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Eine Andere Welt

Eine Andere Welt

Titel: Eine Andere Welt
Autoren: Philip K. Dick
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Originaltitel: FLOW MY TEARS, THE POLICEMAN SAID.
    Ist es wirklich »eine andere Welt«, die Dick uns hier entblößt? Der Autor hat aktuelle gesellschaspolitische Zeichen der USA in die Zukun extrapoliert. Sein Protagonist Jason Taverner lebt in einem Polizeistaat; der Staat weiß mehr über den Bürger als dieser selbst. Wer einmal die Aufmerksamkeit der Behörden erregt hat, wird von ihnen niemals mehr vergessen; jeder Bürger ist in zentralen Computerdateien eingespeichert.
    Die Parallelen zu unserer Gegenwart – des Jahres 1984, auch hier in Deutschland – sind unübersehbar und bedrückend: Eine geplante Volkszählung, die nach Meinung vieler Kritiker eine Volksaushorchung dargestellt häe, ein Personalausweis, der einen verhängnisvollen Schri zur völligen Datenerfassung des Inhabers darstellte, die unterschiedlichsten Computerdateien, mit denen sich bald lückenlos feststellen läßt, wo sich welcher Staatsbürger wann aufgehalten hat – sind wir damit nicht schon auf dem besten Weg in »Die andere Welt«, deren drohendes Bild Dick warnend geschildert hat?
    Als Philip K. Dick am 17. November 1971 die Tür seines Hauses in San Rafael, Kalifornien, aufschloß, bot sich ihm ein Bild des Chaos: Seine Stereo-Anlage war gestohlen worden, auf dem Fußboden stand das Wasser zentimeterhoch, der feuersichere Schrank, in dem er seine Manuskripte auewahrte, war aufgesprengt worden. Dicks Korrespondenz, u.a. mit Doubleday, bei dem FLOW MY TEARS, THE POLICEMAN SAID, ursprünglich erschien, beweist, daß der Roman 1970 bereits fertiggestellt war. »Eine Razzia im Jahre 1971 gegen mein Haus hae es mir unmöglich gemacht zu arbeiten«, schrieb Dick (Brief an den Verfasser dieses Nachworts in deutscher Sprache). »Die Geheimpolizei versuchte, FLOW MY TEARS, THE POLICEMAN SAID zu finden. Wäre es der Polizei gelungen, das einzige Manuskript zu finden, gäbe es heute kein FLOW MY TEARS. Ein Polizeispitzel hae das Manuskript gelesen. In Nacht und Nebel lauerte die Polizei hier. Die Spitzel tranken und lachten mit uns, erschienen wie Freunde. Einer verkaue mir eine Pistole und sagte mir: ›Bald sterben Sie.‹ Er meinte, daß ich Selbstmord begehen sollte.«
    Dick erstaete Anzeige; die Untersuchung des Einbruchs verlief ergebnislos. »Wir wollen keinen Kreuzzügler hier im Marin County«, wurde Dick unter vier Augen mitgeteilt, als er sich bei den Polizeibehörden nach dem Fortschri der Ermilungen erkundigte. »Sie ziehen besser von hier fort, sonst schießt man ihnen eines Nachts noch eine Kugel in den Rücken.«
    Dick verließ das Marin County und flog nach Kanada; erst Monate später kehrte er nach Kalifornien zurück. Der Einbruch ist niemals aufgeklärt worden; man hat lediglich einen Farbigen verhaet, der im Besitz einer Pistole war, die bei diesem Einbruch ebenfalls entwendet wurde. Erst 1974 kam ansatzweise Licht in die Sache: ein Geheimpolizist, der mit der CIA zusammengearbeitet hae, ließ Dick gegenüber verlauten: »Vielleicht hat man Ihr Haus verwüstet, weil Sie etwas geschrieben haben, das die Wahrheit darstellt, ohne es zu wissen. Vielleicht wollte die Regierung herausbekommen, was Sie über eine Sache wußten, über die Sie fiktional geschrieben haben.«
    Dabei kann es sich nur um das Manuskript dieses Romans gehandelt haben. Dick hae es bei einem Rechtsanwalt hinterlegt; so führte der Einbruch die CIA nicht zum Ziel.
    »So beklemmend die Vision eines derartigen Polizeistaats ist, so berechtigt scheinen die Ängste, die der Autor hinsichtlich der ›freiheitlich-demokratischen Grundordnung‹ seines Landes hegt«, führte der Umschlagtext der deutschen Erstausgabe 1977 aus. »Watergate war die spektakuläre Panne, ein Einzelfall war es gewiß nicht. Die bis zum kriminellen Delikt gehende Überwachung der Bürger ist offenbar längst allgegenwärtige Routine und reicht hin bis zur Einschüchterung unliebsamer SF-Autoren.«
    Diese Einschüchterungen wurden fortgesetzt: Dick erhielt anonyme Drohanrufe; da er öffentlich seinen Abscheu über die »Nixon-Bande« und deren Verhalten im Vietnam-Krieg zum Ausdruck brachte, galt er bald als »Kommunist«. Dick konnte der CIA und dem FBI beweisen, seine Geschäspost in die Sowjetunion geöffnet und fotokopiert zu haben.
    Als die Erstauflage von FLOW MY TEARS in den USA erschien, lag eine Vorbestellung der US-Army über 236 Exemplare vor – genau die Anzahl, die die kryptographische Abteilung benötigt, um ihre Analysen durchzuführen. Von der Erstauflage von 7500
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