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Ein toedlicher Plan

Titel: Ein toedlicher Plan
Autoren: Jeffrey Deaver
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einen bei Gericht zugelassenen Partner der Kanzlei telefonisch von seinem Dinner vor dem Theaterbesuch weggeholt und ihm zwei ausgeschlafene Assistenten besorgt. Sie hatten sich sofort darangemacht, das Nötige für den Fall zusammenzustellen, um die einstweilige Verfügung zu kippen. In der Nacht von Montag auf Dienstag waren sie fertig geworden, und vor einer halben Stunde hatte der Prozessbevollmächtigte den Fall vor einem gefälligen Richter im Southern District vorgebracht. Der Richter hatte zugunsten von Claytons Klient entschieden und die einstweilige Verfügung aufgehoben.
    Clayton hatte dem Klienten gerade die gute Nachricht übermittelt, der ehrlich überrascht gewesen war, dass Hubbard, White & Willis die Geschichte schon vor Geschäftsbeginn am kommenden Dienstag aus der Welt geschafft hatte. Clayton hatte sich die Lobpreisungen gern angehört und ihn nicht mit solchen Banalitäten unterbrochen wie, dass die Rechnung für ein Wochenende voller Arbeit sich in einer Höhe von sechzigtausend Dollar bewegen werde.
    Während er jetzt zum Fenster hinausblickte und das goldene Sonnenlicht und den Erfolg genoss, fühlte er sich entspannt und mehr oder weniger zufrieden.
    Das Gefühl hielt auch dann noch an, als er sich, was er in der letzten Zeit häufiger tat, fragte, ob er wirklich seinen Job, der ihm im Jahr vierhundertfünfzehntausend Dollar einbrachte, kündigen und Hubbard, White & Willis den Abschiedskuss geben sollte. Selbstredend zog ein Duke niemals den Schwanz ein. Die erste und vornehmste Verantwortung eines Duke gehörte seinen Klienten. Besser gesagt, seinen
Untertanen.
Aber ein Duke, der seine fünf Sinne beisammenhatte, wartete nicht so lange, bis der König sich so weit verschlissen hatte, dass es den Feinden ein Leichtes war, das Reich zu überrennen. Nein, ein Duke wusste genau, was er wollte. Die Metapher vom Schwanzeinziehen wurde etwas kompliziert, und Clayton stellte fest, dass es ihm angenehmer war, weniger an Könige und Dukes und dafür mehr an Burdick, die Kanzlei und sich selbst zu denken.
    Dieser gottverdammte Burdick; dieser aufgeblasene alte Pfau! Zur Hölle mit ihm! Clayton ballte vor Ärger die Faust so fest, dass sein muskulöser Arm zitterte.
    Das Telefon läutete. Seine Limousine war unten vorgefahren. Clayton stand auf, zog sich Jacke und Mantel an und schritt durch die unheilvoll stillen Gänge. Er hatte in Uptown eine Verabredung, die für ihn mindestens so wichtig war wie die Partnerversammlung später am Vormittag. Doch zuvor musste er noch etwas erledigen, das für ihn entscheidender war als die beiden Zusammenkünfte. Wendall Clayton wollte sich persönlich bei den beiden jungen Kollegen bedanken, die für seinen Klienten und damit auch für ihn ihr Wochenende geopfert hatten.
    »Sind Sie schon einmal hier gewesen, Wendall?«, fragte ihn der Mann am polierten Kupfertisch.
    Als Clayton sprach, wandte er sich jedoch nicht an ihn, sondern an den Oberkellner des Carleton Hotel. »Gibt es das Nova Spezial?«
    »Nein, Mr. Clayton«, antwortete der Oberkellner, den Kopf schüttelnd, »heute nicht.«
    »Danke, Henri, dann nehme ich zwei Rühreier mit Speck und ein Croissant.«
    »Sehr wohl, Mr. Clayton.«
    »Ha!«, platzte es aus John Perelli heraus, bevor er das Gleiche und dazu noch einen Früchtebecher bestellte. Perelli war untersetzt und hatte dunkles Haar und ein langes Gesicht. Er trug einen marineblauen dreiteiligen Anzug mit Nadelstreifen.
    Clayton zog seine Manschetten gerade, wobei seine achtzehnkarätigen Wedgwood-Manschettenknöpfe sichtbar wurden, und erklärte: »Um auf Ihre Frage zurückzukommen, ich fühle mich hier wie zu Hause.«
    Das entsprach nicht ganz der Wahrheit. Clayton gehörte zu den Reichen, die keinen Wert auf protzige Zurschaustellung legten. Er besaß ein Apartment mit acht Zimmern in der oberen Fifth Avenue, ein Sommerhaus in Redding, Connecticut, und ein Blockhaus mit zehn Zimmern in Newport. Außerdem lag in seinem Safe ein Aktienpaket, das an guten Tagen seine drei Millionen Dollar wert war. An den holzgetäfelten Wänden seiner Wohnung in der Upper East Side hingen zwei Picassos, drei Klees, ein Mondrian und ein Magritte. Er hatte seinen Jaguar gegen einen Mercedes-Kombi eingetauscht, weil ihm das Laufgeräusch der britischen Reifen nicht gefiel. Sein Reichtum stammte von der stillen, der viktorianischen Art: Ein Drittel war ererbt, ein Drittel war im Beruf erworben (inklusive der vorsichtigen Investments, zu denen Klienten ihm geraten
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