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Ein süßes Abenteuer

Ein süßes Abenteuer

Titel: Ein süßes Abenteuer
Autoren: PAULA MARSHALL
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Pferde galoppieren konnten.
    Natürlich verspürte er nicht die geringste Lust, seinen Cousin ins Coal Hole zu begleiten oder der Kühnen Duchess vorgestellt zu werden. So lautete der Spitzname der reichen jungen Witwe des Duke of Medbourne, die im vergangenen Jahr die Gesellschaft im Sturm erobert hatte. Ihrem Ruf nach zu schließen stand ihre Leichtlebigkeit der Lord Alfords in nichts nach.
    „Das wage ich zu bezweifeln, George – ich meine, dass die Duchess mich wirklich kennenlernen will. Und besten Dank, aber ich werde deine Einladung nicht annehmen. Ich gehe jetzt nach Hause.“
    „Tu mir doch den Gefallen“, rief Lord Alford lachend. „Ich habe mit Frank Hollis gewettet, dass ich dich dazu überreden kann, und wenn du mich im Stich lässt, werde ich ein hübsches Sümmchen verlieren.“
    Als Franks Name fiel, sah Neville seinen Cousin unverwandt an. „Frank Hollis, ja?“, bemerkte er nach einer Weile. „In diesem Fall werde ich mitkommen, aber nur für einen kurzen Augenblick.“
    „Zuerst die Duchess. Er wettet nämlich, dass du dich weigern wirst, ihre Bekanntschaft zu machen.“
    „Tatsächlich? Gut, einverstanden, aber erwarte keine große Begeisterung von mir.“
    „Nein, nein. Franks Gesicht möchte ich sehen, wenn du dich vor ihr verneigst, und wenn du um Mitternacht mit uns zu neuen Vergnügungen aufbrichst!“
    Widerstrebend folgte er George in eine Ecke des Saals, wo Diana inmitten einer Schar von Bewunderern Hof hielt.
    Seit ihrer Ankunft in London hatte sie mit ihrer unbezähmbaren Lebenslust ebenso großes Aufsehen erregt wie seinerzeit Lady Caroline Lamb. Natürlich war sie keineswegs so töricht wie Lady Caroline, ja, man hätte sie sogar als Blaustrumpf bezeichnen können, nur dass sie ihre Bildung niemals zur Schau stellte. Dagegen bewies sie immer wieder, dass sie nicht nur alle Menschen in ihrer Umgebung mit ihrer Schönheit betören, sondern auch den langweiligsten gesellschaftlichen Anlass mit ihrem Esprit und ihrer geistreichen Konversation beleben konnte.
    Whist und Schach beherrschte sie so gut wie jeder Gentleman. Darüber hinaus spielte sie meisterhaft das Pianoforte, und es ging das Gerücht, sie spreche drei Fremdsprachen. Eines Tages hatte sie für eine kleine Sensation gesorgt, als sie in ihrem Zweispänner durch den Hydepark fuhr und eigenhändig zwei feurige Pferde lenkte.
    Bei einer anderen Gelegenheit wurde sie während eines Spaziergangs mit ihrer Anstandsdame Zeugin, wie ein Mann einen Hund prügelte. Unverzüglich forderte sie ihn auf, damit aufzuhören; als er sich weigerte, schlug sie mit ihrem Sonnenschirm auf ihn ein und bat einen wildfremden Passanten, den Grobian festzuhalten, damit sie derweil den Hund retten konnte. Glücklicherweise tat der angesprochene Gentleman mehr als das. Es handelte sich um Lord Vaux, einen Peer aus einer äußerst alten und angesehenen Familie. Nachdem er den Tierquäler einem Konstabler übergeben hatte, bestand er darauf, die beiden Damen mitsamt dem Hund bis zu Dianas Residenz zu begleiten. Zwei Tage später hielt er um ihre Hand an, doch sie lehnte seinen Antrag ab.
    Nach ihm warben noch viele andere Herren um Diana. Sie wies sie alle zurück, die Hochwohlgeborenen ebenso wie diejenigen von niederem Adel, die Gediegenen ebenso wie die Liederlichen. Allem Anschein nach wollte ausgerechnet die beste Partie der Saison sich nicht binden. Bei Watier’s schloss man Wetten ab, wie viele Männer bis zum Ende der Saison noch ihr Glück bei ihr versuchen würden. Angeblich hatten bereits zwanzig ihr einen Heiratsantrag gemacht, darunter auch Prinz Adalbert von Eckstein Halsbach, ein Cousin der Princess of Wales.
    Neville beabsichtigte keineswegs, es ihnen gleichzutun, zumal Diana ohnehin zu jener Sorte Frau gehörte, die ihm am meisten missfiel. Doch als er schließlich vor ihr stand, geriet auch er wider Willen in den Bann ihrer außerordentlichen Schönheit. Solch prachtvolles, glänzend schwarzes Haar, solch himmlisch blaue Augen und solch wohlgeformte Lippen, die wie zum Küssen geschaffen schienen, sah er wahrhaftig nicht alle Tage.
    Dabei trug sie ein erstaunlich schlichtes Kleid, weiß, mit seidenen Schneeglöckchen bestickt. In ihrer Hand hielt sie einen kleinen Fächer und nicht etwa einen großen, der sich besser zum Tändeln und Kokettieren eignen würde. Doch am meisten überraschte ihn, dass sie keinerlei Schmuck angelegt hatte.
    „Hocherfreut, Ihre Bekanntschaft zu machen, Euer Gnaden“, sagte er, während er sich vor
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