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Eindeutig Liebe - Roman

Eindeutig Liebe - Roman

Titel: Eindeutig Liebe - Roman
Autoren: Jessica Thompson
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Die Haut darunter war nun mit rußiger Schwärze bedeckt, und bei jedem Blinzeln breitete sie sich mehr aus. Mist. Ich wischte rasch alles ab und fing wieder von vorne an.
    Komm schon, Sienna, reiß dich zusammen!
    Schließlich schaffte ich, dass auf beiden Augenlidern dicke schwarze Wimpern saßen. Ich sah wieder menschlich aus. Dann zog ich das Haargummi heraus, sodass mein Haar über meine Schultern floss, als sich der Pferdeschwanz auflöste. Ich fuhr mit der Bürste hindurch und frisierte es nach hinten, damit es ein bisschen mehr Fülle bekam.
    Eine neue Welle der Nervosität schwemmte über mich hinweg. Mir war schlecht. Zweifel schlichen sich ein. Was, wenn er nicht mehr das Gleiche empfand? Was, wenn ich ihm nicht genügte? Da erinnerte ich mich an das Kleid, das in meinem Schrank hing. Okay, bei der Weihnachtsfeier hatte es sich nicht gerade mit Ruhm bekleckert, aber vielleicht ging es darum ja gar nicht. Vielleicht würde ich mich einfach besser fühlen, wenn ich es anzog. Das hatte die merkwürdige Exballerina schließlich behauptet, oder? Wann immer ich mich fürchte oder niedergeschlagen fühle, solle ich mir vorstellen, das Kleid zu tragen …
    Also ging ich zu meinem Kleiderschrank und zog die Türen auf. Da war es. Ein Blitz aus schönstem Grün leuchtete mir entgegen. Der Stoff floss vom Bügel wie Wasser. Ja, ich würde das Kleid anziehen. Natürlich würde ich es nicht tragen können, wenn ich zu ihm ging, denn das wäre dann doch etwas absonderlich gewesen. Aber ich konnte es für ein paar Minuten anziehen und mich dann wieder umziehen. Hmm, wahrscheinlich hatte ich schon etwas zu viel getrunken, aber ich würde es trotzdem machen.
    Ich beeilte mich, aus meiner Kleidung herauszukommen, warf sie unordentlich auf einen Haufen zu meinen Füßen und stieg in das grüne Kleid. Der weiche Stoff glitt über meine Beine, als ich es hochzog. Es war perfekt, wenn man mal davon absah, dass es noch ganz leicht nach Zigarettenrauch roch.
    Ich liebe dieses Kleid, dachte ich. Plötzlich verschwanden alle Erinnerungen an die Weihnachtsfeier und daran, wie Ben mit mir Schluss gemacht hatte, und machten Platz für neue Erfahrungen.
    Schon bald stand ich vor dem deckenhohen Spiegel und entdeckte darin eine Version meiner selbst, von der ich nicht mal geahnt hatte, dass sie existierte. Sie hatte recht gehabt. Ich wünschte mir nur, mein Vater könnte mich so sehen … Wie sich zeigte, war dieses Kleid wohl wirklich das Kleid, das mein Leben verändern würde. Gut, ich würde es nicht wirklich tragen, wenn ich Nick meine Liebe gestand, aber im Geiste schon.
    Ich stellte mich auf die Zehenspitzen und drehte mich einmal komplett im Kreis. Die grüne Seide schmiegte sich an mich wie die Blütenblätter einer Blume. Ich holte tief Luft und spürte, wie die Spannung aus meiner Lunge wich. Das genügt, dachte ich und betrachtete mich noch einmal im Spiegel. Ich ziehe mich jetzt besser um. Das ist nicht der richtige Moment für ein teures Kleid … Doch mein Schwelgen in Eitelkeiten fand ein jähes Ende, als es an der Tür klopfte.
    Nick
    Ich tat es. Mein Bauch sagte zwar Nein, aber irgendwann nahm mein Herz die Zügel in die Hand, und ich klopfte an die Tür. Die brandneue Wohnungstür, die ich eingebaut hatte, um die alte zu ersetzen, die ich gemeinsam mit Jack eingerannt hatte und an der ich mir beinahe den Arm gebrochen hätte.
    Mir war schlecht, schlecht vor Angst. Wasser tropfte aus meinen Kleidern und aus meinem Haar und ließ zu meinen Füßen eine kleine Pfütze entstehen. Ich sah hundsmiserabel aus. Endlich wurde die Tür langsam geöffnet, und Sienna stand vor mir. Sie trug das Kleid. Sie wissen schon, das Kleid. Ihr Anblick verschlug mir beinahe den Atem. Mir war, als hätte mich jemand in den Bauch geboxt. Und zwar fest.
    Als ich sie nun ansah, verkörperte sie alles, was die Schriftsteller der letzten hundert Jahre versucht hatten, für die Ewigkeit zu bewahren.
    Sie wirkte erschrocken, sogar verlegen. Dann errötete sie plötzlich und stand mit offenem Mund vor mir. Zuerst wirkte es, als sei sie keineswegs froh, mich zu sehen. Meine Beine waren weich wie Pudding, und das Atmen war noch so angestrengt, dass mein Brustkorb sich sichtbar hob und senkte. Egal, ich würde es ihr trotzdem sagen. Es war sowieso zu spät, um zu behaupten, ich wolle mir nur etwas Zucker ausleihen.
    »Ich liebe dich, Sienna. Es tut mir leid, aber ich liebe dich einfach«, stieß ich hervor und musste dabei mehrmals nach Luft
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