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Ein toedlicher Plan

Titel: Ein toedlicher Plan
Autoren: Jeffrey Deaver
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ausrechnen zu können, wann der Wechsel in meine Hände gelangt sein dürfte.«
    Taylor hielt das Memo mit zwei Fingern. Es ging um fünfundzwanzig Millionen. Sie bemühte sich, auf intelligente und wichtige Fragen zu kommen. »Warum stiehlt jemand ein solches Papier? Kann man es wie einen Scheck einlösen oder seinem Konto gutschreiben?«
    »Ich glaube, Hanover & Stiver hat hier im Haus jemanden bestochen, den Wechsel für eine Weile verschwinden zu lassen. Vermutlich so lange, bis die Firma ihren Direktoren und Abteilungsleitern eine hübsche Abfindungssumme überwiesen hat. Und wenn dann die Kasse leer ist, taucht das Papier wie durch ein Wunder wieder auf, und wir dürfen nach Herzenslust klagen. Nur ist dann kein Geld mehr vorhanden, mit dem die Forderungen meines Klienten befriedigt werden können.«
    »Das alles hört sich für mich ungeheuerlich an. Ich meine, wann ist in einer Anwaltskanzlei in der Wall Street schon einmal ein so dreister Diebstahl begangen worden?«
    »Der Präsident von Hanover & Stiver, Lloyd Hanover, ist ein ausgemachter Dreckskerl, und er glaubt, er sei mit allen Wassern gewaschen. Sie kennen die Sorte bestimmt – Ende fünfzig, Bürstenhaarschnitt und dreimal in der Woche auf die Sonnenbank. Er hat drei Mätressen gleichzeitig und trägt so viele Ringe und Ketten aus purem Gold, dass jeder Metalldetektor einen Kurzschluss bekäme.«
    »Das an sich ist aber noch kein Verbrechen«, bemerkte Taylor.
    »Nein, das nicht, doch drei nachgewiesene Verstöße gegen Gesetze des Umweltschutzes und zwei rechtskräftige Verurteilungen schon«, entgegnete Reece barsch.
    »Oh.«
    Reece zog einen Ordner aus seinem Schrank.
    »Warum wenden Sie sich nicht direkt an Hanover und nehmen ihn in die Mangel?«, fragte Taylor.
    Die Mundwinkel des Anwalts verzogen sich.
    Taylor versuchte seiner Antwort zuvorzukommen. »Natürlich würde er alles abstreiten.« Reece nickte, und sie fuhr fort: »Ich habe mir nur gerade überlegt, ob man ihn auf diese Weise nicht dazu bringen könnte, eine Falschaussage zu machen.«
    »Taylor, der Staatsanwalt legt bei einer Klage wegen Falschaussage keinen allzu großen Eifer an den Tag, vor allem dann nicht, wenn es um den Bankrott einer Firma geht.«
    »Nein, sicher nicht.«
    Mädchen, wenn dir nur dumme Fragen einfallen, dann halt lieber den Mund, dachte Reece.
    Taylor beugte sich vor und studierte die Akte, die Reece jetzt aufgeschlagen hatte. Gleich oben lag ein Ausdruck der Computerliste. Darauf stand, wer wann seine ID-Karte am Haupteingang benutzt hatte. Der Liste waren die Codenummern der Personen zu entnehmen, die am Samstag in die Kanzlei gekommen waren. Reeces Zeigefinger fuhr die Zahlenkolonne hinab. »Fünfzehn Leute sind am Samstag hier gewesen, aber alle sind zwischen siebzehn und achtzehn Uhr wieder gegangen. Ich bin als Einziger länger geblieben. Sehen Sie, das ist mein Eintrag. Ich habe die Kanzlei um zwanzig Uhr zehn verlassen. Doch hier ist jemand erst um einundzwanzig Uhr dreißig gekommen und zwei Stunden geblieben. Was hatte er in diesen Räumen verloren? Zwei Stunden sind eine eigenartige Zeitdauer für jemanden, der noch etwas an einem Samstagabend in einer Kanzlei zu tun hat. Ich meine, wenn er nur etwas liegen gelassen hat, würde er es an sich nehmen und gleich wieder gehen. Wenn er aber noch etwas recherchieren musste, würde ihn das mehr Zeit als bloß zwei Stunden kosten. Vermutlich würde er die ganze Nacht bleiben … Zwei Stunden dürften jedoch vollauf reichen, den Wechsel zu suchen und auch zu finden.«
    »Wessen Code steht denn für die fragliche Zeit auf der Liste?«
    »Das ist das Problem.« Reece drehte das Blatt um. »Hier steht zwar die Codenummer, aber ich habe keine Ahnung, wem sie gehört. Und ich weiß nicht, wie man diese Information aus dem Computer holen kann. Haben Sie vielleicht eine Idee, wie das zu bewerkstelligen ist?«
    »Tut mir Leid.« Sie schüttelte den Kopf.
    »Ich glaube, dann ist das Ihre erste Aufgabe. Finden Sie heraus, wer diese Codenummer hat.«
    »Es gibt andere Möglichkeiten, in die Kanzlei zu gelangen, Mitchell. Vielleicht ist jemand von außen eingebrochen.«
    Reece bemerkte ein Staubkorn auf seiner hellen Manschette und schnippte es fort. »Unter uns Prozessanwälten erzählt man sich gern eine alte Geschichte über einen Polizisten, der bei den Eisenbahnschienen immer häufiger auf die Leichen von ermordeten Landstreichern stieß. Ihre Körper waren völlig zerfetzt. Der Beamte arbeitete mit viel Mühe
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