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Ein Universum aus Nichts - ... und warum da trotzdem etwas ist

Ein Universum aus Nichts - ... und warum da trotzdem etwas ist

Titel: Ein Universum aus Nichts - ... und warum da trotzdem etwas ist
Autoren: Lawrence M.Krauss
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Raum hervorgeht oder dass der leere Raum aus absolut keinem Raum entsteht. Für mich funktionieren beide Ausgangsbedingungen, wenn ich sie mir als »Abwesenheit eines Seienden« vorstelle, was sie zu möglichen Kandidaten für das Nichts macht. Nicht angesprochen habe ich jedoch die Frage, was, wenn überhaupt, vor einer solchen Entstehung existiert haben könnte – welche Gesetze also diese Entstehung gelenkt haben. Allgemeiner ausgedrückt, ich habe nicht erörtert, was manche als die Frage der Ersten Ursache ansehen dürften. Eine simple Antwort lautet selbstverständlich, dass entweder das Vakuum des leeren Raums oder das tiefer liegende Nichts, aus dem der leere Raum vielleicht hervorgegangen ist, schon vorher existiert hat und ewig ist. Fairerweise ist aber zu sagen, dass dies die mögliche (aber vielleicht nicht zu beantwortende) Frage aufwirft, was denn, wenn überhaupt, die Regeln festgelegt haben könnte, durch die eine solche Entstehung gesteuert wurde.
    Eines ist jedoch gewiss. Für die metaphysische »Regel« – von der diejenigen, mit denen ich das Thema der Schöpfung diskutiert habe, eisern überzeugt sind –, dass »aus Nichts nichts kommt«, gibt es keine wissenschaftliche Begründung. Wer vorbringt, sie sei offensichtlich, unerschütterlich und unangreifbar, argumentiert ähnlich wie Darwin, als er fälschlicherweise vortrug, der Ursprung des Lebens liege außerhalb des Reichs der Wissenschaft, und diese Aussage durch eine unzutreffende Analogie mit der falschen Behauptung begründete, Materie könne nicht erschaffen oder vernichtet werden. Diese »Regel« steht allein für den fehlenden Willen, die simple Tatsache anzuerkennen, dass die Natur möglicherweise cleverer ist als Philosophen oder Theologen.
    Wer argumentiert, dass aus einem Nichts nichts hervorgehen könne, scheint sich zudem vollkommen mit der weltfernen Vorstellung zufriedenzugeben, dass Gott diesen Sachverhalt irgendwie umgehen kann. Doch ich wiederhole es: Wenn jemand verlangt, die Vorstellung eines echten Nichts erfordere, dass nicht einmal das Potenzial für die Existenz vorhanden sei, dann kann Gott seine Wunder ganz sicher nicht bewirken, denn wenn er aus der Nichtexistenz tatsächlich Existenz verursacht, dann muss das Potenzial für diese Existenz vorhanden gewesen sein. Einfach nur zu argumentieren, Gott könne bewirken, wozu die Natur nicht imstande sei, läuft darauf hinaus, dass übernatürliches Potenzial für die Existenz sich irgendwie vom regulären natürlichen Potenzial für die Existenz unterscheidet. Doch das scheint eine willkürliche semantische Unterscheidung zu sein – ausgedacht von denen, die schon vorab (wie man es von Theologen kennt) beschlossen haben, dass das Übernatürliche (also Gott) existieren muss, worauf sie ihre philosophischen Ideen (auch diese vollkommen abgelöst von jeglicher empirischen Basis) dahingehend definieren, dass alles außer der Möglichkeit Gottes ausgeschlossen ist.
    Will man einen Gott postulieren, der dieses Rätsel lösen könnte, so läuft die Behauptung, wie ich schon mehrfach betont habe, häufig darauf hinaus, dass Gott notwendigerweise außerhalb des Universums existieren müsse und entweder zeitlos oder ewig sei.
    Unser modernes Verständnis des Universums bietet hingegen eine andere plausible und, wie ich meine, erheblich physikalischer geprägte Lösung für dieses Problem. Sie weist einige der Merkmale eines externen Schöpfers auf – und ist überdies logisch konsistenter.
    Ich meine damit das Multiversum. Dass unser Universum einer großen, vielleicht sogar unendlichen Menge verschiedener und kausal voneinander getrennter Universen angehört, wo in jedem eine beliebige Zahl grundlegender Aspekte der physikalischen Realität unterschiedlich sein könnte – diese Möglichkeit eröffnet ein weites Feld zum Verständnis unserer Existenz.
    Eine der widerwärtigeren, aber möglicherweise wahren Implikationen dieser Modelle läuft darauf hinaus, dass die Physik auf einer grundlegenden Ebene lediglich eine in unserer Umgebung gültige Wissenschaft ist. 48 In diesem Fall sind die Grundkräfte und Naturkonstanten in diesem Modell nicht grundlegender als die Entfernung Erde-Sonne. Wir leben dann nicht deshalb auf der Erde statt auf dem Mars, weil die Entfernung Erde-Sonne eine tiefe und grundlegende
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