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Eindeutig Liebe - Roman

Eindeutig Liebe - Roman

Titel: Eindeutig Liebe - Roman
Autoren: Jessica Thompson
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ich glaube, er sagte: »Ich liebe Sienna, und sie liebt dich. Sie braucht dich. Geh jetzt nicht weg …«
    Was fange ich nun damit an? Er könnte das Ganze schließlich nur in der Hitze des Augenblicks gesagt haben, oder vielleicht hat er gemeint, dass er sie rein freundschaftlich liebt. Und ganz egal, wie er es gemeint hat: Gehört es sich überhaupt, dass ich ihr erzähle, was ich glaube, gehört zu haben, als ich ohnmächtig am Boden lag?
    Aber wenn es Liebe ist, echte Liebe, dann möchte ich wirklich, dass sie einander finden. Denn ich glaube, dass die Liebe eine überwältigende, alles verzehrende Kraft darstellt, und wenn sie aufrichtig ist, kann man sie nicht ignorieren. Ganz gleich, wie lange es dauert, irgendwann tritt sie einem die Tür ein. Sie hält einen nachts wach. Sie beherrscht die Gedanken und verbrennt die Seele. Wenn es Liebe ist, dann brauchen sie mich gar nicht. Würde ich mich nicht einmischen, wenn ich meiner Tochter sage, dass der Mann ihrer Träume sie auch liebt? Würde ich nicht Schicksal spielen?
    Wie auch immer, ich habe versucht, es ihr zu sagen, aber ich brachte es nicht über mich. Etwas in mir veranlasste mich dazu, Stillschweigen zu bewahren. Und wenn Nick sie liebt, dann hoffe ich bei Gott, dass er die Situation bald klärt, denn Sienna ist einzigartig. Sie ist meine Tochter, und sie ist etwas ganz Besonderes.
    Nick
    Sienna war nach Hause gefahren, und ich blieb zurück wie ein einsamer trauriger Zooaffe, eine erbärmliche Kreatur, deren erheblich besser aussehendes Weibchen in einen Zoo für besser aussehende Tiere auf der anderen Seite der Welt gebracht worden war. So beschissen fühlte ich mich, seit Sienna fort war. Wie sollte ich schlafen, wenn ich wusste, dass sie nicht auf der anderen Seite des Flurs in ihrem Bett lag? Wozu sollte ich nach Hause kommen, wenn ich wusste, dass sie nicht auf mich wartete?
    Stopp. Ich musste cool bleiben. Es war wichtig, dass sie wieder einmal eine Nacht allein verbrachte. Ich musste ihr Freiraum lassen.
    Allerdings hatte ich mein Handy auf laut gestellt und den Vibrationsalarm aktiviert. Und für den Fall, dass sie anrief, wenn ich schlief, lag es außerdem in einer Glasschüssel, sodass es wirklich laut rasseln würde.
    Ich legte mich ins Bett und beschloss, es mit einem Buch zu versuchen. Jawohl. Vielleicht fand ich in Charles Dickens’ Große Erwartungen etwas, was mich ablenkte. Soweit ich wusste, handelte das Buch jedenfalls nicht von atemberaubenden blauäugigen Mädchen aus Westlondon. Sie kennen den Typ – sie stehlen einem das Herz und lassen einen dann fünf Jahre lang hilflos am Boden zappeln. Man füllt die Lücke, die sie hinterlassen hat, mit anderem Zeug, muss aber feststellen, dass einfach nichts passen will.
    Ein Buch war wahrscheinlich die beste Wahl, denn alles andere erinnerte mich an Sienna: Fernsehsendungen, Musik, Filme, Radio, sogar Cornflakeskartons, denn vor ein paar Monaten hatte sie ein paar Löcher in einen davon geschnitten, ihn sich über den Kopf gezogen und sich so an mich herangeschlichen, als ich spülte – und ich hatte tatsächlich aufgeschrien. Während sich die Regentropfen gegen mein Fenster warfen, stieg ich ins Bett und begann zu lesen. Erstes Kapitel. Los geht’s.
    Aber meine Gedanken mischten sich immer wieder ein. Vielleicht sollte ich doch Sienna anrufen … Nur um mich zu vergewissern, dass es ihr gut geht. Nein. Lass ihr ein bisschen Freiraum, verdammt! Also, zurück zum Text.
    Erstes Kapitel …
    Aber sie könnte Probleme haben, es könnte sein, dass sie mich braucht. Komm schon. Konzentrier dich. Erstes Kapitel …
    Ich könnte ihr ein paar kleine Zitronentörtchen bringen, die sie so gern mag. Dafür müsste ich Sienna nicht einmal sehen. Ich könnte sie ihr vor die Tür legen, klingeln und dann abhauen. Oh ja, das wäre ja auch nicht im Geringsten gruselig, was, Nick? Du Spinner! Erstes Kapitel …
    Nein. Es funktionierte einfach nicht. Ich kam nicht über die Überschrift hinaus. Also setzte ich mich auf und drückte das aufgeschlagene Buch frustriert in die Bettdecke. Ein paar Seiten in der Mitte zerknitterten. Wie sollte ich mich nur ablenken? Vielleicht sollte ich eine Modellburg aus Streichhölzern bauen? Ein neues Rezept für Bananenmuffins entwickeln? All meine alten VHS-Kassetten zurückspulen und sie nach Titeln sortieren? Nur für den Fall, dass irgendeine Naturkatastrophe die moderne Technik nutzlos machte und der alte Videorekorder das Einzige wäre, was noch funktionierte, und
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