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Ein toedlicher Plan

Titel: Ein toedlicher Plan
Autoren: Jeffrey Deaver
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hatten), und ein Drittel hatte seine Frau mit in die Ehe gebracht.
    Wendall Clayton stand nicht allein mit seinem dreisäuligen Vermögen, aber in Midtown war er von einer anderen Art von Besitz umgeben. Hier herrschte das laute Geld, Vermögen, das man mit neuen Dingen aller Art gemacht hatte. Doch es war nicht etwa so, dass die Männer und Frauen, die auf solche Weise zu Reichtum gekommen waren, über gar keinen oder einen schlechteren Geschmack als Clayton verfügten – nein, der Unterschied bestand in den Quellen, aus denen ihr Geld stammte. Sie hatten ihre Vermögen in den Medien, in der Werbebranche, im Showbusiness, mit Warentermingeschäften, windigen Firmenfusionen, aggressiven Firmenübernahmen oder Börsengeschäften gemacht. Ihr Geld kam von anderem Geld, von Verkäufen und Übernahmen, von Immobilien, von Italienern, von Juden, von Japanern.
    Claytons Geld hatte Spinnweben, und daher war er, so merkwürdig es klingt, diesen Neureichen suspekt. Je mehr einer respektiert wird, desto weniger wird er akzeptiert, pflegte er in Gedanken sein eigenes Klischee zu zitieren und dabei das Gesicht zu verziehen.
    Clayton war in Cornell und in Harvard gewesen, hatte in einem Staatsanwaltsbüro gearbeitet, wie es sich für einen angehenden Anwalt gehörte, war schließlich bei Hubbard, White & Willis aufgestiegen und hatte Geld in eine Geldheirat eingebracht. Er war genauso gut und mächtig wie jeder andere hier im Saal.
    Doch obwohl er in einem Restaurant saß, in dem die Bedienung ihn mit Namen anredete, fühlte er sich an diesem Ort keineswegs wie zu Hause. Perelli war der beste Beleg dafür mit seiner Frage, ob Clayton schon einmal hier gewesen sei. Clayton kam sich im Carleton vor wie ein ärmlicher Einwanderer, wie jemand ohne Pass. Das verdross ihn sehr und ließ ihn Zurückhaltung üben.
    »Sie möchten also eine Anwaltskanzlei, oder, John?«, fragte er jetzt.
    »Ich … wir hätten unter Umständen Interesse daran. Zuerst müssen wir natürlich Ihre Zahlen überprüfen, aber, großer Gott, was möchten Sie denn von mir hören? Gerüchten zufolge sind Ihre Einnahmen niedrig. Sie haben zu viele unnütze Köpfe als Partner. Ihr Prämiensystem ist aufgebläht und zu ausgeklügelt, und die Kanzlei als Ganzes hat zu viel überflüssiges Fett.«
    »Darüber hinaus haben wir den treuesten Klientenstamm von allen Kanzleien in der Stadt, unsere Mietverträge laufen noch bis nächstes Jahr, sodass man uns nicht unvermittelt auf die Straße setzen kann, und die Absolventen der besten juristischen Fakultäten streben zu uns. Vier unserer Partner haben bedeutende Handbücher oder Abhandlungen verfasst, und fünf weitere sind für einige Semester beurlaubt, um als außerordentliche Professoren Vorlesungen in Fordham, Columbia und der University of New York zu halten.«
    »Sie arbeiten mit einem Computerschreibsystem, das Sie langfristig geleast haben …«
    »John!«
    »… und das schon seit zwei Jahren veraltet ist.«
    »John!«
    »Ich höre ja schon zu.«
    Clayton übte sich in Geduld. »Wir würden nicht hier sitzen und das Brot miteinander brechen, wenn wir nicht vorhätten, gemeinsame Sache zu machen. Ich meine, die wichtigste Frage ist doch: Wie viel wird die Geschichte Sie kosten und wie viel mich?« Der Kellner brachte ihre Bestellungen. Clayton beugte sich über den Rühreiberg, schnitt alles in kleine, mundgerechte Portionen und aß hungrig.
    Perelli wartete, bis der Kellner sich zurückgezogen hatte, und meinte dann: »Sie wollen also sagen, wir sollen uns nicht lange mit Höflichkeitsfloskeln aufhalten? Okay, auf diese Weise betreibt auch meiner Mutter Sohn seine Geschäfte am liebsten. Wir sind ernsthaft interessiert, Wendall. Wir haben Klienten, die aufgrund ihrer Gewinne Ärger mit der Bankenaufsicht erwarten dürfen. Und wir haben außerdem Klienten mit Produkthaftungsproblemen, die sich für uns als wahre Goldgruben erweisen dürften. Sie verfügen über erstklassige Leute für Wirtschaftsrecht und Prozessanwälte, die unserem Team wie gerufen kämen. Um es auf den Punkt zu bringen: Wir wollen Ihre Bankrechtleute, und Sie wollen unsere Immobilienexperten. Theoretisch sind wir ein perfektes Paar.«
    »Und praktisch?«
    »Praktisch geht es um überschüssige Ressourcen, schlicht um Ballast. Eine unserer beiden Firmen wird nach einer Zusammenlegung etwas abnehmen müssen. Ich hoffe, es schockiert Sie nicht zu sehr, wenn ich Ihnen sage, dass wir nur ungern einige von unseren Leuten vor die Tür setzen
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