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Eine Braut zu viel: Roman (German Edition)

Eine Braut zu viel: Roman (German Edition)

Titel: Eine Braut zu viel: Roman (German Edition)
Autoren: Sarah Harvey
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ziemlich verschwommen zurückstarren. Ist das wirklich mein Gesicht? Das einzige, was ich wiedererkenne, ist meine Angst. Die Angst vor dem Alleinsein. Als Teil eines Paares wird man als normaler Mensch betrachtet. Als Single ist man plötzlich Teil einer Statistik.
    Wie wohl das Leben ohne Richard ist? Gab es je ein Leben ohne Richard? Manchmal kommt es mir nicht so vor. Gibt es denn ein Leben nach Richard? Ebenso wie das Leben nach dem Tod ist es ein unbekanntes Phänomen. Doch eines weiß ich ganz genau: Ich bin zu jung zum Sterben. Es mag ja ein Leben nach Richard geben, doch falls ich versuchen sollte, dieses unbekannte Terrain zu erkunden, bringt meine Mutter mich um.
    Ich glaube, ich leide unter der typischen Krankheit des Jahrzehnts.
    Ich weiß, dass ich etwas will, aber ich weiß nicht wirklich, was dieses Etwas ist. Etwas Besseres? Etwas anderes?
    Einen Moment lang denke ich nach. Etwas Besseres, etwas anderes … auf jeden Fall etwas Größeres!
    Bei diesem Gedanken muss ich laut kichern.
    Ich kehre zum Tisch zurück. Meine Pfeffersoße ist erkaltet und erstarrt, genau wie mein Liebesleben. Jetzt oder nie. Ich nehme noch einen Schluck Burgunder, wappne mich innerlich, nehme all meinen Mut zusammen und öffne den Mund.
    »Richard …«, setze ich an.
    »Richard? Richard Trevelyan!«
    Eine elegante Brünette, die von Kopf bis Fuß in Versace gehüllt ist und gerade von einem Ober zu ihrem Tisch geführt wird, bleibt abrupt stehen und späht durch den dezent beleuchteten Raum zu unserem Tisch herüber.
    »Na klar ist er es, nicht wahr?« Sie wirft ihre schwarzbraune Mähne zurück, schiebt den Ober beiseite, der prompt einem anderen Gast auf den Fuß tritt, und stürmt auf uns zu. Im Schlepptau hat sie einen ziemlich gut aussehenden, offensichtlich peinlich berührten Mann.
    »Wusste ich es doch. Habe ich nicht gleich gesagt, dass da Richard Trevelyan sitzt, Alex, hm?«, redet sie auf ihren Begleiter ein. »Lang, lang ist’s her …«
    Sie stürzt sich auf Richard und küsst ihn entschlossen gleich links neben den Mund. Zurück bleibt ein fetter roter Abdruck. Sie hätte ihn genau auf die Lippen getroffen, hätte er den Kopf nicht leicht abgewandt. Ich weiß, dass er das nur getan hat, weil er Knoblauch gegessen hat. Völlig in Ordnung, mich damit zu verpesten, aber sicher kein anderes Mitglied des weiblichen Geschlechts.
    »Wie geht’s? Immer noch ganz der gerissene Firmenanwalt?«
    Sie lacht, dieses typisch kultivierte Lachen, das leicht und melodiös klingen soll, wie das Klingeln eines Glasglöckchens. Doch es ist genauso falsch wie die Nägel an ihren schmalen, eleganten Händen. Richard lacht ebenfalls. Auch er hat ein falsches Lachen, eine Art Röhren, dieses tiefe, herzliche Lachen nach dem Motto, »Was bin ich doch für ein netter Kerl«. Genau die Art, die durch den ganzen Raum schallt wie ein Gummiball, der schon so manches Glas zu Bruch hat gehen lassen.
    »Aber nicht doch, Katharina die Große – was für eine wundervolle Überraschung. Du siehst einfach umwerfend aus, aber das hast du ja schon immer.«
    Umständlich erhebt Richard sich und küsst ihr die Hand (Wieder der Knoblauch, er ist nämlich alles andere als ein Kavalier.)
    »Und Alex. Wie geht’s dir, alter Freund?« Richard wendet sich an ihren Begleiter, ergreift seine ausgestreckte Rechte mit beiden Händen und schüttelt sie energisch. Er ist davon überzeugt, dass die Stärke des Handschlags die Stärke der Persönlichkeit widerspiegelt.
    »Freut mich riesig, euch beide zu sehen. Ist ja eine Ewigkeit her.«
    Der Mann namens Alex lächelt mir zu und wartet darauf, vorgestellt zu werden. Doch so höflich ist Richard nicht. Er ist bekannt dafür, sich mit Bekannten in lange Gespräche zu vertiefen, ohne auch nur meinen Namen zu erwähnen, während ich direkt neben ihm stehe.
    Doch Alex’ Frau kann ihre Neugier nicht länger zähmen.
    »Wer ist denn deine kleine Freundin da, Ricky?«
    Ricky! Trotz der Tatsache, dass ich gerade in einem ziemlich wichtigen Moment meines Lebens unterbrochen wurde, kann ich nur mühsam ein lautes Lachen unterdrücken.
    »Das ist Felicity«, sagt er.
    Anmutig streckt die Frau mir ihre elegante Hand entgegen. Ich bemerke, dass sie an sämtlichen Fingern Ringe trägt. Irgendwo habe ich gelesen, dies sei ein Zeichen dafür, dass eine Frau von einem Mann beherrscht werden will. An dieser Hand funkeln so viele Diamanten, dass es aussieht, als hätte sie sich eine ganze Mine angesteckt. Das Ganze erinnert
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