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Eine Andere Welt

Eine Andere Welt

Titel: Eine Andere Welt
Autoren: Philip K. Dick
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Programmkarte für den Heimflug in den Aufnahmeschlitz unter dem Autopiloten, schaltete die Steuerung um und legte den Kopf zurück. Nach einem letzten Blick auf die Instrumente schloß er die Augen.
Der Schlaf kam beinahe augenblicklich über ihn. Er fühlte sich in Spiralen absinken und war froh darüber. Aber dann, noch ehe er ganz hinübergeglien war, überkam ihn ein Traum. Er wollte ihn nicht und versuchte ihn abzuschüeln, doch das war ihm nicht möglich.
Das Land draußen, in dem er als Kind gelebt hae, spätsommerlich braun und ausgetrocknet. Er ri auf einem Pferd, und von links kamen langsam andere Reiter näher. Reiter in leuchtenden langen Gewändern, jedes von einer anderen Farbe. Jeder trug einen spitzigen Helm, der in der Sonne funkelte. Die langsam und feierlich dahinziehenden Rier bewegten sich an ihm vorbei, und er konnte eins der Gesichter genauer sehen: ein altertümliches Marmorgesicht, das Gesicht eines uralten Mannes mit welligen weißen Bartkaskaden. Was für eine kräige Nase er hae. Welch edle Züge. So müde, so ernst, so weit entfernt von den Gesichtern gewöhnlicher Menschen. Offensichtlich war er ein König.
Felix Buckman ließ sie vorüberziehen; er sprach sie nicht an, und sie sagten nichts zu ihm. Sie zogen zu dem Haus, aus dem er gekommen war. In dem Haus hae sich ein Mann eingeschlossen, allein in der fensterlosen Stille und Dunkelheit, reglos, reduziert auf ein Minimum von Existenz. Felix Buckman ri weiter, hinaus in die offene Landscha. Und dann hörte er hinter sich einen einzigen, schrecklichen Schrei. Sie haen Taverner getötet. Als er sie hereinkommen sah und in der Dunkelheit ringsum fühlte und begriff, was sie ihm antun wollten, hae Taverner geschrien.
Hoffnungslose schwarze Trauer überkam Felix Buckman. Aber im Traum kehrte er nicht um und blickte auch nicht zurück. Er konnte nichts tun. Niemand häe diesen Trupp farbenprächtig gewandeter Rier aualten können; niemand häe ihnen ein Nein entgegenschleudern können. Außerdem war es vorbei. Jason Taverner war tot.
Ein tiefer, lauter und störender Ton riß Buckman aus Schlaf und Traum. Go, dachte er und erschauerte fröstelnd. Wie kalt es geworden war. Wie leer und einsam er sich fühlte.
Noch erfüllt von der übermächtigen Trauer seines Traums, versuchte er sich auf die Ursache des Geräuschs zu konzentrieren. Richtig, es war das Warnsignal, das die baldige Erschöpfung des Treibstoffvorrats ankündigte; er häe die Treibstoffanzeige vor dem Start kontrollieren sollen. Ich muß landen, sagte er sich. Eine Tankstelle finden. Gute Gelegenheit, dachte er, mit jemandem zu reden. Ich muß mit jemandem reden. Ich kann nicht allein bleiben.
Er schaltete den Autopiloten aus, steuerte die Maschine in weitem Bogen an der Vorgebirgskee vorbei und hielt auf die Signallichter des kleinen Flugplatzes von Santa Monica zu. Minuten später setzte er vor der Tankstation des Hubschrauberlandeplatzes auf. An einer der Zapfstellen stand eine andere Maschine, dunkel und leer. Schlauchleitungen für Benzin und Öl steckten in den Einfüllstutzen, und Buckman hörte das Schnarren und Gurgeln der elektrischen Pumpen.
Der Pilot der Maschine, ein farbiger Mann mileren Alters in einem eleganten Anzug mit farbenfroher Krawae und offenem Mantel, ging auf dem ölfleckigen Beton auf und ab, die Arme verschränkt, einen abwesenden Ausdruck im gutgeschnienen Gesicht, dessen Züge vom grellweißen Licht scharf hervorgehoben wurden. Während er wartete, gab er weder Ungeduld noch Resignation zu erkennen; er ruhte in sich selbst; entrückt, unzugänglich und beneidenswert, nichts sehend, weil es nichts gab, was zu sehen er der Mühe wert erachtete. Felix Buckman schaltete die Zündung aus, öffnete die Tür und kleerte steif in die kalte Nacht hinaus. Er ging zur Zapfstelle und schob zwei Scheine in den Aufnahmeschlitz. Während sie von der Elektronik geprü wurden, zog er den Schlauch zur Maschine und hakte das Ende in den Einfüllstutzen. Dann kehrte er zur Zapfstelle zurück, und als das grüne Licht aufleuchtete, drückte er auf den Knopf, der die Pumpe in Betrieb setzte.
Der Schwarze sah ihn nicht an. Er wahrte Distanz und ging weiter auf und ab, ruhig, gemessen und unbeteiligt.
Buckman fühlte, wie ihm abermals die Tränen kamen. Einem unwiderstehlichen Impuls folgend, ging er auf den Farbigen zu. Der Mann blieb stehen und sah ihn verwundert und ein wenig mißtrauisch an, doch er wich ihm nicht aus. Buckman erreichte ihn, breitete die Arme aus,
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