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Ein Universum aus Nichts - ... und warum da trotzdem etwas ist

Ein Universum aus Nichts - ... und warum da trotzdem etwas ist

Titel: Ein Universum aus Nichts - ... und warum da trotzdem etwas ist
Autoren: Lawrence M.Krauss
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Leben der Erkundung des Unbekannten zu widmen – im vollen Bewusstsein, dass die Anstrengung möglicherweise nirgendwo hinführen würde. Und schließlich war dazu noch eine Mischung aus Kreativität und Ausdauer erforderlich, damit man die oft langwierige und mühsame Aufgabe bewältigen konnte, endlose Gleichungen oder endlose experimentelle Herausforderungen anzugehen.
    Der Mythos von Sisyphus hat mich stets angezogen; gelegentlich habe ich die Mühen der Wissenschaft mit seiner nie endenden Aufgabe verglichen, einen Felsbrocken auf einen Berg zu befördern, nur um zu erleben, dass er wieder hinunterrollte, ehe er den Gipfel erreichte. Camus stellte sich Sisyphus als einen glücklichen Menschen vor, und das sollten auch wir. Unsere Reise, was immer dabei herauskommen mag, trägt ihre Belohnung in sich.
    Der phänomenale Fortschritt, den wir im vergangenen Jahrhundert erlebt haben, hat uns als Wissenschaftler zu einem Scheitelpunkt geführt, an dem wir uns aktiv mit den tiefsten Fragen auseinandersetzen, die es gibt, seit Menschen ihre ersten tastenden Schritte unternahmen, um zu verstehen, wer sie waren und woher sie kamen.
    In diesem Prozess hat sich, wie ich hier dargestellt habe, die Bedeutung dieser Fragen zusammen mit unserem Verständnis des Universums verändert. Warum es statt nichts überhaupt etwas gibt – diese Frage muss im Kontext eines Kosmos verstanden werden, in dem diese Worte nicht mehr dasselbe bedeuten wie einst. Schon die Unterscheidung zwischen etwas und nichts hat begonnen, sich dort aufzulösen, wo Übergänge zwischen den beiden in unterschiedlichen Zusammenhängen nicht nur häufig, sondern sogar erforderlich sind.
    Und so ist selbst diese Frage in unserem Streben nach Wissen an den Rand gedrängt worden. Stattdessen sehen wir uns veranlasst, die Vorgänge, welche die Natur steuern, auf eine Weise zu verstehen, die es uns erlaubt, Vorhersagen zu machen und – wo immer das möglich ist – auf unsere eigene Zukunft einzuwirken. Dabei haben wir entdeckt, dass wir in einem Universum leben, in dem das Vakuum des leeren Raums – das zuvor als Inbegriff des Nichts hätte gelten können – eine neue Dynamik aufweist, von der die aktuelle Entwicklung des Kosmos gesteuert wird. Wie wir entdeckt haben, deuten alle Anzeichen auf ein Universum hin, das aus einem tiefer reichenden Nichts – was die Abwesenheit des Raums selbst einschließt – hervorgegangen und nachvollziehbar tatsächlich daraus entstanden sein könnte. Zudem könnte es eines Tages wieder ins Nichts zurückkehren – aufgrund von Vorgängen, die vielleicht nicht nur begreiflich sind, sondern für die auch keine äußere Kontrolle oder Steuerung erforderlich ist. In diesem Sinne macht es die Physik, wie der Physiker Steven Weinberg angemerkt hat, nicht unmöglich, an Gott zu glauben, sondern ermöglicht vielmehr, nicht an Gott zu glauben. Ohne Wissenschaft ist alles ein Wunder. Mit der Wissenschaft bleibt die Möglichkeit, dass gar nichts ist. In diesem Fall wird religiöser Glaube immer weniger notwendig und auch immer weniger relevant.
    Natürlich muss jeder selbst entscheiden, ob er sich zur Vorstellung einer göttlichen Schöpfung bekennen will, und ich erwarte nicht, das die fortwährende Debatte in nächster Zeit einschlafen wird. Ich glaube aber, dass wir aus intellektueller Aufrichtigkeit heraus eine auf Information beruhende Entscheidung treffen sollten – informiert durch Fakten und nicht durch Offenbarung.
    Das habe ich mit diesem Buch beabsichtigt – ein auf Information beruhendes Bild des Universums zu vermitteln, wie wir es verstehen, und die theoretischen Spekulationen darzustellen, von denen die Physik derzeit vorangebracht wird, während wir Wissenschaftler versuchen, in unseren Beobachtungen und Theorien die Spreu vom Weizen zu trennen.
    Was ich selbst vorziehe, habe ich deutlich gemacht: Als die bei Weitem überzeugendste intellektuelle Alternative erscheint mir derzeit der Fall, dass unser Universum aus dem Nichts hervorgegangen ist. Der Leser mag seine eigenen Schlüsse ziehen.
    Am Ende meiner Erörterung möchte ich auf eine Frage zurückkommen, die mir intellektuell sogar spannender erscheint als die Frage nach dem Etwas aus dem Nichts. Es ist die Frage, die Einstein äußerte: Ob Gott bei der Erschaffung des Universums überhaupt eine Wahl hatte? Diese Frage liefert
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