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Ein Vollidiot kommt selten allein! - Rick ; Bd. 4

Ein Vollidiot kommt selten allein! - Rick ; Bd. 4

Titel: Ein Vollidiot kommt selten allein! - Rick ; Bd. 4
Autoren: Coppenrath Verlag GmbH & Co. KG
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beschlossen, wenn nicht bei den Indians,
dann gar nicht. Und das zog er voll durch.
    Ich hingegen war am Ende doch irgendwie ein Verräterknirps.
Zumindest war ich mir gerade im Kreise der Young
Indians so vorgekommen.
    Kacke!
    Im Trümmerhaus erwartete uns Linda mit einem vollwertigen
und natürlich vegetarischen Mittagessen.
    Ein Blick in ihr entschlossenes Gesicht ließ selbst einen
Blinden mit Krückstock erahnen, dass Weigern zwecklos
war. Die Pampe MUSSTE runtergewürgt werden. Ansonsten
würde ein Vortrag folgen, wie sehr die vegetarische
Ernährung Lindas Leben verändert hatte. Und wer wollte
das schon hören?
    Also stopfte ich mir das Ekelzeug rein und verzog mich
dann in mein Zimmer, um Hausaufgaben zu machen.
    Okay, das war natürlich eine glatte Lüge. Wir hatten gar
keine aufbekommen, denn seitdem der trällernde Püttelmeyer-Verehrer aus Honolulu zurück war und jede Sekunde um sie herumsäuselte, war die schlammschleimige
Matschkuh wie ausgewechselt.
    »Hausaufgaben? Ach was!«, hatte sie vorhin quer durchs
Klassenzimmer gezwitschert. »Der Tag ist viel zu schön,
um sich mit so einem überflüssigen Kram zu beschäftigen.«
    Gismo lag auf meinem Bett und schnarchte. Seit seiner
Abhau-Aktion suchte der Pupskater ständig meine Nähe,
und Wutz hatte gemeint, es wäre gut, wenn er bis zu seinem
Umzug bei uns im Trümmerhaus bliebe.
    Als ich die Tür hinter mir schloss, öffnete Gismo die Katerschlitzaugen
und hob die linke Pfote, als ob er mir zurufen
wollte:
Give me five, Kumpel!
    Ich grinste, obwohl mir kein bisschen danach war, ließ
mich zu dem Stinker aufs Bett plumpsen und seufzte metertief.
    »Du hast es gut«, meinte ich. »Kannst den ganzen Tag
abhängen, frisst was, furzt ein bisschen, pennst ’ne Runde
und hast null Sorgen. Und ich …«
    Ich beschloss, erst einmal eine Verzweiflungsmail an
Chrissy zu schreiben und dann …
    Ja, und dann?
    Zum Maschsee auf meine Bank, ’ne Runde chillen und
nachdenken? Nee, dafür war es eindeutig zu kalt. Besser zu
Pa ins Präsidium und ihn um Rat fragen? Oder Wutz? Oder
Mary? Vielleicht sogar Linda?
    Finns Meinung zu der Sache kannte ich ja bereits. Trotzdem
beschloss ich, noch einmal mit ihm zu reden. Vielleicht
weil er nun mal … na ja, mein bester Kumpel war.
    Ich verpasste Gismo einen sanften Klaps aufs Hinterteil
und marschierte in Finns Zimmer rüber.
    »Hey«, sagte ich gedehnt. »Hast du mal einen Moment?«
    Finn legte – welch Überraschung – ein Buch zur Seite
und nickte mir zu. »Natürlich.«
    Ich trat von einem Bein aufs andere und wusste nicht so
recht, wie ich anfangen sollte.
    »Es ist wegen der Young Indians, nicht wahr?«
    Ich nickte.
    »Und du weißt nicht, was du tun sollst – wie du dich
entscheiden sollst, richtig?«
    Wieder nickte ich.
    »Okay«, überlegte Finn. »Ich würde das Ganze an deiner
Stelle noch mal ganz offen mit Johann besprechen.«
    Menno, das Gleiche hat Wutz mir auch schon geraten!
    »Und was mache ich mit Nelly?«, murmelte ich.
    Finn grinste. Aber nur ein bisschen, was sein Glück war,
ansonsten hätte ich ihm nämlich echt eine scheuern müssen.
    »Wenn du es ihr nicht sagen kannst, dann schreib es ihr«,
riet er mir.
    »Wie,
schreiben?
«
    Finn stöhnte. »Du sollst ihr einen Brief schreiben. So was
zieht bei den Mädchen immer.«
    Einen Brief? Wie peinlich war das denn?! Am besten
noch auf pinkfarbenem, nach Rosen duftendem Papier (das
ich selbstverständlich nicht besitze!), um mich damit zum
größten Volldeppen Hannovers zu machen.
    Andererseits war es bestimmt leichter, das alles aufzuschreiben,
als es Nelly ins Gesicht sagen zu müssen …
    Nachdenklich schlich ich in mein Zimmer zurück und
latschte dort eine Weile unentschlossen vor meinem
Schreibtisch auf und ab. Und auf einmal dachte ich: Warum
eigentlich nicht?, und holte Stift und Papier aus meiner
Schultasche.
    Ich begann siebenmal hintereinander mit
Liebe Nelly
,
zerknüllte das Papier jedes Mal und pfefferte es in den
Müllkorb. Beim achten Versuch klappte es endlich.
    Ich schrieb Nelly, warum ich zu den Eishockeyjets wechseln
wollte und es ihr nicht gesagt hatte, und entschuldigte
mich dafür. So weit, so gut, aber dann ging es irgendwie
mit mir durch. Auf jeden Fall glühte ich wie ein Pavianhintern
im Schnee, als ich mir anschließend noch einmal
durchlas, was für ein oberpeinliches Zeug ich da hingekritzelt
hatte. Am schlimmsten war der Schluss. Da stand doch
tatsächlich in dicken Druckbuchstaben:
Nelly, auch wenn
ich bald kein Young
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