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Ein toedlicher Plan

Titel: Ein toedlicher Plan
Autoren: Jeffrey Deaver
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…«
    »… er nicht mehr da war?«, fragte Taylor und war ehrlich schockiert.
    »Ja«, antwortete Reece leise. »Man hat ihn mir gestohlen. Jemand ist einfach hier hereinspaziert und hat ihn aus meinem verdammten Aktenschrank genommen.«
    »Brauchen Sie denn unbedingt das Original? Reicht es nicht, dem Gericht eine Kopie vorzulegen?«
    »Das könnte man natürlich tun, aber dafür steht mir nicht mehr genug Zeit zur Verfügung. Die Finanzen von Hanover & Stiver befinden sich in einem erschreckenden Zustand – deshalb hat die Bank es ja auch so eilig –, und bis zu dem Zeitpunkt, an dem ich eine Kopie habe beglaubigen lassen und vorlegen kann, haben die Brüder wahrscheinlich keinen Cent mehr.« Seine Stimme klang bitter. Er rieb sich die Augen. »Die Banque Genève ist einer von Donald Burdicks größten Klienten. Wenn sie durch meine Schuld ihr Geld verliert, verlässt sie uns, ohne Auf Wiedersehen zu sagen.«
    »Aber es ist doch nicht Ihre Schuld. Wie hätten Sie auch auf den Gedanken kommen sollen, dass jemand in Ihr Büro eindringt und den Wechsel stiehlt?«
    »Es ist sehr wohl meine Schuld. Schließlich bin ich nach Hause gefahren, um zu schlafen …« Er schlug mit der Handfläche auf die polierte Tischplatte und lächelte dann verlegen, um Taylor zu zeigen, dass sein Zorn nicht gegen ihr Mitgefühl gerichtet war. »Als ich in die Kanzlei zurückkehrte, war der Wechsel fort.«
    »Vielleicht ist er nur verlegt worden«, sagte Taylor und bereute im selben Moment ihre dumme Bemerkung.
    Reece deutete kopfschüttelnd auf die tiefe Delle am Schloss seines aufgebrochenen Aktenschranks.
    »Haben Sie denn nicht die Polizei gerufen?«
    »Nein, natürlich nicht. Die Presse würde auf die Geschichte aufmerksam, Burdick würde mitbekommen, dass der Wechsel fort ist, und der Bank würde das auch nicht lange verborgen bleiben …« Er sah sie direkt an. »Ich denke, Sie ahnen bereits, warum ich Sie hergebeten habe.«
    Vage Vermutungen schossen ihr durch den Kopf. »Sie möchten, dass ich herausfinde, wer das Papier gestohlen hat?«
    »Um ganz ehrlich zu sein, es wäre mir noch lieber, Sie würden es finden. Im Moment ist es mir egal, wer es entwendet hat.«
    »Aber wieso gerade ich?«, fragte sie, um Zeit zu gewinnen. »Ich meine, warum stellen Sie nicht selbst Nachforschungen an?«
    Reece lehnte sich in seinem Sessel zurück, und wieder war ein leises
Pling
zu hören. Er wirkte erleichtert, so als hätte Taylor bereits zugesagt. »Wer immer den Wechsel aus meinem Schrank genommen hat, wird wissen, dass ich mich nicht an die Polizei wenden kann. Und er wird damit rechnen, dass ich nach ihm suche. Also muss ich jemand anderen damit betrauen. Und zwar Sie.«
    »Es ist nur so, dass ich …«
    »Ich weiß, Sie wollten eigentlich in den Skiurlaub. Tut mir wirklich Leid, aber den werden Sie wohl verschieben müssen.«
    »Mitchell, ich weiß nicht so recht. Es schmeichelt mir natürlich sehr, dass Sie ausgerechnet mich angefordert haben, aber ich fürchte, ich bin auf diesem Gebiet nicht gerade die Erfahrenste.«
    »Nun, dann will ich Ihnen eines sagen: Ich habe schon mit einer Menge Privatdetektiven gearbeitet, wenn Sie verstehen, was ich meine.«
    »Aber klar, mit Sam Spade und so weiter.«
    »Nein, ein Sam Spade war nie darunter. Doch ich habe bei der Zusammenarbeit mit diesen Leuten eine wertvolle Erfahrung gemacht, und zwar die, dass die besten Detektive Frauen sind. Sie sind unauffälliger, attraktiv und klug. Sie wollen nicht bei jedem Gespräch das große Wort führen, sondern lassen ihr Gegenüber ausreden, während sie selbst sich aufs Zuhören beschränken. Und sie sind sexy … darf ich das sagen?«
    »Ich habe nicht vor, Sie aufzuhalten.« Das Erröten geschah von einer Sekunde auf die andere. Sie kam sich wie eine Idiotin vor, so auf eine Bemerkung zu reagieren, die gar nicht als Flirtversuch oder Kompliment gemeint war.
    »Eine sexy Frau lenkt Männer ab«, fuhr Reece fort. »Und wenn Sie noch einen Grund hören wollen: Ich vertraue Ihnen.«
    »In der ganzen Kanzlei vertrauen Sie niemandem außer mir? Hören Sie, ich habe noch nie für Sie gearbeitet. Und wer sagt Ihnen, dass nicht ich diejenige war, die den Wechsel entwendet hat …« Sie unterbrach ihren Redefluss und fragte dann leise: »Wann ist er denn gestohlen worden?«
    Reece grinste. »Am Samstag. Und da haben Sie ein Alibi. Sie waren zu der Zeit nämlich gar nicht in der Stadt.«
    »Aber ich bin doch nur eine Anwaltsgehilfin. Ich kopiere Unterlagen,
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