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Ein süßes Abenteuer

Ein süßes Abenteuer

Titel: Ein süßes Abenteuer
Autoren: PAULA MARSHALL
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ihr verneigte und einen Kuss auf ihre zarte Hand hauchte. Zu seiner Verblüffung meinte er das sogar ernst. Wie rasch er sich von ihr bezaubern ließ!
    „Das Vergnügen ist ganz meinerseits, Sir Neville“, erwiderte sie ebenso höflich. „Man hat Sie mir als einen äußerst ernsthaften Gentleman geschildert, der sich schwerlich für ein leichtsinniges Geschöpf wie mich interessieren dürfte.“
    Von wegen leichtsinnig! Seinem ersten Eindruck nach traf diese Bezeichnung nicht im Geringsten auf sie zu, auch wenn er dies nicht begründen konnte. Jedenfalls besaß sie eine Respekt einflößende Ausstrahlung, eine seltene Gabe, die die meisten vornehmen Damen nicht einmal anstrebten.
    „Ich habe stets nur Gutes über Sie gehört“, versetzte er. „In der Tat schulde ich meinem Cousin Lord Alford großen Dank, denn er hat mich dazu überredet, mich Ihnen vorstellen zu lassen.“
    „Demnach musste er Sie erst dazu überreden! Das enttäuscht mich ein wenig.“
    „Weshalb?“, erkundigte sich Neville. „Erwarten Sie, dass alle Welt sich darum reißt, Sie kennenzulernen?“
    Einen Augenblick lang befürchtete er, dass sie seine Worte womöglich als Beleidigung auffassen könnte. Aber da hatte er sie unterschätzt.
    „Durchaus nicht. Aber sobald eine unverheiratete, wohlhabende Frau in die Londoner Gesellschaft eingeführt wird, hält Hinz und Kunz es für sein gutes Recht, sie zu belagern. Deswegen finde ich es wohltuend, endlich einmal einem Herrn zu begegnen, der sich nicht sonderlich für mich interessiert.“
    Inzwischen hatten sie sich durch die Menge hindurch zum Rand der Tanzfläche begeben, oder besser gesagt, Diana hatte ihn geschickt in diese Richtung gelotst. Genau in diesem Augenblick stimmte das Orchester eine Quadrille an, sodass er sich verpflichtet fühlte, sie zu fragen: „Würden Sie mir die Ehre dieses Tanzes erweisen? Allerdings muss ich gestehen, dass ich in letzter Zeit selten getanzt habe. Sie müssen mir schon verzeihen, falls ich mich etwas ungeschickt anstelle.“
    „Ursprünglich hatte ich diesen Tanz zwar einem anderen Herrn versprochen, aber der musste später absagen, da eine dringende Nachricht ihn nach Hause rief. Also nehme ich gerne an.“
    „Ausgezeichnet“, bemerkte Neville. Dann reihten sie sich in eine Gruppe mit drei weiteren Tanzpaaren ein. George blieb vor Verblüffung der Mund offen stehen, als er dies von seinem Platz aus beobachtete. Noch nie zuvor hatte er seinen sittenstrengen Cousin auf der Tanzfläche gesehen. Und noch dazu mit der Königin der Saison! Kaum zu glauben, dass dieser zugeknöpfte Bursche den Reizen der Kühnen Duchess erlag! Damit würde er ihn später gehörig aufziehen.
    Neville staunte ebenso sehr über sich selbst wie sein Cousin. Solange er sich auf seine Tanzschritte konzentrieren musste, blieb ihm auch gar keine Zeit, sich sein Verhalten zu erklären. Warum hatte er überhaupt zugelassen, dass George ihn dieser hochgestellten jungen Dame vorstellte? Und warum bezauberte sie ihn so sehr, während sie anmutig und elegant wie eine Primaballerina über die Tanzfläche schwebte?
    Indes ahnte keiner der beiden Männer, dass die Begegnung mit Sir Neville Fortescue auch Diana angenehm überrascht hatte. Schließlich hatte man ihn ihr als einen biederen Zeitgenossen beschrieben, der sich laut Frank Hollis „niemals dazu herablassen würde, an irgendwelchen Vergnügungen teilzunehmen. Immer steckt er seine Nase in irgendeinen dicken Wälzer.“
    Dementsprechend hatte sie sich ihn als einen kleinen, nachlässig gekleideten Herrn vorgestellt, einen Bücherwurm mit abfallenden Schultern, der sie durch dicke Brillengläser hindurch anblinzelte. In Wirklichkeit aber war er hochgewachsen und athletisch, mit markanten, charaktervollen Gesichtszügen, wenn auch nicht unbedingt im üblichen Sinne gut aussehend. Sein kastanienbraunes Haar, seine grünen Augen und der strenge Zug um seinen Mund gefielen ihr nicht übel. Nichts an ihm wirkte stutzerhaft oder aufgesetzt, vielmehr machte er den Eindruck eines Mannes, der unbeirrt seinen eigenen Weg ging.
    „Warum habe ich Sie erst heute kennengelernt?“, murmelte sie.
    „Ich gehe nicht oft aus“, antwortete er.
    „Ein Verlust für die Gesellschaft.“
    „Aber unter Umständen mein Gewinn.“
    „So?“ Sie zog die Augenbrauen hoch. „Wer weiß.“
    Am Rande der Tanzfläche raunte Frank Hollis Lord Alford zu: „Sehe ich recht? Neville tanzt, und noch dazu mit der Duchess of Medbourne? Sonst steht er doch
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