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Eindeutig Liebe - Roman

Eindeutig Liebe - Roman

Titel: Eindeutig Liebe - Roman
Autoren: Jessica Thompson
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wie sie das, was sie als Nächstes sagen wollte, am besten formulierte. »Liebt dich. Nicht ›hat dich geliebt‹.« Ich hörte an ihrer Stimme, dass sie lächelte.
    »Wie meinst du das?«
    »Ich habe in den letzten paar Wochen sehr genau beobachtet, wie er mit dir umgeht. Er betet dich an. Liebe reicht gar nicht aus, um zu beschreiben …« Ihre Stimme verebbte.
    »Glaubst du?«, fragte ich. Die Aufregung blubberte in mir hoch. Freudentränen stiegen mir in die Augen, und nur mit größter Anstrengung gelang es mir, mich zu setzen. Ich traute meinen Augen und Ohren nicht mehr. Ich war darauf angewiesen, dass El mir grünes Licht gab.
    »Ja! Mein Gott, Sienna! In den letzten beiden Wochen hat er dich komplett unter seine Fittiche genommen, du musstest jede Nacht unter seinem Dach verbringen. Und wie er dich ansieht, diese Blicke …« Sie flüsterte nur noch.
    »Ich werde ihm sagen, dass ich ihn liebe, El. Heute Nacht noch.«
    »Bitte tu das. Bitte sag du es ihm, bevor ich es tue«, flehte sie mich an. »Ach ja: Viel Glück!«, fügte sie noch hinzu und kicherte leise.
    »Danke«, sagte ich. Ich bekam kaum einen Ton heraus, so gerührt war ich. Dann legte ich auf.
    Nick
    Die Straßenschilder schienen zu einem einzigen zu verschwimmen; Hecken und Laternen verschmolzen. Ich ging schneller und schneller, aber trotzdem kam ich nicht zügig genug voran. Schließlich rannte ich los. Meine Füße flogen über das Pflaster und verspritzten laut platschend das Wasser aus den Pfützen in alle Richtungen. Die Straßen waren verlassen, nur wenige Autos unterwegs. Nichts konnte mich aufhalten. Noch eine Ecke …
    Dann stand ich vor dem Eingang des Hauses, in dem sie wohnte, und konnte nicht mehr weiter. Mein Herz pochte so heftig, dass ich Angst hatte, es könnte zerspringen. Ich beugte mich vor, stützte mich auf den Knien ab und versuchte verzweifelt, zu Atem zu kommen. Du tust das Richtige, Nick, versicherte ich mir, als ich mich langsam wieder aufrichtete. Hinter einigen Fenstern sah man Licht, aber Siennas Wohnung war dunkel. Was, wenn sie sich entschieden hatte, irgendwohin zu gehen? Nein, bestimmt nicht … Plötzlich kam die Angst, die Beklommenheit, die Furcht vor dem Unbekannten.
    Ich drückte gegen die Tür, um in den Hausflur zu gelangen; das Schloss funktionierte schon seit Jahren nicht mehr. Die Stufen schienen sich ewig fortzusetzen, aber irgendwann – es kam mir vor, als wäre ich die Nottreppe im Canary Wharf hochgestiegen – war ich endlich oben angekommen und stand keuchend vor der Tür.
    Ich starrte sie an und zögerte. Ich musste den Verstand verloren haben. Wahrscheinlich sollte ich lieber umkehren. Genau, ich sollte nach Hause gehen. Es war zu früh. Was dachte ich mir eigentlich? Ich stand da und lauschte meinem eigenen Herzschlag.
    Sienna
    Ich gehe jetzt zu ihm. Aber ich muss gut aussehen. All die Heulerei hat meiner Haut einen gespenstischen Ton verliehen, und meine Haare habe ich seit Wochen vernachlässigt. So, wie ich jetzt aussehe, kann ich dem Mann meiner Träume nicht meine Liebe gestehen, auf keinen Fall.
    Also schoss ich in mein Zimmer und kippte meinen Schminkkasten aus. Eilig suchte ich zwischen Dutzenden von Stiften und Döschen nach einer Grundierung, die ich wirklich dringend nötig hatte. Das würde schon helfen und verhindern, dass Nick glaubte, dass Halloween in diesem Jahr früher stattfand. Vielleicht bräuchte er dann keine Bonbons durch den Briefschlitz zu werfen, um zu erreichen, dass ich weiterging. Farbe. Ich brauchte Farbe. Ich quetschte einen dicken Klecks Grundierung aus der Tube und verteilte sie in meinem Gesicht. Dabei zitterte ich so sehr, dass sich das ganze Unterfangen ziemlich schwierig gestaltete. Doch irgendwann fand ich, dass ich sie gleichmäßig genug verteilt hatte.
    Ich tauchte einen großen Pinsel in eine Dose mit Bräunungspuder. Aber ich war so ungeschickt, dass ich eine Ladung davon auf die Bettdecke beförderte. Egal, wen interessiert das?, dachte ich, kaufe ich mir eben neues Bettzeug. Ich drückte die weichen Borsten gegen mein Gesicht und ließ sie über Wangen und Stirn kreisen. Allmählich sah ich nicht mehr ganz so aus, als wäre ich den Sommer über in ein feuchtes Verlies gesperrt gewesen, sondern mehr, als hätte ich einige Wochen auf Ibiza verbracht. So gefiel ich mir schon besser. Mascara … jetzt wurde es schwierig, denn ich zitterte so sehr, dass ich es schaffte, meine Wimpern komplett zu verfehlen, und mir mit der Bürste fast ins Auge stach.
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