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Ein Vollidiot kommt selten allein! - Rick ; Bd. 4

Ein Vollidiot kommt selten allein! - Rick ; Bd. 4

Titel: Ein Vollidiot kommt selten allein! - Rick ; Bd. 4
Autoren: Coppenrath Verlag GmbH & Co. KG
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Indian mehr bin, willst du trotzdem
meine Freundin sein?
    Im Leben würde ich Nelly diesen Brief nicht geben. Nieniemals
nicht!
    Aber wozu hatte ich ihn dann geschrieben?
    Ich seufzte wie eine schwergewichtige Wasserkuh, faltete
das Blatt zweimal zusammen und steckte es in meine
Jackentasche. Dann marschierte ich in die Küche, um mir
was zu trinken zu holen. Schwachsinnige Briefchen zu
schreiben, machte nämlich eine verdammt trockene Kehle.
    Als ich kurze Zeit später langsam, ganz langsam in mein
Zimmer zurücktrottete, herrschte nach wie vor Chaos in
meiner Birne. Plötzlich fielen mir Wutz’ Worte von neulich
ein:
Wege können sich trennen. Aber man sollte unbedingt
offen und ehrlich und vor allen Dingen respektvoll miteinander
umgehen

    Ich wartete noch drei Herzschläge lang, dann schnappte
ich mir meine Jacke, rannte aus dem Haus und blieb erst
wieder stehen, als ich die Stadtbahnhaltestelle an der Hildesheimer
Straße erreicht hatte.



Wenige Minuten später saß ich in der Stadtbahn,
fuhr Richtung Pferdeturm und zermarterte mir das Hirn,
wie ich das Gespräch mit Johann am besten beginnen
sollte. Gleichzeitig versuchte ich, mir vorzustellen, wie er
darauf reagieren würde – mein Trainer, der mich seit über
sieben Jahren am Pferdeturm übers Eis scheuchte. Und
dann dachte ich auch noch an Nelly und ob ich ihr den Brief
nun geben oder ihn in tausend Stücke zerreißen sollte.
    An der Haltestelle Clausewitzstraße stieg ich aus und
marschierte, zu allem entschlossen, zur Eissporthalle.
    Auf dem Eis trainierten gerade die Jugendmannschaften.
Auch mein Team war dabei. Ich schlich mich seitlich in
Richtung Umkleide und huschte hinein. Nellys blaue Jacke
entdeckte ich sofort. Sie hing am Haken und schien mir zuzurufen:
Hey, steck den Brief ruhig bei mir ein! Da ist er gut
aufgehoben.
    Wie ferngesteuert ließ ich den Zettel in ihrer Tasche verschwinden.
Aber kaum hatte ich das getan, da bereute ich
es auch schon wieder. Das war doch total peinlich! Nelly
würde sich totlachen über mich. Und wenn sie am Ende
auch noch den anderen davon erzählte, war ich endgültig
Rick, der größte Oberknirps aller Zeiten.
    Gerade als ich den Brief wieder aus Nellys Jacke herausfischen
wollte, öffnete sich die Tür hinter mir. Erschrocken
fuhr ich herum und erstarrte. Da stand Johann. Mit zusammengekniffenen
Augen und hochroter Stirnglatze.
    »Rick! Hab ich mich also doch nicht getäuscht.«
    »Ich, äh …«
    Johanns Schlitzaugen wurden eine Spur freundlicher. »Kommst du zum Training?«
    »Nein«, gab ich ehrlich zu.
    »Ach so«, meinte er enttäuscht.
    Ich starrte auf meine Schuhe und Johann sagte leise:
»Du willst also wirklich zu den Jets wechseln. Bist du gekommen, um mir das zu sagen?«
    Ich nickte. Aber dann schüttelte ich den Kopf. Und gleich
darauf nickte ich. So ging das eine ganze Weile, bis Johann
schließlich rief: »Hör auf damit! Mir wird ja ganz schwindelig.«
    »Entschuldigung«, murmelte ich und Johann grinste
flüchtig. Er setzte sich auf die Bank und schaute mich nachdenklich
an. »Du hast also keinen Bock mehr auf deinen
alten Stinkstiefeltrainer, hm? Kannst nicht wirklich verstehen,
warum ich denke, dass du noch Zeit brauchst?«
    Ich nickte. Wenn auch nur ganz leicht.
    »Und dass mir das Team über alles geht. Dass ich finde,
dass eine Mannschaft nur so gut wie ihr Teamgeist ist?!«
    Wieder nickte ich.
    »Und auf den Dreck und die Kälte am Pferdeturm hast
du auch nicht mehr so richtig Lust, nicht wahr?«
    Ich nickte ein drittes Mal und jetzt fiel auch Johann mit
in mein Nicken ein. »Kann ich alles gut verstehen, Rick. Ich
hatte vor ein paar Jahren auch mal ein Angebot von einem
anderen Verein. Wow, da war alles super und nagelneu und
die Leute dort wussten mich wenigstens zu schätzen.«
    »Und was ist passiert?«, fragte ich und ließ mich neben
Johann auf die Bank plumpsen.
    Er zuckte mit den Schultern. »Nichts. Ich bin eben ein
echter
Indianer
. Deshalb wollte ich nach ein paar Wochen
zum Pferdeturm zurück. Was soll ich tun, ich bin nun mal
eine unverbesserliche treudoofe Seele.« Er grinste und
klopfte mir freundschaftlich auf den Rücken. »Versuch es
bei den Eishockeyjets, Rick. Nutz deine Chance.« Damit
stand er auf und ging zur Tür.
    »Was ich dir noch sagen wollte«, sprach er mit dem Rücken
zu mir. »Ich habe es nie bereut. Und weißt du auch, warum?«
    »Nein«, krächzte ich.
    Jetzt drehte er sich wieder um und blickte mir direkt in
die Augen. »Weil mein Platz hier ist. Jeder
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