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Ein Tag im Maerz

Ein Tag im Maerz

Titel: Ein Tag im Maerz
Autoren: Jessica Thompson
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Schwangerschaftstest vor Augen. Endlich konnte sie es wieder mit ganzer Zuversicht behaupten.
    Die Frau sah sie erstaunt an. »Aber ich habe ihn im Badezimmer gefunden   … den Test«, erwiderte sie und lief tiefrot an.
    Rachel war mittlerweile ziemlich sauer, doch diese Frau ahnteoffenbar kaum, wie unmöglich sie sich benahm. »Ja, ein negativer Test«, entgegnete sie, öffnete die Tür, trat in ihr Zimmer und wollte die Tür hinter sich schließen. Auf jeden Fall würde sie sich über dieses Vorkommnis beschweren.
    »Nein   … nein   … er war positiv   … ich   … äh, ich habe ihn im Mülleimer liegen lassen, nur für alle Fälle   …«, sagte die Raumpflegerin und wollte hinter ihr ins Zimmer treten.
    Rachel merkte, wie sie die Farbe im Gesicht verlor. »Wie bitte?«
    »Jawohl, er war positiv. Es tut mir leid   … er war ja nicht zu übersehen   … oh   … ich hätte nichts sagen sollen«, fuhr die Polin fort, wedelte mit den Armen und wurde noch röter.
    Rachel schoss ins Bad und holte den Teststreifen aus dem Mülleimer.
    Tatsächlich. Er war positiv. Sie sah den Strich, der das Leben einer Frau veränderte.
    Die Raumpflegerin stand noch immer in der Tür, bewegte den Mopp zwischen ihren Händen und lächelte wieder. Sie hatte Tränen in den Augen. Rachel fragte sich, ob es Tränen der Freude über ihr Mutterglück waren, oder Tränen der Demütigung. »Ich möchte jetzt allein sein«, sagte sie leise. Der Raum begann sich um sie zu drehen.
    »Ja, ja, natürlich. Wenn Sie irgendetwas brauchen, sagen Sie mir Bescheid, und ich bringe es Ihnen sofort, superschnell, wo Sie doch jetzt in anderen Umständen sind«, sagte die Raumpflegerin, schnippte mit den Fingern und fuhr auf dem Absatz herum. »Ach, und Sie sollten viele Vitamine essen«, fügte sie hinzu, als sie ging, und knallte die Tür hinter sich zu.
    In anderen Umständen.
    Rachel stand da wie gelähmt. Richards Gesicht trat ihr vor Augen. Er war selbst noch ein Kind   – auf keinen Fall eignete er sich zum Vater. Wie würde er reagieren?
    Sie schüttelte die Schuhe von den Füßen und warf sich ins Bett. Sie zog sich die Decke über den Kopf, verkroch sich in der Dunkelheit darunter, das blonde Haar auf den Laken ausgebreitet.
    Ich war auch mal ein Baby. Über diesen Satz dachte sie lange nach. Was für einen gewaltigen Einfluss der Beginn ihres Lebens auf den gesamten Rest ausübte. Sie dachte daran, wie viel Angst sie hatte, wie viel sie zu verlieren hatte. Und dennoch, neben alldem empfand sie auch eine gewisse Vorfreude   …
    Wen konnte sie anrufen? Wer wäre für sie da in größter Not? Rachel dämmerte es, dass sie nun in der gleichen schrecklichen Lage war wie ihre leibliche Mutter damals: Sie musste eine folgenschwere Entscheidung treffen.

47
    »Wie geht es dir, Bryony?«

    Samstag, 24. Oktober 2009
    Restaurant White Rope, Crouch End, Nord-London
    Mitternacht
    Bryony hatte Adam gebeten, sie um Mitternacht im White Rope zu treffen.
    Draußen auf der Straße schwankten Betrunkene vorbei oder standen in kleinen Gruppen vor Bars, aus denen flackerndes Discolicht über das Pflaster blitzte.
    Er traf in dem Glauben ein, sie habe gemeint, sie sollten sich davor treffen, dann würden sie woandershin gehen, denn im Allgemeinen traf man sich nicht um Mitternacht zum Essen. Vielleicht ist so etwas in New York üblich, da kann man um zwei Uhr morgens seine Lebensmittel einkaufen, sich um drei den Rücken enthaaren lassen und dann um vier ins Kino gehen, dachte er. Aber wir sind hier in London   … und dann auch noch in Crouch End. Deshalb war es für Adam ein gewisser Schock, als Bryony auftauchte und ihn ins Restaurant einlud.
    »Aber die machen doch gleich zu, oder?«, fragte Adam. Er war nervös. Sie trafen sich zum ersten Mal, seit er versucht hatte, sie zu küssen   – und dramatisch ins Fettnäpfchen getreten war. Das lag natürlich auch schon eine Weile zurück.
    Fast hätte er es abgelehnt, sich mit ihr zu treffen. Aufgrund der Art, wie sie reagiert hatte. Ihrer Wut. Damit hatte sie ihn schockiert. Die Erinnerung daran, die Demütigung, die Adamerlitten hatte, machten ein Wiedersehen für ihn alles andere als angenehm.
    Adam trat an das Fenster des Restaurants, drückte das Gesicht auf die Scheibe und blickte hindurch. Nur noch ein Pärchen saß in dem Lokal, und die Kellner gingen umher und richteten die Tische für den nächsten Tag oder polierten Gläser. Die Kerzen waren offenbar schon vor Stunden erloschen, nachdem sie
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