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Ein Wispern unter Baker Street: Roman (German Edition)

Ein Wispern unter Baker Street: Roman (German Edition)

Titel: Ein Wispern unter Baker Street: Roman (German Edition)
Autoren: Ben Aaronovitch
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den gleichen ethischen Status wie Fruchtfliegen in einem Genlabor.
    Da Nightingale dabei gewesen war, hatte ich von ihm mehr darüber wissen wollen, aber er erklärte, er habe sich damals kaum im Folly aufgehalten. Er sei im gesamten britischen Empire unterwegs gewesen, manchmal auch darüber hinaus. Ich hatte ihn gefragt, was er denn gemacht habe.
    »Ich erinnere mich, dass ich eine Menge Berichte geschrieben habe. Aber ich war mir nie ganz sicher, zu welchem Zweck.«
    Ich persönlich glaubte nicht, dass Geister »Seelen« waren, aber solange ich es nicht sicher wusste, war ich entschlossen, mich innerhalb der Grenzen der ethischen Korrektheit zu bewegen. Ich scharrte eine kleine Vertiefung in den Sand, genau dort, wo Abigail ihre Markierung gemacht hatte, und begrub die Brille darin. Dann notierte ich mirUhrzeit und Ort, um es in der Akte im Folly zu vermerken. Lesley notierte sich die genaue Lage des Lochs im Zaun, aber ich war derjenige, der die BTP verständigen musste, weil sie offiziell noch krankgeschrieben war.
    Wir kauften Abigail ein Twix und eine Dose Cola und nahmen ihr das Versprechen ab, den Gleisen in Zukunft fernzubleiben, Hogwarts-Express hin oder her. Ich hoffte, dass Mackys gespenstisches Dahinscheiden ein Übriges tun würde, um sie davon abzuhalten. Dann brachten wir sie wieder nach Hause und fuhren zurück zum Russell Square.
    »Diese Jacke ist ihr zu klein«, sagte Lesley. »Und welches dreizehnjährige Mädchen geht Dampfloks anschauen?«
    »Du glaubst, dass sie zu Hause Probleme hat?«
    Lesley schob den Zeigefinger unter den Rand ihrer Maske und kratzte sich vorsichtig. »Von wegen hypoallergen, das blöde Ding.«
    »Nimm sie doch ab«, schlug ich vor. »Wir sind gleich da.«
    »Ich finde, du solltest eine vorsorgliche Meldung beim Jugendamt machen.«
    »Hast du deine Zeit schon eingetragen?«, fragte ich.
    »Nur weil du ihre Familie kennst, tust du ihr noch lange keinen Gefallen, wenn du das Problem ignorierst.«
    »Ich werd mit meiner Mum reden«, versprach ich. »Wie viele Minuten waren es?«
    »Fünf.«
    »Eher zehn.«
    Lesley sollte pro Tag nur eine begrenzte Menge Magie wirken. Das war eine der Bedingungen, unter denen Dr. Walid sie für ausbildungstauglich erklärt hatte. Außerdem musste sie alle Magie, die sie wirkte, notieren undeinmal pro Woche in die Klinik tigern und den Kopf ins MRT stecken, damit Dr. Walid ihr Gehirn auf eventuelle Läsionen überprüfen konnte, die auf ein frühes Stadium hyperthaumaturgischer Zersetzung hinwiesen. Der Einsatz von zu viel Magie endet, wenn man Glück hat, in einem massiven Schlaganfall, und wenn man Pech hat, in einem tödlichen Aneurysma. Die Tatsache, dass vor der Erfindung der Magnetresonanztomografie das erste Warnzeichen für zu intensive magische Betätigung darin bestand, dass man tot umfiel, ist einer der Gründe, weshalb Magie nie zum Massenhobby wurde.
    »Fünf Minuten«, sagte sie.
    Wir einigten uns schließlich auf sechs.
    Detective Chief Inspector Thomas Nightingale ist mein Vorgesetzter sowie mein Meister – nur im Sinne unseres Lehrverhältnisses, versteht sich. Sonntagabends treffen wir uns üblicherweise zu einem frühen Dinner im sogenannten Privaten Speisezimmer. Er ist ein winziges bisschen kleiner als ich, schlank, hat braune Haare und graue Augen und sieht aus wie vierzig, ist aber bedeutend älter. Obwohl er sich zum Dinner nicht umzukleiden pflegt, habe ich immer den starken Eindruck, dass er das nur aus Rücksicht auf mich unterlässt.
    Es gab chinesisches Schweinefleisch in Pflaumensoße, allerdings schien Molly aus irgendeinem Grund der Meinung zu sein, die optimalen Beilagen dazu seien Yorkshirepudding und gedämpfter, karamellisierter Kohl. Wie üblich zog Lesley es vor, in ihrem Zimmer zu essen. Ich konnte das gut verstehen – es ist nicht leicht, Yorkshirepudding mit Anstand zu essen.
    »Für morgen habe ich eine kleine Spritztour aufs Land für Sie geplant«, sagte Nightingale.
    »Ach ja?«, fragte ich. »Wohin diesmal?«
    »Henley-on-Thames.«
    »Was gibt’s denn in Henley?«
    »Möglicherweise einen der Little Crocodiles«, sagte Nightingale. »Professor Postmartin hat ein wenig für uns recherchiert und weitere Mitglieder aufgetrieben.«
    »Der kann’s also auch nicht lassen, Detektiv zu spielen.«
    Wobei Postmartin als Archivar und alter Oxford-Kenner bestens dafür geeignet war, jene Studenten aufzuspüren, von denen wir vermuteten, dass sie illegalerweise in Magie unterrichtet worden waren, die
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