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Ein Tag und zwei Leben (Episode 2)

Ein Tag und zwei Leben (Episode 2)

Titel: Ein Tag und zwei Leben (Episode 2)
Autoren: Adriana Popescu
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mir.
    «Du schubst mich an solchen Tagen richtig doll weg. Du denkst, deine Worte tun weh und ich werde weinend aus dieser Tür stürzen.»
    Das Dumme an besten Freunden ist, dass sie einen zu gut kennen und einen besser analysieren können, als jeder Psychologe. Ich ziehe mir das T-Shirt über den Kopf und werfe es in die Wäschebox, als sie hinter mir das Bad betritt und ich mich nicht umdrehen muss, um zu wissen, dass sie mich wütend anstarrt.
    «Ich habe das an deinem Geburtstag mitgemacht. An Muttertag. An Nikolaus und an Weihnachten. Falls es dir nicht aufgefallen ist … Ich bin noch immer hier!»
    Und ob mir das aufgefallen ist. Wenn ich mir richtig Mühe gebe, dann kann ich so gut wie jeden abschütteln. Nur so habe ich es unbeschadet durch die Schulzeit gebracht. Sicher, ich hatte und habe Freunde. Aber wenn ich sie nicht bei mir haben will, dann fällt es mir leicht Dinge zu sagen, die sie auf Abstand halten. Nur bei Lea will mir das nicht gelingen …
    «Kann ich vielleicht erst duschen, bevor du mein Leben forensisch analysierst?»
    «Nein!»
    Das war deutlich. Also ziehe ich meine Boxershorts aus und stelle das Wasser in der Dusche an. Lea lehnt hinter mir an der Wand. Das Dumme an besten Freundinnen ist eben auch, dass sie sich von meinem nackten Hintern nicht mehr beeindrucken lassen. Also steige ich unter den warmen Wasserstrahl und ziehe genervt den Duschvorhang hinter mir zu.
    «Du kannst nicht immer in ein tiefes Loch fallen und alle Menschen ausblenden. Weißt du, es gibt Menschen, denen du wichtig bist.»
    Ich bewege mein Gesicht unter den Wasserstrahl und halte die Luft an. Vielleicht verschwindet sie dann!? Denn alles was sie sagen wird, will ich nicht hören.
    «Ich bin mir sicher, dass Simone sich über eine kleine Aufmerksamkeit freuen würde.»
    Simone … Sicher. Sie würde sich besonders darüber freuen, wenn sie bei mir einziehen dürfte. Seit einiger Zeit spricht sie über nichts anderes mehr. Wir wären doch etwas Ernstes, es wäre doch die logische Konsequenz. Dabei ist unsere Beziehung ungefähr so ernst, wie die einer Teenagerromanze in der Oberstufe. Gut, das liegt nicht nur an ihr. Manchmal gibt sie sich sogar richtig Mühe. Dann läuft es mit uns richtig gut, bis ich dieses eine Mädchen kennenlerne, das mir zwischen Tanzfläche und Bar an die Wäsche will. Wäre ich so vernünftig, wie mein Alter es vermuten lassen könnte, dann würde ich ihre Avancen abschmettern und nicht schwach werden. Ob die Ausrede « Ich bin eben auch nur ein Mann! » da hilft? Die Wahrheit sieht ganz anders aus. Ich liebe Simone nicht. Das ist nicht weiter schlimm, denn sie liebt mich auch nicht. Wir lieben nur das, was wir an unseren guten Tagen sind. Wir lieben uns, wenn wir funktionieren – und das tun wir immerhin ab und an. Nur glaube ich eben, auch mit anderen Frauen funktionieren zu können.
    «Hörst du mir überhaupt noch zu?»
    Leas Stimme erreicht mich irgendwo unter dem Wasser, das mir über Gesicht und Körper läuft. Nein, ich höre ihr nicht mehr zu, weil ich alles schon so oft gehört habe. Von ihr. Weil ich weiß, dass sie recht hat und weil ich mir wünsche, sie würde einfach aufhören zu reden und …
    «Zwinge mich nicht, unter diese Dusche zu steigen, damit du mir zuhörst!»
    Ich versuche ruhig weiterzuatmen, nicht auf das zu reagieren, was sie gerade gesagt hat. Unter keinen Umständen darf ich mir bewusst werden, dass ich hier nackt unter der Dusche stehe – und sie nur durch diesen dünnen Duschvorhang getrennt, auf der anderen Seite. Langsam drehe ich mich um und starre auf den dunkelblauen Vorhang.
    «Das ist mein Ernst. Damian, ich mach das!»
    Atmen. Weiteratmen. Diesen Gedanken nicht zulassen. Das Szenario nicht im Kopf durchspielen. Als Comiczeichner leide ich bedauerlicherweise an einer sehr lebhaften Fantasie. Ich male mir Dinge sofort aus und sehe sie wie brillant gezeichnete Comic-Strips vor meinem inneren Auge. Manchmal ist das wirklich super, weil das Leben an sich oft langweilig genug ist. Aber in Momenten wie diesen, wünsche ich mir eine Zensur für meine gezeichneten Gedanken. Ein Security-System, das alles blockt, was nicht jugendfrei ist.
    Ich sehe Lea und mich in einer manga-ähnlichen Zeichnung, wie sie auf der anderen Seite des Vorhangs steht und sich langsam und sexy entkleidet. Die erschreckend orginalgetreue Nachzeichnung ihres nackten Körpers überrascht mich. Sicher, ich habe sie schon nackt gesehen, und nicht immer waren die entsprechenden
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