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Ein Traum in roter Seide

Ein Traum in roter Seide

Titel: Ein Traum in roter Seide
Autoren: Miranda Lee
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liebte, würde er sicher keine andere heiraten.
    Und dann war er auch noch so unsensibel, ihr eine Einladung zur Hochzeit zu schicken, ohne sie zuvor zu warnen. Du liebe Zeit, vor nicht einmal einem Monat hatten sie noch zusammen Kaffee getrunken, und er hatte mit keinem Wort erwähnt, dass er mit Danni zusammen war. Er hatte nur über seine Arbeit gesprochen, denn er war genau wie Michelle in der Werbebranche tätig. Offenbar hatte er einen neuen Auftrag in Aussicht und noch keine Ahnung gehabt, wie er die Werbekampagne gestalten wollte. Michelle hatte ihm einige Tipps gegeben, und er hatte sie einen Engel genannt, weil sie ihm geholfen hatte.
    Als ihr jetzt bewusst wurde, dass er sie nur wegen ihrer Qualitäten als Werbefachfrau eingeladen hatte, traten ihr Tränen in die Augen.
    „Kevin liebt nur sich selbst, sonst niemanden", erklärte Tyler.
    „Komm, Michelle, du kannst dich in deinen eigenen vier Wänden ausweinen. Du weißt doch, wie sehr du es hasst, in der Öffentlichkeit Gefühle zu zeigen. Lass uns ins Haus gehen." Er legte ihr die Hand unter den Ellbogen und führte sie energisch die Treppe hinauf.
    Michelle fand die Art, wie er plötzlich für sie die Verantwortung übernahm, irritierend. Doch was hatte sie dagegen? Er wollte ihr nur helfen. Schließlich gestand sie sich ein, dass Tyler sie schon immer irritiert hatte, sogar am ersten Tag ihres Kennenlernens auf der Universität. Er war nicht wie ein ganz normaler Student in den Hörsaal gekommen, sondern sein Auftritt war glänzend und irgendwie theatralisch gewesen. Er war ihr vorgekommen wie der große Gatsby aus dem gleichnamigen Film.
    Bei seinem Anblick hatte es den meist en Studentinnen die Sprache verschlagen. Aber Michelle hatte nur die Augen verdreht und sich 7
    wieder Kevin zugewandt, der irgendwie niedlich und hinreißend charmant gewesen war. Außerdem war er ernsthaft an seinem Studium interessiert gewesen und hatte es erfolgreich abschließen wollen. Er war auf sein Diplom in Grafik und Textgestaltung angewiesen, um sich eine Karriere aufzubauen. Tylers Erfolg im Leben hingegen war schon allein auf Grund seiner Herkunft vorprogrammiert und garantiert.
    Obwohl Tyler alle Examen glänzend bestand, hatte Michelle immer das Gefühl, er sei nur zum Zeitvertreib auf der Universität. Er war vier Jahre älter als sie, und Kevin und hatte schon ein abgeschlossenes BWL-Studium hinter sich. Sie war dagegen gewesen, ihn in ihren klein en Freundeskreis aufzunehmen. Doch als sie einmal für eine Videoaufzeichnung eine sechste Person brauchten, hatte Kevin Tyler gebeten mitzumachen. Und so hatte die Freundschaft angefangen.
    Michelle wusste nicht, weshalb Tyler sich mit seinen weniger privilegierten Kommilitonen überhaupt angefreundet hatte. Und sie verstand auch nicht, warum er die Freundschaft nach dem Studium nicht einfach hatte einschlafen lassen. Stattdessen lud er alle fünf immer noch regelmäßig auf seine Partys ein. Die meisten kamen jedoch nicht mehr. Linda war vor zwei Jahren nach New York gegangen, wo sie für die Times arbeitete, und Greta lebte wieder in ihrer Heimatstadt Orange. Sie war dort verheiratet und hatte ein Baby.
    Jeff sahen sie nur noch gelegentlich. Er verbrachte immer mehr Zeit in San Francisco und hatte irgendwann zugegeben, schwul zu sein.
    Nur Kevin zuliebe hatte Michelle Tylers Einladungen ange nommen.
    Ihr gefielen jedoch die Gefühle nicht, die Tyler in ihr wachrief. In seiner Gegenwart war sie immer seltsam gereizt und aggressiv, so auch jetzt.
    „Erst musst du dein Auto woanders parken", forderte sie ihn scharf auf, als er mit ihr auf die Eingangstür zuging. „Oder willst du riskieren, einen Strafzettel zu bekommen?"
    „Vergiss den Wagen. Du bist wichtiger als ein dummer Strafzettel."
    „Aus dir spricht der wahre Millionär."
    Tyler blieb unvermittelt stehen und sah sie ärgerlich an. „Was hast du eigentlich gegen mein Geld? Ich kann genauso wenig dafür, dass ich reiche Eltern habe, wie Kevin, dass seine Mutter arm war."
    „St immt. Aber deshalb brauchst du dein Geld nicht zu verschwenden 8
    und damit um dich zu werfen, als hätte es für dich keinen Wert.
    Normale Sterbliche wie ich müssen sich eben Ge danken wegen eines Strafzettels machen."
    „Ja, das weiß ich, Michelle", stieß er hervor. „Okay, wo ist hier das Parken erlaubt? Habt ihr Besucherparkplätze in der Tiefga rage?"
    „Haben wir."
    „Verdammt, wo denn? Ich sehe keine Einfahrt!" Michelle blickte auf und bemerkte seine frustrierte
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