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Eine bezaubernde Erbin

Eine bezaubernde Erbin

Titel: Eine bezaubernde Erbin
Autoren: Sherry Thomas
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waren seit fast acht Jahren verheiratet, und sie war noch nicht mal fünfundzwanzig.
    „Ja“, erwiderte er, „deine Information ist zutreffend, wie gewöhnlich.“
    Sie griff nach dem Salzstreuer. „Wann hast du es erfahren?“
    „Gestern Abend.“ Sein Herz setzte bei den Worten vor Freude einen Schlag aus.
    Isabelle. Es war sieben Jahre her, seit er sie an ihrem Hochzeitstag das letzte Mal gesehen hatte. Acht, seit sie das letzte Mal miteinander gesprochen hatten.
    Und jetzt kehrte sie als ungebundene Frau in sein Leben zurück.
    Lady Fitz öffnete einen weiteren Umschlag und blickte kurz auf seinen Inhalt. „Sie wird es sicherlich kaum erwarten können, dich zu sehen.“
    Seit seiner ersten Begegnung mit der ehemaligen Millicent Graves hatte er gewusst, dass sie über eine bewundernswerte Selbstbeherrschung verfügte. Aber manchmal überraschte ihn ihre Gleichmut doch. Er kannte keine andere Ehefrau, die ihr Interesse am Wohlbefinden ihres Mannes mit einem solchen Mangel an Besitzanspruch vereinte – zumindest keine ohne eigenen Liebhaber.
    „Das hoffe ich“, sagte er.
    „Soll ich deine Termine in irgendeiner Weise anpassen?“, fragte sie, ohne ihn anzusehen. „Wenn ich mich nicht irre, werden wir morgen bei der Abfüllanlage erwartet, um den neuen Apfelschaumwein und die Limonade mit Zitronengeschmack zu probieren. Und übermorgen wollten wir wegen der Cremewaffeln und Schokoladenkroketten zur Keksfabrik.“
    Isabelles Rückkehr fiel in denselben Zeitraum wie ihr halbjährlicher Geschmackstest neuer Produkte bei Cresswell & Graves.
    „Danke, aber das wird nicht nötig sein. Ich bin heute zu ihr eingeladen.“
    „Oh“, sagte seine Frau.
    Ihre Haltung erinnerte ihn häufig an einen Blanc-manger-Pudding: glatt, mild und perfekt in Form. Aber in diesem Augenblick flog ein namenloses Gefühl über ihre Züge. Und plötzlich glich sie nicht länger einem farblosen Pudding, sondern vielmehr der Oberfläche eines vertrauten und dennoch unerforschten Sees, und er, der er am Ufer stand, hatte gerade eine Bewegung unter der Wasseroberfläche wahrgenommen, einen geheimnisvollen Schatten, der so schnell verschwand, dass er sich fragte, ob er ihn sich nur eingebildet hatte.
    „Grüße sie doch bitte von mir“, sagte sie, als sie erneut nach dem Salzstreuer griff.
    „Das werde ich.“
    Sie sah den Rest ihres Poststapels durch, trank ihren Tee aus und erhob sich – sie begann und beendete ihr Frühstück immer vor ihm. „Vergiss nicht, dass man uns heute bei den Queensberrys zum Essen erwartet.“
    „Das werde ich nicht.“
    „Ich wünsche dir einen guten Tag.“
    „Dir ebenfalls, Lady Fitz.“
    Ihr Gang war so ruhig wie sie selbst. Ihr blauer Rock raschelte kaum, als sie den Flur entlang ging. Aus Gewohnheit lauschte er auf ihre sich entfernenden Schritte. Der Rhythmus und die Leichtigkeit ihres Gangs waren ihm beinahe so vertraut wie der Rhythmus seines eigenen Atems.
    Als er sie nicht mehr hörte, zog er Isabelles Brief aus der Innentasche seines Morgenrocks und las ihn erneut:
    Mein liebster Fitz,
    (wage ich mich mit diesem Gruß schon zu weit vor? Nun ja, ich bin noch nie besonders zurückhaltend gewesen, und das wird sich gewiss nicht ändern.)
    Ich danke dir für das reizende Haus, das du für mich und die Kinder besorgt hast. Sie lieben den Garten, der so versteckt liegt. Mir selbst gefällt ganz besonders der helle, heitere Salon, von dem aus wir auf die Grünfläche auf der anderen Straßenseite blicken können.
    Es ist so lange her, seit ich dich das letzte Mal gesehen habe, da sollten mir ein paar Tage mehr nichts ausmachen. Und dennoch bin ich zu ungeduldig, um auf unser Wiedersehen zu warten, auch wenn das Haus eigentlich noch lange nicht so weit hergerichtet ist, dass ich Besucher empfangen kann. Wirst du morgen herkommen?
    Deine Isabelle
    Der Brief war so herzlich formuliert und ihre informelle Unterschrift war das Verheißungsvollste daran. Viele Jahre war sie ihm Isabelle gewesen, aber er hatte sie immer nur Miss Pelham oder – wie in ihrem derzeitigen Briefverkehr – Mrs Englewood genannt. Dass sie ihren Brief mit ihrem Vornamen unterschrieb, war eine unmissverständliche Einladung zu größerer Vertrautheit.
    Isabelle. Das erste Mädchen, das er geküsst hatte. Die einzige Frau, die er je geliebt hatte.
    Er steckte das Blatt wieder ein und schlug die Zeitung auf. Ein Dienstmädchen kam herein, um Lady Fitz‘ Teller abzuräumen.
    Ihm kam ein Gedanke. „Geben Sie mir den
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