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Ein Spion in erlauchter Gesellschaft (German Edition)

Ein Spion in erlauchter Gesellschaft (German Edition)

Titel: Ein Spion in erlauchter Gesellschaft (German Edition)
Autoren: Kate Noble
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arme Kerl.«
    »Auf welchen denn?«, fragte Nora zurück. »Es heißt, er habe Dutzende.«
    »Spielt das eine Rolle? Es zählt doch nur, dass er vorher nicht hier war, jetzt aber in der Stadt ist.« Ein zufriedenes Lächeln hob den perfekten Schwung ihres Mundes.
    »Nun«, gestand Nora ein, »wenn er aus der Nähe tatsächlich auch so köstlich ist wie aus der Ferne … Bist du ihm schon vorgestellt worden?«
    »Noch nicht«, sagte Phillippa, als der letzte Soldat vorbeimarschierte und gleichzeitig die begeisterten Schaulustigen im Schlepptau anführte (glücklicherweise hatte die Parade ohne Pferde stattgefunden, denn sonst hätten die Schaulustigen unter Fehltritten und einer Geruchsbelästigung leiden können). »Aber nicht mehr lange, und er wird sich selbst vorstellen.«
    Überrascht riss Nora die Augenbrauen hoch. »Woher willst du das wissen?«
    »Pass auf.«
    Nachdem der letzte Schaulustige vorübergezogen war, ließ Phillippa alle Schüchternheit fahren, drehte sich um, fing den habichtartigen Blick des Marquis of Broughton auf und hielt ihn fest.
    Eins … zwei …
    Sie zog die Brauen hoch, ganz schwach nur, und erlaubte ihren Mundwinkeln die zarteste Aufwärtsbewegung.
    Drei … vier …
    Nie nahm sie die Augen von ihm. Nie erlaubte sie es der Hitze seines Blickes, mehr als nur die schwächste Röte auf ihre Wangen zu malen.
    Fünf.
    Mit einem letzten, winzigen Zucken ihrer Braue wandte Phillippa ihren Blick betont von ihm ab und Nora zu.
    »Nicht mehr lange, und er wird sich vorstellen«, wiederholte sie und unternahm noch nicht einmal den Versuch, die Selbstgefälligkeit zu verbergen, die sie für wohlverdient hielt. »Vielleicht sollten wir uns in der Zwischenzeit ein Eis gönnen? Es ist unerträglich heiß inmitten dieser … «, sie huschte mit der Hand über den Schauplatz, »… dieser Leute.«
    Phillippa händigte den begierig zuckenden Zwergspitz dem livrierten Diener aus, der für die Spaziergänge des Hundes zuständig war, ergriff Noras Arm und zerrte sie sanft zu den Läden am Rande des Parks. Aus den Augenwinkeln bemerkte sie, dass der Marquis of Broughton sich ihnen näherte. Der Mann war immer noch gut zwei Meter entfernt, bewegte sich aber wie ein Jäger, der seiner Beute auf der Fährte war. Verstohlen griff Phillippa zu Nora hinüber und riss ihr einen ihrer Handschuhe aus der Hand (ganz bestimmt hatte sie nicht vor, ihren eigenen zu beschmutzen) und ließ ihn fallen – all das, ohne dass Nora es überhaupt bemerkte. Der Marquis war inzwischen hinter ihr angelangt und daher außerhalb ihres Blickfeldes.
    Sie verlangsamte den Schritt. Und zählte.
    Fünf … vier …
    Er konnte nur noch wenige Schritte vom Handschuh entfernt sein.
    Drei … zwei …
    Jetzt bückte er sich. Musste ihn also aufheben.
    Eins.
    »Madam? Bitte verzeihen Sie,«, wandte sich eine tiefe männliche Stimme, die ihr nicht vertraut war, in einem warmen Tonfall an sie.
    Jemand, der nicht der Marquis sein konnte.
    »Es scheint, als hätten Sie dies hier fallen lassen«, sagte der unglaublich große Mann mit der tiefen Stimme und hielt Noras kleinen, jetzt schmutzbefleckten Handschuh hoch.
    »Danke«, erwiderte Nora und lächelte höflich, als sie ihm den Handschuh abnahm. »Ich habe gar nicht bemerkt, dass er mir heruntergefallen war, Mr. … «
    »Mr. Worth«, erwiderte er, bevor er sich an den Hut tippte.
    »Mr. Worth«, wiederholte Nora und übernahm die Pflichten der Unterhaltung, auf die Phillippa verzichtet hatte.
    Verzichtet, weil sie den Blick aus leicht zusammengekniffenen Augen starr auf den Marquis of Broughton gerichtet hielt, der sich genau wie sie irgendwelcher zudringlichen Personen zu erwehren hatte; sie beobachtete, wie er einem einigermaßen hübschen weiblichen Wesen ein Retikül zurückgab und wie dieses Wesen von Zeit zu Zeit unauffällig seinen Arm berührte.
    Es schien, als sei er – ›rein zufällig‹ – über niemand anderes gestolpert als über das heimtückischste aller Luder: Lady Jane Cummings.

2
    Die Rivalität zwischen Phillippa Benning und Lady Jane Cummings währte schon so lange, dass niemand mehr wusste, wie sie eigentlich angefangen hatte. Die einen waren überzeugt, dass irgendein junger Kerl zu irgendeinem Zeitpunkt die eine der anderen vorgezogen haben musste. Andere, mit schärferer Erinnerung, wussten noch, dass sie bereits an Mrs. Humphrey’s School for Elegant Ladies Rivalinnen gewesen waren, die gegnerische Gruppen halb erwachsener Mädchen angeführt hatten – mit
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