie die Mauersegler.
    Ein Schatten fällt auf mein Gesicht. Ich sehe auf und lächele Alex schläfrig zu, der mein Lächeln liebevoll erwidert, während seine blauen Augen funkeln wie die Sonne über dem Meer. Was für ein schöner Traum. Er ist so lebhaft, dass ich sogar den intensiven, berauschenden Duft seines Aftershaves wahrnehmen kann.
    »Hallo, Fliss.« Seine Stimme klingt zärtlich.
    »Hallo, Süßer«, murmele ich.
    »Fliss?«
    Er beugt sich herunter und berührt mein Gesicht, streicht mir die Haare aus den Augen. Seine Hände fühlen sich warm und fest an. Verschlafen blinzelnd greife ich nach dem überaus wirklichen Stoff seines Sakkos und begreife erschrocken, dass ich nicht träume.
    »Alex?« Ich schieße in die Höhe, sodass Eric, der wieder einmal auf meinen Knien gelegen hat, ins Gras zu meinen Füßen purzelt.
    »Ich glaube, Süßer gefällt mir besser.«
    Ich fahre mir mit dem Handrücken über die Augen.
    »Was machst du denn hier?«
    »Na, das ist ja eine nette Begrüßung. Freust du dich denn nicht, mich zu sehen?«
    Ein Verdurstender freut sich, eine Oase zu sehen, bis er erkennt, dass es sich um eine Fata Morgana handelt.
    Alex setzt sich neben mir ins Gras und fängt an, den etwas verstimmten Eric zu streicheln, der mir einen verächtlichen Blick zuwirft, während er sein gesamtes Gewicht auf Alex’ Schoß verlagert und es sich dort mit einem zufriedenen Seufzer bequem macht.
    Alex sieht müde aus. Unter seinen schönen Augen sind tiefe Schatten, und sein Haar ist zerzaust, doch ich finde ihn immer noch Atem beraubend begehrenswert.
    Ich rücke von ihm ab und atme so heftig ein, dass mir schwindelig wird. Ich kann ihn auf keinen Fall berühren, denn ich weiß genau, was dann passiert: meine Selbstbeherrschung verabschiedet sich. Sie verabschiedet sich selbstzufrieden in dieses kleine, graue Bermudadreieck in meinem Kopf, in dem der Anstand jedes Mal verschwindet, wenn ich betrunken bin.
    Schweigend sieht Alex mich prüfend an.
    »Und, willst du mich nicht fragen, was ich hier mache?«
    »Was machst du hier?«, frage ich verständnislos.
    Abwesend krault er das borstige Fell auf Erics Kopf.
    »Ich habe es ihr gesagt«, erklärt er schließlich.
    »Was hast du ihr gesagt?« Meine Stimme ist
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