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Eine besondere Herzensangelegenheit

Eine besondere Herzensangelegenheit

Titel: Eine besondere Herzensangelegenheit
Autoren: Milena Mayfeldt
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verzog vor Verlegenheit das Gesicht, als mir klar wurde, dass ich nicht mal nachrechnen musste, um das zu wissen. Entweder war ich völlig gestört, weil er mich abserviert hatte, oder es war eine Art Berufskrankheit bei Buchhalterinnen. Aber eigentlich war das ja auch egal. Es zeigte mir nur, dass ich anscheinend eine ziemlich verkorkste Persönlichkeit hatte. Da das keine welterschütternde Neuigkeit für mich war, schob ich den Gedanken einfach beiseite.
    Jetzt musste ich erst einmal über Lilys Mail nachdenken. Ich war mir nicht ganz sicher, ob ich ihren Vorschlag mit der Wette annehmen sollte.
    Normalerweise wurde ich mit fremden Leuten nicht so schnell warm, und nach der Kakerlakengeschichte mit ihrem Exfreund hatte ich keine Ahnung, was auf mich zukommen würde. In Gedanken sah ich mich schon in einem Tümpel voller Krokodile schwimmen oder vor einem wilden Stier wegrennen, dem ich zuvor eine Pudelmütze auf die Hörner gesetzt hatte. Das war nicht unbedingt die Art von angenehmer Freizeitgestaltung, die mir vorschwebte.
    Andererseits war es vielleicht ja auch ganz lustig, mit jemandem zu wetten, den man eigentlich gar nicht kannte. Außerdem konnte ich jederzeit aufgeben, wenn es mir zu bunt wurde. Mehr als ein Essen riskierte ich nicht, und da reichte zur Not auch eine gemeinsame Currywurst an der nächsten Imbissbude. Also sprach eigentlich nichts dagegen, sich die erste Aufgabe zumindest einmal anzuhören.
     
    Okay, ich bin dabei , schrieb ich deswegen als Antwort. Aber nur unter einer Bedingung: Eine von uns stellt die Aufgabe, aber damit es nicht zu fies wird, müssen jeweils beide sie erfüllen, und zwar immer innerhalb einer Woche. Wenn das für dich in Ordnung ist, können wir meinetwegen sofort starten. Natürlich darfst du dir die erste Herausforderung ausdenken, es war ja auch deine Idee.
    Und übrigens: Ich finde, dein Ex hat die Kakerlaken absolut verdient. Ich an deiner Stelle hätte vielleicht sogar über Ratten nachgedacht.
     
    Bevor ich es mir anders überlegen und einen Rückzieher machen konnte, klickte ich auf Senden .
    Erst danach überkamen mich wieder Zweifel. Worauf zum Teufel ließ ich mich da ein? Ich war doch sonst nicht für so verrückte Sachen zu haben. Warum hatte ich jetzt plötzlich alle meine Prinzipien über Bord geworfen und machte so einen Unsinn mit?
    Noch ehe ich mich weitergehenden Vorstellungen darüber hingeben konnte, was alles passieren konnte, wenn man über das Internet Kontakt zu Fremden aufnahm, zeigte mein Bildschirm Lilys Antwort an.
     
    Klasse, das wird bestimmt superlustig.
    Also, als Erstes habe ich mir etwas ganz Einfaches ausgedacht. Die Herausforderung der Woche lautet: Veranstalte ein ungewöhnliches Picknick!
    Ich melde mich dann nächste Woche um dieselbe Zeit, dann können wir unsere Erlebnisse austauschen.
    Bis dahin liebe Grüße und viel Spaß!
    P.S.: Über die Ratten habe ich auch nachgedacht, aber die Viecher taten mir viel zu leid, als dass ich ausgerechnet diesen Kerl auf sie gehetzt hätte.
     
    Ich atmete erleichtert auf. Die Aufgabe war absolut lösbar. Irgendetwas Verrücktes würde mir da ganz bestimmt einfallen.
    Nur in diesem Moment war mein Kopf leider wie leer gefegt und noch hinterhergewischt. Deshalb wandte ich mich erst einmal meinem Bücherregal zu. Da ich am Nachmittag ausschließlich damit beschäftigt gewesen war, das Tauschbuch für Lily in der S-Bahn zu deponieren, war ich gar nicht dazu gekommen, mir selbst ein ausgesetztes Buch mitzunehmen. Daher blieb mir wohl oder übel nichts anderes übrig, als eines meiner alten Lieblingsbücher noch einmal zu lesen.
    Vielleicht, dachte ich mir, als ich die Titel zum wiederholten Mal durchging, aber nichts fand, auf das ich im Moment Lust hatte, vielleicht hätte ich doch Nicoles Angebot annehmen und mit ihr und ihren Freunden in den Biergarten gehen sollen. Aber dazu war es jetzt zu spät.
     

Kapitel 5
     
    Die Bewältigung meiner ersten Herausforderung hatte ich für den Sonntagmorgen geplant.
    Den gesamten Freitagabend und auch am Samstag hatte ich mir darüber Gedanken gemacht, was für ein besonderes Picknick ich veranstalten wollte. Leider hielt sich meine Kreativität in Bezug auf solche Ideen in sehr überschaubaren Grenzen. Böse Zungen hätten vielleicht behauptet, ich wäre schlicht einfallslos. Also hatte ich beschlossen, dass nicht unbedingt der Ort, sondern vielmehr die Zeit das Ungewöhnliche an meinem Picknick sein sollte. Es sollte nämlich zum Sonnenaufgang
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