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Eine bezaubernde Erbin

Eine bezaubernde Erbin

Titel: Eine bezaubernde Erbin
Autoren: Sherry Thomas
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Ich weiß nicht, wie dein Vater dazu steht, aber Colonel Clements ist fest entschlossen, dass ich meine Pflicht tue. Er würde dich eher in den Ruin treiben, als unsere Ehe zu erlauben.“
    Über ihnen grollte Donner. „Isabelle, Lord Fitzhugh“, rief ihre Mutter aus dem Haus. „Kommt besser rein. Es regnet gleich!“
    Keiner von beiden rührte sich.
    Regentropfen landeten auf seinem Kopf, jeder so schwer wie ein Kiesel.
    Sie starrte ihn an. „Erinnerst du dich an deinen ersten Besuch hier?“
    „Natürlich.“
    Er war sechzehn gewesen, sie fünfzehn. Er war am Ende des Michaelis-Trimesters mit Pelham, Hastings und zwei weiteren Schulkameraden aus Eton hergekommen. Sie kam die Treppe hinabgelaufen, um Pelham zu umarmen. Fitz hatte sie vorher schon gesehen, als sie Pelham in Eton besucht hatte, aber an jenem Tag war sie nicht länger das kleine Mädchen mehr, sondern eine anmutige, junge Frau, voller Lebensdrang und Elan. Das Licht der Nachmittagssonne, das schräg in die Eingangshalle fiel, ließ sie aussehen, als stünde sie in Flammen. Und als sie sich umdrehte und zu ihm: „Ah, Mr Fitzhugh, ich erinnere mich an Sie“, sagte, war es bereits um ihn geschehen.
    „Erinnerst du dich an die Kampfszene in Romeo und Julia ?“, fragte sie leise.
    Er nickte. Er wünschte sich, dass er die Zeit zurückdrehen, die Gegenwart hinter sich lassen und stattdessen wieder in jenen glücklicheren Tagen leben könnte.
    „Ich erinnere mich ganz deutlich an alles: Gerry war Tybalt und du Mercutio. Du hattest einen von Vaters Gehstöcken in einer Hand und ein belegtes Brot in der anderen. Du hast einmal abgebissen und gespottet: ‚Tybalt, du Ratzenfänger! willst du dran?‘“ Sie lächelte trotz ihrer Tränen. „Dann hast du gelacht. Mein Herz setzte kurz aus, und ich wusste in dem Moment, dass ich den Rest meines Lebens mit dir verbringen wollte.“
    Sein Gesicht war feucht. „Du wirst einen Besseren finden.“ Er zwang sich zu den Worten.
    „Ich will niemand anderen. Ich will nur dich.“
    Und er wollte nur sie. Aber es sollte nicht sein. Sie sollten nicht zusammen kommen.
    Es regnete in Strömen. Es war ein erbärmlicher Frühling gewesen. Er bezweifelte, jemals wieder unter einem wolkenlosen Himmel zu stehen.
    „Isabelle, Lord Fitzhugh, kommt sofort rein“, wiederholte Mrs Pelham.
    Sie rannten. Als sie das Haus erreichten, griff sie nach seinem Arm und zog ihn zu sich. „Küss mich.“
    „Ich kann nicht. Selbst wenn ich nicht um Miss Graves anhalte, werde ich eine andere heiraten.“
    „Hast du jemals geküsst?“
    „Nein.“ Er hatte auf sie gewartet.
    „Ein weiterer Grund, warum du mich jetzt küssen solltest. Damit, ganz gleich, was passiert, wir unseren ersten Kuss geteilt haben.“
    Ein Blitz fuhr durch die Wolkendecke. Er starrte die wunderschöne Frau an, die niemals die seine werden würde. War es so falsch?
    Vermutlich nicht, denn im nächsten Augenblick küsste er sie und verlor sich in diesem letzten Moment der Freiheit und des Glücks.
    Als sie ihre Rückkehr ins Haus nicht länger hinauszögern konnten, zog er sie fest an sich und flüsterte, was er ihr nicht hatte sagen wollen:
    „Ganz gleich, was auch passiert, ich werde dich immer, immer lieben.“

KAPITEL 2
    Acht Jahre später, 1896
    „Wie ich höre, ist Mrs Englewood wieder in London“, sagte Millicent, Lady Fitzhugh, beim Frühstück.
    Fitz sah von seiner Zeitung auf. Es war seltsam. Obwohl seine Frau sich nie mit Klatsch abgab, schien sie von allem zu erfahren, sobald es geschah.
    Sie trug ein kornblumenblaues Morgenkleid. Ein solches Kleid, welches ausschließlich zu Hause und im Familienkreis getragen wurde, war in seiner Form und Machart lockerer als seine eng geschnürten Verwandten, das Promenadenkleid und das Besuchskleid. Aber seine Frau hatte etwas so höchst – fast übertrieben – Adrettes an sich, dass sogar das bequemere Hauskleid züchtig und korrekt an ihr wirkte.
    Ihr hellbraunes Haar hatte sie zu einem festen Knoten aufgesteckt, mit nicht einer losen Haarsträhne – nie hing auch nur eine Locke heraus, bis auf das eine Mal, als sie mit einem Vorschlaghammer einen Kamin aus Ziegelsteinen zertrümmert hatte. Mit ihren Augen, von einer ähnlichen Farbe wie ihr Haar, überflog sie geschäftig eine Einladung nach der anderen. Es waren sanfte Augen, die nie jemanden wütend ansahen und nur sehr selten Missfallen ausdrückten.
    Manchmal überraschte es ihn, wie jung sie noch immer aussah. Wie jung sie noch immer war . Sie
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