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Ein unerhörtes Angebot

Ein unerhörtes Angebot

Titel: Ein unerhörtes Angebot
Autoren: MARY BRENDAN
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Umständen ausgehalten wurden. Diese Gentlemen wünschten sich ihre Mätresse in bequemer Nähe, wollten indes nicht so weit gehen, dafür die unerschwinglichen Preise von Mayfair zu zahlen. Die gepflegten Häuser im unmittelbar benachbarten Bezirk waren von angemessener Größe und Qualität und, aufgrund der Tatsache, dass in vielen von ihnen Halbweltdamen lebten, äußerst günstig.
    „Wenn du auch nur einen Augenblick glaubst, Charlotte und ich würden in eine solche Gegend ziehen, muss dein Verstand verwirrt sein“, sagte Helen und fügte mit einem Blick auf Iris hinzu: „Aber vielleicht wäre ja jemand anderes, den du kennst, an einem Wohnsitz dort interessiert.“
    George presste verärgert die Lippen zusammen und sah seine Gattin vorwurfsvoll an. Iris besaß den Anstand, zu erröten und sich verstärkt mit ihrem Aussehen zu beschäftigen.
    Sie war nicht besonders diskret bei ihrer Jagd nach wohlhabenden Liebhabern. Helen fragte sich oft, ob ihre Schwägerin es nicht sogar genoss, im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu stehen, selbst wenn es aufgrund ihrer Untreue war. George allerdings genoss es ganz und gar nicht, und Helen konnte nicht verstehen, warum er es trotzdem duldete, dass seine Frau ihm regelmäßig Hörner aufsetzte.
    „Lieber Himmel, Helen, du bist verwitwet und sechsundzwanzig Jahre alt. Es wird höchste Zeit, dass du dir einen anderen Burschen suchst, der für dich Sorge trägt, und aufhörst, mir eine Last zu sein!“, rief George in dem Versuch, von seiner Verlegenheit abzulenken. Der Gedanke an die jüngste Eroberung seiner Frau und das Wissen, dass sogar seine Schwestern Kenntnis davon besaßen, war mehr als demütigend, und er ballte hilflos die Hände zu Fäusten. Iris mochte es leugnen, aber er wusste, dass sie mit einem Mann tändelte, den er verabscheute und der seit Jahren sein Feind war.
    Seine Schwestern gingen kaum zu einer Gesellschaft. Wenn selbst Helen von Iris’ neuestem Flirt gehört hatte, dann gab es niemanden im ton, der nicht Bescheid wusste. Gereizt drehte George sich um und ließ sich in seinen Sessel fallen. „Ihr könnt im Rowan Walk wohnen oder im Armenhaus, mir ist es einerlei.“ Er sah seine Schwester mit finsterer Miene an. „Es geschieht dir nur recht. Warum musstest du auch einen Bettler heiraten, als du noch unter den besten Partien hättest wählen können.“
    „Ich habe mir bereits gedacht, dass du die Sprache auf dieses Thema bringen würdest. Es war zweifellos unerhört von mir, einen Mann zu heiraten, den ich liebte, statt mich für einen zu entscheiden, der alt genug war, mein Großvater zu sein.“
    „Scoville ist kaum zwei Jahre später gestorben. Was hätte es dich schon gekostet, so kurze Zeit die Frau eines kranken Mannes zu sein – eines sehr reichen kranken Mannes. Hättest du dem alten Narren den Erben geschenkt, den er sich wünschte, wäre deine Zukunft mit neunzehn Jahren gesichert gewesen.“
    „Ich erlaube mir, anderer Meinung zu sein. Und ich bedaure nicht, dass ich Harry gewählt habe. Er war ein Gentleman, der es nicht nötig hatte, sich durch Geld zu empfehlen. Von dir, lieber Bruder, verlange ich, dass du meiner Schwester und mir endlich die Summe auszahlst, die für uns gedacht war. Wenn wir dir eine Last sind, so nur, weil du uns vorenthältst, was rechtmäßig uns gehört.“
    George wich ihrem Blick aus und nahm Zuflucht zu einem herrischen Ton. „Wenn du Charlotte weiterhin darin ermutigst, Philip Goode Hoffnungen zu machen, wird sie genauso enden wie du. Gefühle sind schön und gut, aber sie bezahlen keine Rechnungen. Der Mann hat ihr nichts zu bieten.“
    „Er hat sehr wohl etwas zu bieten, das Allerwichtigste – seine Liebe und Ergebenheit. Außerdem ist er ein angenehmer Mensch, höflich und sehr charmant.“
    „Wie schade, dass sich ein solcher Ausbund an Tugend keine Ehefrau leisten kann“, erklärte Iris mit einem boshaften Lächeln und warf den Hut, an dem sie herumgezupft hatte, ungeduldig beiseite. Dann teilte sie ihrem Gatten und ihrer Schwägerin mit, dass sie zu einem Einkaufsbummel verabredet sei und sich auf den Weg machen müsse.
    George starrte mürrisch auf die Tür, die Iris hinter sich zuschlug, und seufzte so bedrückt, dass Helens Wut ein wenig verrauchte. Wie unverschämt von ihm, mich allen Ernstes wegen einer unklugen Heirat zu tadeln, wenn sich seine eigene Ehe als ein solches Possenspiel erweist, dachte Helen. Ich war wenigstens glücklich während der kurzen Zeit, die ich und Harry
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