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Eine besondere Herzensangelegenheit

Eine besondere Herzensangelegenheit

Titel: Eine besondere Herzensangelegenheit
Autoren: Milena Mayfeldt
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heimlich zu beobachten, wem mein ausgesetztes Buch in die Hände fiel.
    Auf dem Bahnsteig atmete ich ein paar Mal tief durch. Immer noch war es ziemlich heiß und ich hatte das Gefühl, mich dringend etwas abkühlen zu müssen. Also machte mich auf direktem Weg in das nächste Eiscafé.
    Ich hatte alles getan, was möglich gewesen war. Jetzt kam der schwierigste Teil. Ich konnte nur noch abwarten, ob sich die Unbekannte tatsächlich bei mir melden würde.
    In der Zwischenzeit brauchte ich dringend einen riesigen Eisbecher, am besten den für zwei Personen. Natürlich nur, um meine Samba tanzenden Nerven zu beruhigen.
     

Kapitel 4
     
    Eigentlich hatte ich vorgehabt, meinen Besuch im Eiscafé so lange wie möglich ausdehnen, aber ich war viel zu unruhig. Ich konnte es kaum noch abwarten, in meine Wohnung zu kommen und meine E-Mails abzurufen.
    Also löffelte ich den überdimensionalen Eisbecher, der mit unzähligen Herzen dekoriert war (er hieß Coppa Amore und war eigentlich für Verliebte gedacht), in Windeseile aus. Die missbilligenden Blicke der Frau am Tisch gegenüber versuchte ich möglichst an mir abprallen zu lassen. Eindeutig Frustfressen , schienen sie zu rufen.
    Nachdem ich bezahlt hatte, machte ich mich mit einer immer noch tiefgefrorenen Zunge auf den Weg.
    Zuhause konnte ich es kaum erwarten, meinen Computer einzuschalten und meine E-Mails abzurufen. Nebenbei hörte ich meinen Anrufbeantworter ab. Wie meistens lud Nicole mich ein, etwas mit ihr und ihren Freunden zu unternehmen. Und wie meistens rief ich sie kurz an und sagte ab.
    Dann studierte ich die seit dem Vorabend eingegangenen Mails.
    Es waren ganz schön viele, hauptsächlich Werbung und unzählige Newsletter, die ich schon lange hatte abbestellen wollen, aber nie dazu gekommen war. Okay, ich gebe es zu, ich war einfach zu faul dazu. Aber es hörte sich doch viel besser an, wenn man behauptete, terminlich so eingespannt zu sein, dass man für solch lapidare Dinge einfach keine Zeit erübrigen konnte.
    Außer den Werbemails fanden sich zwei Rechnungen in meinem virtuellen Posteingang, die bestimmt nur zu dem Zweck versandt worden waren, mir das Wochenende zu vermiesen.
    Von meiner unbekannten Tagebuchschreiberin dagegen fand ich nichts. Enttäuscht verzog ich das Gesicht. Ich hatte so gehofft, dass sie mein Buch finden und sich natürlich direkt bei mir melden würde.
    Die nächste Dreiviertelstunde verbrachte ich damit, relativ tatenlos vor dem Monitor zu hocken und immer wieder auf Senden/Empfangen zu klicken, in der Hoffnung, dass sich doch noch etwas tat.
    Das passierte prompt: Es kamen noch mehr Werbemails und Newsletter. Als dann sogar noch eine weitere Rechnung eintrudelte, hatte ich endgültig genug.
    »Blöde Kuh, du benimmst dich schon wie ein liebeskranker Teenager, der vor dem Telefon sitzt und sehnsüchtig auf den Anruf seines Angebeteten wartet«, murmelte ich missmutig.
    Ich stand auf und schlenderte betont lässig in die Küche, allerdings nicht ohne vorher noch einmal den inzwischen schon beinahe abgenutzt wirkenden Button anzuklicken. Natürlich wieder erfolglos.
    Umso erstaunter war ich, als ich mit einem großen Stück Schokolade ausgestattet wieder an meinen Platz am Computer zurückkehrte. Eigentlich hatte ich nach meinem Eis gar keinen Appetit mehr, schon gar nicht auf etwas Süßes. Es war eher als eine Art Beschäftigungstherapie anzusehen, einen Vorwand, in der Wohnung herumzulaufen. Daher legte ich den Schokoriegel neben mich auf den Schreibtisch. Vielleicht hatte ich ja später Lust, ihn zu essen.
    Ich blickte noch einmal auf den Monitor, um mich zu versichern, dass ich mich nicht geirrt hatte. Doch es stimmte: Der Posteingang zeigte den Erhalt einer neuen Mail an. Als Absender war eine Lily aufgeführt und der Betreff lautete: Der Gefangene des Himmels .
    Plötzlich war mir vor Aufregung beinahe schwindlig. Ich wusste selbst nicht, warum ich mich in die Geschichte so hineinsteigerte, aber ich hoffte inständig, dass mein Buch bei der richtigen Person gelandet war.
    Mit zitternden Fingern öffnete ich die E-Mail.
     
    Hallo Isabelle , stand dort, ich war mir am Anfang zwar nicht so ganz sicher, ob du wirklich mich mit deinem Brief ansprechen wolltest, aber ich denke schon. Jedenfalls wäre es doch ein ziemlich großer Zufall, wenn letzten Freitag zwei Zafón-Bücher in der S-Bahn ausgesetzt worden wären.
    Ehrlich gesagt wusste ich zuerst gar nicht, worum es eigentlich ging, bis mir die alte Tagebuchseite wieder
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