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Ein Zirkus für die Sterne

Ein Zirkus für die Sterne

Titel: Ein Zirkus für die Sterne
Autoren: Barry B. Longyear
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blickte noch einmal auf das Bild. »Ich möchte die Behauptung wagen, daß ich gleich nach Adolf Hitler als Erzfeind der letzten zweihundert Jahre in die Geschichte eingehen werde, wenn unsere Freunde vom vierten Stand …« – er grinste die Reporter an – »… hier fertig sind.« Er schüttelte den Kopf. »Trotzdem …«
    Der Patch beugte sich vor und flüsterte Nummer eins etwas ins Ohr. Als er geendet hatte, sah der Minister ihn an, spitzte die Lippen und nickte. »Ich verstehe, aber wie …«
    Der Patch zog ein Blatt Papier aus der Tasche und gab es dem Beamten. Nummer eins las es, nickte und unterschrieb. Er sah den ersten Beamten an. »Ich habe soeben eine Vollmacht unterzeichnet, damit die Tiere von diesem Planeten wegtransportiert werden können.«
    Die Augenbrauen des Beamten bewegten sich nach oben. »Aber, Sir, das Gesetz …«
    Nummer eins räusperte sich, blickte erst den Patch an und dann den Beamten. »Da auf der Erde die Umgebung, die diese Leute für die Tiere schaffen, unakzeptabel ist, und da die Tiere für die Reservate unakzeptabel sind, habe ich beschlossen, den Abtransport zu genehmigen. Schließlich …« – er nickte dem Patch zu – »… welche Umgebung ist besser für ein Zirkustier als ein Zirkus?«
    »Aber …«
    Nummer eins hob die Hand. »Schweigen Sie, Beeker. In fünf Monaten finden Wahlen statt. Wie, glauben Sie, werden meine Chancen sein, wenn das passiert?« Erhielt die Fotografie hoch.
    »Sir, es gibt wichtigere Dinge als Wahlen.«
    »Für Sie.« Nummer eins übergab dem Patch das Dokument, drehte sich um und schritt davon, gefolgt von Beamten und Reportern. O’Hara hob den Arm und legte ihn um Patchs Schulter.
    »Ich nehme an, daß du dem Minister erklärt hast, daß Elefantenbullen seit über hundert Jahren nicht mehr auf diese Weise getötet worden sind.«
    Der Patch betrachtete das Blatt Papier in seinen Händen, schloß die Augen und öffnete sie erst, als seine Hände zu zittern begannen. »Mr. John …«
    O’Hara ergriff den Rechtsgelehrten beim Ellenbogen, und Entenfuß eilte herbei, um seinen anderen Arm zu stützen. »Patch, geht’s dir nicht gut?«
    Patch deutete mit dem Kopf in die Zeltmitte. »Bringen Sie mich auf einen dieser Eimer, Mr. John. Ich bin den ganzen Tag auf den Beinen gewesen …«
    Entenfuß und der Direktor halfen dem Advokaten, bis er bei einem der umgedrehten Eimer angelangt war und sich niederließ. Der Direktor sah zum Stallboß auf. »Hol Knochenbrecher her.«
    Patch hob die Hand. »Nein, Pony. Ich brauche nur ein wenig Ruhe.«
    O’Hara deutete mit dem Kopf auf den Eingang, und Pony Red stürzte hinaus, um den Zirkusarzt zu holen. Der Patch schüttelte den Kopf. »Alles, was ich brauche, ist Ruhe. Ich glaube nicht, daß Knochenbrecher ein Heilmittel dagegen hat, daß man ein paar Jahre über dreißig ist, oder?«
    O’Hara lächelte. Der Patch war seit mindestens dreißig Jahren »ein paar Jahre über dreißig«. Das Selbstvertrauen des alten Advokaten war heftig erschüttert worden, doch es befand sich auf dem Wege der Besserung. »Jetzt, da wir wieder Luft haben, solltest du aber gehen und dich hinlegen.«
    Der Patch runzelte die Stirn, faltete die Vollmacht zum Verlassen des Planeten zusammen und steckte sie in seine Brusttasche. Als seine Hand wieder zum Vorschein kam, hielt sie ein neues Blatt Papier. »Wir werden nicht besonders lange frei atmen können, Mr. John. Ich habe nur ein wenig Zeit für uns herausgeschunden. Aus dieser Patsche müssen Sie uns holen.«
    Entenfuß seufzte: »Was jetzt?«
    Der Direktor las das Telegramm durch und sah zu Entenfuß auf. »Die Geldgeber, Arnheim & Boon. Sie schließen die Show.«
    O’Hara knüllte das Blatt zusammen, warf es auf den Boden und stürmte aus dem Zelt. Entenfuß blickte auf den Patch: »Was meinst du?«
    Der Patch lächelte. »Vorhin hab’ ich mir um den Direktor Sorgen gemacht, als er den Kopf hängen ließ. Ich glaube, das ist mir mehr als alles andere unter die Haut gegangen. Jetzt aber ist er wütend, und ich mache mir keine Sorgen mehr.«

 
2
     
    »Sie müssen verstehen, Mr. O’Hara, daß Arnheim & Boon Conglomerated Enterprises sich die Verantwortung, einen … Zirkus in ihren Reihen zu halten, nicht leisten können.« O’Hara betrachtete mit düsterem Blick die sechzehn unbeteiligten Gesichter, die um den Konferenztisch aus poliertem Onyx saßen, während der Buchhalter sein elektronisches Gedächtnis zu Rate zog. Die Wände waren vollkommen weiß und fensterlos.
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