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Eine besondere Herzensangelegenheit

Eine besondere Herzensangelegenheit

Titel: Eine besondere Herzensangelegenheit
Autoren: Milena Mayfeldt
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merkte, wie Trotz in mir aufstieg.
    »Hasso, ich habe noch einen Tipp für dich«, rief ich den beiden hinterher, nachdem sie endlich außer Sichtweite waren. »Der Platz zwischen den Vordersitzen, genau über der Handbremse, ist wunderbar zum Hinkotzen geeignet.«
    Den unfeinen Fluch, den ich daraufhin als Antwort bekam, möchte ich hier anstandshalber nicht im Wortlaut wiedergeben.
    Ich hatte mal irgendwo gehört, dass sich im Lauf der Jahre Hund und Herrchen immer ähnlicher wurden. Wenn das stimmte, hoffte ich doch sehr, dass der grobe Kerl mit der Zeit die Charakterzüge seines Hundes annahm und nicht umgekehrt.
    Auf dem Rückweg hielt ich vorsichtshalber mein Pfefferspray direkt in der Hand. So, wie ich den Hundebesitzer kennengelernt hatte, war ich mir nicht sicher, ob er mir nicht hinter irgendeinem Baum auflauerte und sein gesamtes Kampfgewicht gegen mich einsetzte. Rache war schließlich Blutwurst – oder in meinem Fall wohl Apfelkuchen.
    Erst als ich sicher in meinem Auto saß, merkte ich, dass sich Trotz und Wut langsam lösten. Die Absurdität der Situation wurde mir bewusst und ich begann zu kichern. Irgendwann konnte ich mich nicht mehr zurückhalten und prustete laut los.
    Sämtliche Autofahrer, die mir auf dem Weg in die Altstadt entgegenkamen, sahen mich verwundert an, weil ich mich vor Lachen kaum noch auf das Fahren konzentrieren konnte.
    Es war nicht zu leugnen: Dank Lily hatte ich ein Erlebnis, das ich nie wieder vergessen würde.
     

Kapitel 6
     
    Auch im Lauf der folgenden Woche fing ich immer wieder an zu kichern, wenn ich an die Begegnung mit Hassos Herrchen dachte.
    Dementsprechend gut gelaunt setzte ich mich am Freitag nach Feierabend an meinen Computer.
    Wie in jeder Woche hatte ich zwar auch diesmal wieder ein interessantes Buch in der S-Bahn ergattert, aber ich war gar nicht so erpicht wie sonst darauf, mit dem Lesen anzufangen. Vielmehr wollte ich endlich meine Geschichte loswerden. Außerdem war ich natürlich gespannt, wie es Lily bei ihrem außergewöhnlichen Picknick ergangen war.
    Ihre Nachricht fiel mir sofort ins Auge, als ich mein E-Mail-Programm öffnete. Sie war ökonomisch kurz gehalten und bestand nur aus einem Satz:
    Und, wie war’s?
     
    Meine Antwort wurde ein bisschen umfangreicher. Ausführlich schilderte ich Lily von meinem Picknick bei Sonnenaufgang auf der Waldlichtung. Als ich von meinem Aufeinandertreffen mit Hasso und seinem Besitzer berichtete, fing ich unwillkürlich wieder an zu grinsen.
     
    Das war klasse von dir , schrieb Lily als Reaktion auf meinen Rat an Hasso zurück. Ich hoffe, der Hund hat ihm nicht nur auf die Handbremse gekotzt, sondern nach der üppigen Mahlzeit auch noch tagelang herumgefurzt. Das riecht nämlich echt fies. Verdient hätte der Kerl das allemal. So ein Ekel!
    Ich hatte übrigens eine ganz ähnliche Idee wie du. Ich habe nämlich auch ein Frühstück geplant, und zwar direkt in einer ganz engen Stelle in der Fußgängerzone – natürlich pünktlich zu Beginn der Ladenöffnungszeit. Dann hätte nämlich jeder über mich drübersteigen müssen. Ich habe mir das ganz witzig vorgestellt. Bei solchen Aktionen kommt man immer ganz leicht mit den Leuten ins Gespräch, auch wenn natürlich grundsätzlich ein paar Meckerfritzen dabei sind.
    Doch leider habe ich mir ausgerechnet den Mittwoch für mein Vorhaben ausgesucht, weil ich an diesem Tag vormittags keine Vorlesungen habe. Und da hat es ja in Strömen geregnet. Aber da ich ja nun schon alles vorbereitet hatte, habe ich das Picknick kurzerhand verlegt.
    Ich finde Frühstück im Bett total super, bloß nicht in meinem eigenen, weil ich immer so herumkrümle. Also bin ich mit meinem Rucksack in das nächste Möbelhaus – das war in diesem Fall IKEA – und habe es mir dort in der Bettenabteilung gemütlich gemacht.
    Du glaubst gar nicht, wie die Leute geguckt haben, als ich meine Butterbrote und meine Thermoskanne ausgepackt habe. Die meisten haben natürlich fassungslos den Kopf geschüttelt, aber ein paar wollten sich gleich selbst zum Mitessen einladen. Leider war kein wirklich süßer Typ dabei, den ich gern zu mir ins Bett geholt hätte, also habe ich bei allen dankend abgelehnt.
    Blöd war nur, dass sich der Abteilungsleiter doch als ziemliche Spaßbremse gezeigt hat. Er hatte überhaupt kein Verständnis für meine Aktion, nicht mal, als ich ihm erklärt habe, dass ich unbedingt zu Ende picknicken muss, um meine Wette zu gewinnen. Ich habe ihn sogar auf ein Butterbrot
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