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Eine Andere Welt

Eine Andere Welt

Titel: Eine Andere Welt
Autoren: Philip K. Dick
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Gesamtwerk, das um das Zentralthema des menschlichen Geistes kreist, der in einem schier unverständlichen, widerspenstigen Universum auf der Suche nach der Realität, der tatsächlichen, endgültigen Wahrheit ist, läßt sich grob in drei Phasen einteilen.
    Die erste umfaßt die Jahre 1952 bis 1960. In diesem Zeitraum erschien der Großteil seiner Kurzgeschichten, aber auch schon bedeutende Romane wie DIE SELTSAME WELT DES MR. JONES, UND DIE ERDE STEHT STILL oder ZEITLOSE ZEIT. Anfang der sechziger Jahre li Dick unter einem »writer‘s block« – er brachte nichts mehr zu Papier –, den er erst mit DAS ORAKEL VOM BERGE überwand, für den er den »Hugo« (als bester Roman des Jahres) zugesprochen bekam, den begehrten Preis, der nach dem »Vater der Science Fiction«, Hugo Gernsback, benannt ist und alljährlich auf dem Worldcon (dem Treffen der SF-Leser aus aller Welt) ermielt und vergeben wird.
    Dieser Roman leitet die zweite und vielleicht bedeutendste Periode in Dicks Schaffen ein. Es folgten Romane wie MOZART FÜR MARSIANER, LSD-ASTRONAUTEN oder UBIK, in denen
– beeindruckend wie nie zuvor und nie wieder in der SF – die Realitätsfrage gestellt wird, die so typisch für diesen Autor ist. Die Wirklichkeit seiner Alptraumwelten zerfällt buchstäblich. Sie werden in geistige Alptraumwelten ihrer Widersacher verschlagen, verzweifeln schier an den Manipulationen, denen sie wehrlos ausgesetzt sind. Der »koinos kosmos« – die geteilte, von allen Menschen wahrgenommene Welt – wird völlig bedeutungslos, der »ideos kosmos« – die individuelle Welt des einzelnen – bleibt der letzte Ankerhaken in einer völlig chaotischen Welt, »die sich bei genauerem Hinsehen in ihre Bestandteile auflöst«, wie es das LEXIKON DER SCIENCE FICTION LITERATUR ausdrückte. Und doch geben Dicks Charaktere den Kampf – und vor allem die Hoffnung – nie auf. Sie finden sich mit der philosophischen Auffassung des Solipsismus ab, die Dick in fast all seinen Romanen ausdrückt: Nur das subjektive Ich, das sich in der Selbstwahrnehmung unmielbar gewiß wird, ist wirklich, die Welt aber erlangt erst durch die Vorstellung des Ichs Wirklichkeit.
    Ende der sechziger Jahre erlahmte Dicks so überaus produktives Schaffen plötzlich. Er engagierte sich in der amerikanischen Bürgerrechtsbewegung, bezog Front gegen den Vietnam-Krieg – und erregte damit bereits die Aufmerksamkeit der Behörden. Erst 1974 erschien der vorliegende Roman, an dem der Autor mehrere Jahre gearbeitet hae, und leitete die drie Phase des Autors ein. Es folgte mit EIN DUNKLER SCHIRM ein weiterer sehr politischer Text, der eher der Mainstream-Literatur als der SF zuzuordnen ist, mit GOTT DES ZORNS ein zusammen mit Robert Zelazny verfaßter Roman, der noch auf Material basiert, das Dick in den sechziger Jahren geschrieben hae, und mit der VALIS-Trilogie (VALIS; THE DIVINE INVASION; THE TRANSMIGRATION OF TIMOTHY ARCHER), in der ein überraschend religiöses Konzept über unsere Wirklichkeit dargestellt wird.
    In EINE ANDERE WELT, dem ersten Roman der drien Phase in Dicks Schaffen, findet sich also besagter Jason Taverner in einer Welt wieder, die die seine ist, in der er aber niemals existiert hat. Niemand kennt ihn mehr, wie er bald feststellen muß; er besitzt auch keine Papiere mehr, mit denen er seine Identität beweisen könnte.
Und dies ist geradezu tödlich in den USA des Jahres 1988, die
    Dick in diesem Roman schildert. (Im zweiundzwanzigseitigen Exposé zu EINE ANDERE WELT ist noch die Rede vom Jahr 1998; die Entwicklung der gesellschalichen Verhältnisse in den USA scheint Dick so schnell vorangeschrien zu sein, daß er seine Handlung um zehn Jahre »zurückdatierte«. Es hat ein »Zweiter Bürgerkrieg« stagefunden; die intellektuelle Jugend ist eingepfercht in unterirdischen Bunkern unter den ehemaligen Universitäten; jeder Bürger ist vom Computer registriert, wer ohne Ausweis angetroffen wird, wandert in Zwangsarbeitslager; Minderheiten werden schikaniert, die totale Überwachung des Bürgers durch die Behörden ist verwirklicht. »Und selbst ich«, meint Felix Buckman, einer der Mächtigen in der Polizeibehörde, im 27. Kapitel, »könnte es dir nicht erklären. Ich könnte dir höchstens den Rat geben, dich Behörden gegenüber nie auffällig zu benehmen. Tue nie, was unser Interesse wecken könnte.«
    In diesen Polizeistaat verschlägt es Jason Taverner – in einen Staat, in dem er früher als Privilegierter gelebt hat und in dem er nun eine
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