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Ein Universum aus Nichts - ... und warum da trotzdem etwas ist

Ein Universum aus Nichts - ... und warum da trotzdem etwas ist

Titel: Ein Universum aus Nichts - ... und warum da trotzdem etwas ist
Autoren: Lawrence M.Krauss
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Urknall, weil wir überall von den entsprechenden Beweisen umgeben sind: Die ins Rot verschobene Strahlung ferner Galaxien zeigt uns die Hubble-Expansion, und wir extrapolieren sie in die Vergangenheit. Es ist unser Privileg, diese Beweise sehen zu können, denn wir blicken hinaus in ein Universum im Kindesalter, warm und geborgen in dieser Morgendämmerung, in der das Licht noch von einer Galaxie zur anderen gelangen kann. Krauss und ein Kollege haben dafür eine originelle Formulierung gefunden: »Wir leben in einer ganz besonderen Zeit – in der einzigen Periode, in der wir durch Beobachtung bestätigen können, dass wir in einer ganz besonderen Zeit leben!« Die Kosmologen des Dritten Billenniums werden auf die verkümmerte Vision unseres frühen 20. Jahrhunderts zurückgeworfen sein – wie wir eingeschlossen in einer einzigen Galaxie, der Milchstraße, die nach allem, was wir wussten oder uns vorstellen konnten, gleichbedeutend mit dem Universum war.
    Am Ende und unausweichlich wird das flache Universum weiter zu einem Nichts verflachen, das seine Anfänge spiegelt. Dort wird es nicht nur keine Kosmologen geben, die ins Universum hinausschauen. Es wird auch nichts zu sehen geben, selbst wenn da jemand wäre, der es könnte. Absolut nichts. Nicht einmal Atome. Einfach nichts.
    Wer meint, das sei trübselig und trostlos, hat Pech gehabt. Die Wirklichkeit schuldet uns keinen Trost. Als Margaret Fuller – in meiner Vorstellung mit einem zufriedenen Seufzer – anmerkte: »Ich akzeptiere das Universum.«, erwiderte Thomas Carlyle trocken: »Ach Gottchen, da wird ihr kaum etwas anderes übrig bleiben!« Persönlich bin ich der Meinung, die ewige Ruhe eines unendlich flachen Nichts zeigt eine Größe, die es wert ist, um es zurückhaltend auszudrücken, dass man sich ihr mutig stellt.
    Wenn aber etwas zu nichts verflachen kann – kann dann auch ein Nichts aktiv werden und etwas zur Welt bringen? Oder um einen alten theologischen Scherz anzuführen, warum gibt es statt nichts überhaupt etwas? Hier kommen wir zur vielleicht bemerkenswertesten Lektion, die uns bleibt, nachdem wir Krauss’ Buch zugeklappt haben. Die Physik sagt uns nicht nur, wie aus nichts etwas hervorgegangen sein könnte. Wie Krauss darlegt, geht sie darüber hinaus und zeigt uns, dass das Nichts instabil ist. Etwas war geradezu dazu bestimmt, daraus in die Existenz zu treten. Wenn ich Krauss richtig verstehe, geschieht das ständig: Das Prinzip hört sich an wie eine Art Physiker-Version der Aussage, wonach zwei falsche Sachverhalte einen richtigen hervorbringen. Teilchen und Antiteilchen beginnen blinkend zu existieren und wieder zu verschwinden wie subatomare Glühwürmchen; sie vernichten einander und erschaffen sich dann durch den umgekehrten Vorgang erneut aus dem Nichts.
    Die spontane Genese von etwas aus nichts ereignete sich in großem Maße am Anfang von Raum und Zeit – in der als Big Bang oder Urknall bezeichneten Singularität. Während der folgenden inflationären Phase benötigten das Universum und alles, was in ihm war, einen Sekundenbruchteil, um sich um 28 Größenordnungen auszudehnen (eine Eins mit 28 Nullen – das muss man sich einmal vorstellen).
    Was für eine bizarre, lächerliche Vorstellung! Also wirklich, diese Physiker! Sie sind um nichts besser als mittelalterliche Scholastiker, die Engel auf Nadelspitzen zählen oder das »Mysterium« der Transsubstantiation erörtern.
    Nein, dem ist nicht so; man kann es nicht nachdrücklich genug bekräftigen. Es gibt vieles, was die Wissenschaft nicht weiß (und sie arbeitet mit aufgekrempelten Ärmeln daran, das zu ändern). Doch manches von dem, was wir wissen, kennen wir nicht bloß annähernd (das Universum ist nicht nur einige Tausend, sondern Milliarden Jahre alt): Wir wissen es zuverlässig und mit verblüffender Genauigkeit. Wie ich schon erwähnt habe, wird das Alter des Universums auf vier Dezimalstellen genau gemessen. Das ist schon recht eindrucksvoll, aber nichts im Vergleich zur Präzision einiger Vorhersagen, mit denen Lawrence Krauss und seine Kollegen uns in Erstaunen versetzen können. Krauss’ Held Richard Feynman verwies darauf, dass manche Vorhersagen der Quantentheorie – auch sie auf Annahmen beruhend, die einem abgedrehter erscheinen als alles, was sich selbst die schlimmsten Obskuranten unter den Theologen
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