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Ein Tag im Maerz

Ein Tag im Maerz

Titel: Ein Tag im Maerz
Autoren: Jessica Thompson
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es ist nicht zu extravagant«, sagte sie und blickte lächelnd auf die Pracht, die sie umgab.
    Adam grinste und schüttelte den Kopf.
    »Also«, sagte Bryony und atmete tief durch. »Ich werde jetzt mal die Karten auf den Tisch legen.« Sie stockte kurz. »Es gibt einiges, was du nicht über mich weißt«, begann sie und tastete nach ihrem Zopf. »Na ja, eigentlich nur eine Sache, aber es ist etwas Großes, etwas sehr Großes.«
    »Okay«, sagte Adam. Er wartete darauf, dass die Bombe in den Tisch einschlug und ihre Welten für immer auseinandersprengte.
    »Ich habe dich vor einer Weile in eurem Café kennengelernt. Und du erinnerst dich bestimmt, dass ich für eine junge Frau ziemlich oft allein in das Café gekommen bin, oder?«, fragte Bryony.
    »Ja, das bist du. Und ich vermisse dich. Ich vermisse es, dir deinen Latte zu machen. Du warst das Beste, was dem Café je passiert ist.« Adam konnte seinen Redefluss nicht mehr stoppen. Dabei soll man doch immer schön auf cool machen, oder?, dachte er.
    Bryony grinste und errötete leicht.
    Eine Flasche Champagner kam und unterbrach ihr Gespräch.
    Als der elegant gekleidete Kellner wieder gegangen war, bemerkte Adam, dass Bryony ihr erstes Glas fast in einem Zug geleert hatte. Ihr gewohntes Selbstvertrauen, mit dem sie offen aussprach, was sie dachte, schien aus dem Raum entschwunden zu sein und sie allein zurückgelassen zu haben. Gegen seinen Willen war Adam im Stillen erfreut, dass er nicht der Einzige war, der hin und wieder Momente erlebte, in denen seine soziale Kompetenz ihn komplett verließ.
    »Ich kam in das Café, weil ich vor etwas Schrecklichem fliehen wollte, das mir passiert war«, fuhr Bryony fort.
    Adam schenkte ihr Champagner nach. Er war mit jeder Sekunde stärker gefesselt.
    »Ich hatte einen Freund, Adam. Wir lebten zusammen in der Wohnung, wo ich jetzt noch wohne. Ich wohne da noch immer   … ja, das ist klar   …« Sie stockte wieder. Sehr gut schlug sie sich nicht, fand sie.
    »Was ist passiert?«
    Sie schwieg. Sekundenlang. Zehn von ihnen.
    »Er starb.«
    Adam nahm langsam das Glas von den Lippen und stellte es auf den Tisch. Auf seiner Zunge sprudelten die letzten Champagnerbläschen davon. Er spürte förmlich, wie sein Herz ihm gegen den Brustkasten schlug. Alles schien sich zu verlangsamen, alle Sterne ringsum verschmolzen offenbar miteinander. Er schluckte mühsam. Das erklärte alles: ihre Traurigkeit, ihre Distanziertheit, ihren leeren Blick, die Art, wie sie ihn immer auf Armeslänge von sich gehalten hatte.
    »Ich   … ich weiß nicht, was ich –«, begann er.
    »Er wurde ermordet. Ein Jugendlicher hat ihm in die Brust geschossen«, sagte Bryony sachlich wie eine Nachrichtensprecherin im Fernsehen. Sie sprach abgehackt und fast ohne jede Regung.
    Adam drehte sich der Magen um. Ihm war übel. Er griff über den Tisch nach Bryonys Hand, doch sie zog sie weg. Er spielte mit dem Salzstreuer.
    »Wie auch immer, seit seinem Tod habe ich einen Prozess durchlaufen. Ich habe mich lange Zeit voll und ganz verloren gefühlt. Und leider bist du ausgerechnet mittendrin in mein Leben getreten   …«
    Adam nickte verständnisvoll.
    »Ich wollte nicht wissen, wer Max getötet hat«, sagte Bryony. »Ich bin allem ausgewichen. Ich konnte nicht wieder lieben, ich hätte mir niemals vorgestellt, dass ich das könnte, und es tut mir leid, dass du mitten hineingeraten bist.«
    Adam sank das Herz. Er sagte nichts.
    »Doch jetzt hat sich etwas geändert. Ich habe am Ende dann doch den Täter im Gefängnis besucht. Er heißt Keon Hendry   …« Ihre Stimme versagte.
    Adam rief sich ins Gedächtnis, was er über den Fall gelesen hatte   – er konnte sich daran noch erinnern. Er sah sogar Max’ Gesicht vor sich. Er sagte jedoch kein Wort, sondern ließ Bryony fortfahren. Für ungelenke Trostworte war jetzt der falsche Moment.
    »Die Sache ist die, ich hätte nie geglaubt, dass ich das tun könnte. Dem Jungen zu vergeben; diesem Ungeheuer, das mir die Liebe meines Lebens genommen hat. Aber ich konnte es, und ich habe es getan«, sagte Bryony und lächelte.
    Adam begriff nun, was an ihr anders war. Eine gewisse Anspannung war von ihr abgefallen, und das Strahlen ihrer Wangen, das ihm aufgefallen war, kam von innen. Er räusperte sich, unsicher, was man in solch einer Situation am besten sagte. Um überhaupt etwas zu tun, öffnete er den Reißverschluss seines Hoodies; der Slogan auf seinem T-Shirt war ihm egal. Es war ein Moment, der alles
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