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Eine besondere Herzensangelegenheit

Eine besondere Herzensangelegenheit

Titel: Eine besondere Herzensangelegenheit
Autoren: Milena Mayfeldt
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meinem Kopf hatte ich meinen rot-weiß gestreiften Sonnenschirm aufgespannt. Die Pflanzen, die in den Balkonkästen dem Dschungel Südamerikas nacheiferten, schützen mich zudem vor neugierigen Blicken aus den umliegenden Häusern. Und als Wichtigstes von allem freute ich mich auf mein neues Buch.
    Zufrieden ließ ich mich in den Liegestuhl fallen, klappte das Buch auf und begann zu lesen. Ich war gerade dabei, in das erste Kapitel einzutauchen und der erneuten Begegnung mit den lieb gewonnenen Figuren aus dem ersten Band der Trilogie entgegenzufiebern, als ich beim Umblättern plötzlich eine winzige Ecke hellblauen Papiers entdeckte, die zwischen den Buchseiten weiter hinten herausragte.
    Zuerst wollte ich es einfach ignorieren und mein Buch weiterlesen, aber meine Neugier ließ mir dann doch keine Ruhe. Also zog ich das Blatt zwischen den Seiten heraus und faltete es auf.
    Es war ein fein linierter Bogen Papier, der anscheinend aus einem Notizbuch oder Tagebuch herausgerissen war. Ungefähr die Hälfte der Seite war mit einer unregelmäßigen, etwas verschnörkelten Handschrift bedeckt. Es hätte der lila Tinte gar nicht bedurft, um mir klarzumachen, dass es sich dabei um die Schrift einer Frau oder eines Mädchens handeln musste.
    Ein winziger Anflug eines schlechten Gewissens stellte sich bei mir ein, als ich anfing zu lesen. Die Zeilen waren sicherlich privat und nicht für mich gedacht. Aber da ich wusste, dass ich mich erst wieder auf das Buch würde konzentrieren können, wenn ich den Inhalt des Schreibens erkundet hatte, pustete ich ihn schnell weg.
    Außerdem war die Schreiberin ja selbst schuld, wenn sie ihren Zettel einfach in dem Buch liegen ließ, das sie aussetzen wollte, dachte ich trotzig. Also begann ich zu lesen.
     
    ... hätte es ja voraussehen können , fing es mitten im Satz an. Hätte ich ihn bloß nicht mit dieser Schlampe allein gelassen. Beste Freundin, dass ich nicht lache! Das war einmal. Nie wieder will ich mit der etwas zu tun haben!
    Ich habe es wohl nicht besser verdient, ich blöde Kuh. Ich hätte von Anfang an misstrauischer sein müssen. Aber nein, ich musste ihm ja unbedingt vertrauen. Nicht mal in seinem Handy habe ich rumgeschnüffelt, und kam mir dabei immer noch ganz großmütig und souverän vor. Na ja, das hat er mir ja jetzt ordentlich ausgetrieben. Männer sind eben doch alle Schweine, ich hab’s ja schon immer gewusst. Aber jetzt reicht es. Genug ist genug! Der Kerl wird noch um mich trauern. ICH MACHE SCHLUSS!
     
    Mein Grinsen in diesem Augenblick musste an die sprichwörtliche Katze erinnern, die verbotenerweise aus dem Sahnetopf genascht hat. Ich sah keinen Grund, mit meiner Schadenfreude hinter den Berg zu halten. Wenn ein Kerl einen betrog, war das ja schon ziemlich mies, es aber ausgerechnet mit der besten Freundin zu tun, war absolut indiskutabel.
    Das zumindest war meine Interpretation von dem, was geschehen sein musste.
    So ist es richtig, feuerte ich meine unbekannte Geschlechtsgenossin in Gedanken an. An deiner Stelle würde ich es ihm auch in barer Münze heimzahlen. Gib es ihm ordentlich, er hat es nicht besser verdient!
    Zufrieden faltete ich das Papier wieder zusammen und legte es neben mir auf den kleinen Tisch. Es wurde Zeit, mich endlich ganz der Geschichte in dem Buch zu widmen.
    Doch plötzlich durchzuckte mich ein Gedanke, der mir ganz und gar nicht gefiel. Ich richtete mich in meinem Liegestuhl auf, nahm die Tagebuchseite noch einmal in die Hand und las die beiden letzten Sätze wieder und wieder durch.
    Der Kerl wird noch um mich trauern. ICH MACHE SCHLUSS!
    Ich schluckte. Das sollte doch wohl hoffentlich bedeuten, dass die Schreiberin die Beziehung zu ihrem untreuen Kerl beenden wollte, oder?
    »Na klar heißt es das«, versuchte ich mich selbst zu beruhigen.
    Ich trank einen großen Schluck Kaffee und versuchte mich wieder in mein Buch zu vertiefen. Doch nachdem ich eine ganze Seite gelesen hatte, wurde mir klar, dass ich keinen einzigen Satz davon verstanden hatte. Ich war viel zu abgelenkt. Meine Gedanken kreisten unaufhörlich um die Idee, die sich mit Tausenden von winzigen Widerhäkchen in meinem Kopf festgesetzt hatte.
    Was war, wenn die Unbekannte etwas ganz anderes meinte? Schluss machen und trauern konnte man ja auch in einem ganz anderen Zusammenhang verstehen.
    Sie wollte sich doch nicht etwa umbringen?
    »Isabelle, du spinnst«, murmelte ich mir leise selbst zu. »Du steigerst dich da schon wieder in eine absurde Idee rein. Komm
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