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Ein Spion in erlauchter Gesellschaft (German Edition)

Ein Spion in erlauchter Gesellschaft (German Edition)

Titel: Ein Spion in erlauchter Gesellschaft (German Edition)
Autoren: Kate Noble
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er die ganze Zeit ihr zugewandt und versuchte, durch den Strom seiner Worte zu ihr durchzudringen. Lady Jane hat nicht die geringste Chance, konnte Phillippa nur selbstgefällig denken.
    Nach dem Dinner führte er sie auf das Parkett. Seine Hand glitt zart über ihren Nacken, was ihr einen köstlichen Schauder über den Rücken jagte. Sie schnappte kaum merklich nach Luft und zog die Lippen hoch. Sie verspürte eine größere Bereitschaft, sich während der Drehungen der Quadrille, des mühelosen Wechsels von einer Stelle auf die andere fester in seine Hand zu schmiegen; seine Bewegungen waren elegant und einfach perfekt.
    Wer war doch gleich Lady Jane?
    Als die Gäste aufbrachen, um sich anderen Festivitäten zuzugesellen, beugte Broughton sich über Phillippas Hand. Er ließ sich Zeit, spielte mit dem heißen Daumen zärtlich über ihre Fingerspitzen.
    »Ich hoffe, dass ich Sie wiedersehen darf«, brummte er, »vielleicht bei Almack’s?«
    »Almack’s?«, erwiderte Phillippa hüstelnd.
    »Almack’s«, entschied er entschlossen und mit einem Augenzwinkern. »Soll ich für oder gegen Sie wetten?«
    Ihr blieb keine andere Antwort als nur ein Lächeln.
    »Aber Almack’s ist dir doch verhasst! Du sagst immer, dass die Schirmherrinnen die Nase über dich rümpfen«, wisperte Nora heftig. Die Freundinnen hatten sich bereits auf der nächsten Gesellschaft eingefunden und sich dort in das Ruhezimmer für Ladys zurückgezogen – bei den Hurstons? Ach, nein, Phillippa hatte sich ja geweigert, dorthin zu gehen –, sie waren bei den Winters und gönnten sich den Luxus einer kleinen Tratscherei in einem der abgeschirmten Alkoven, die vergleichsweise abgeschieden lagen und den Ladys den nötigen Rückzugsraum boten, um sich den Geheimnissen ihrer Schönheit zu widmen.
    Oder auch nur ihren Geheimnissen.
    »Über wen rümpfen sie eigentlich nicht die Nase? Aber immerhin, mir haben sie noch nie eine Einladung verweigert«, erwiderte Phillippa lässig.
    »Aber … «
    »Nora, ich bin mir sehr wohl darüber bewusst, wie ich gegenüber dem Almack’s empfinde.« Und das galt offenkundig auch für den Marquis. Obwohl er sie beinahe aufgefordert, nein, sogar herausgefordert hatte, dorthin zu gehen. Was sollte er nur von ihr halten, wenn sie einer solchen Herausforderung nicht gewachsen war?
    Das fröhliche, melodische Summen der Stimmen der anderen Frauen, die sich in ihren Alkoven unterhielten, tratschten und lachten, sorgte dafür, dass einzelne Worte nicht nach außen drangen. Aber nach und nach traten einige Stimmen deutlicher hervor als andere.
    »Hast du den Marquis of Broughton auf der Parade gesehen? So groß und so elegant! Er war praktisch der hübscheste Mann in Uniform!«, kreischte eine junge Lady in höchsten mädchenhaften Tönen; es konnte sich nur um Miss Louisa Dunningham handeln.
    »Ja, meine Liebe«, erwiderte die Mutter mit überraschend tiefer Stimme, »er hat sie alle in den Schatten gestellt.«
    »Habt ihr ihn auch nach der Parade gesehen?«, warf eine andere junge Frau ein, vermutlich Miss Sterling. »Er hat Lady Jane Cummings ja praktisch misshandelt!«
    »Jetzt aber mal langsam«, wurde sie von Mrs. Dunningham gebremst, »etwas Derartiges habe ich nämlich nicht gesehen. Penny, du solltest dich hüten, solche Gerüchte in die Welt zu setzen.«
    »Aber ich habe doch gesehen … «
    »Du hast einen Mann gesehen, der ihr Retikül aufgehoben hat. Mehr nicht.«
    Damit waren die jungen Debütantinnen außer Gefecht gesetzt. Aber nur vorübergehend.
    »Oh, er hat ihr das Retikül aufgehoben! Wie romantisch!«, quiekte Louisa und brachte Phillippa dazu, auf verzweifelte und höchst unattraktive Weise die Augen zu verdrehen. Auf Louisas jugendlichen Ausbruch nachempfundener Gefühle folgte Penny Sterlings kunstvoll sehnsüchtiger Seufzer, und ein »Oh, glaubst du, er wird sich wahnsinnig in sie verlieben? Glaubst du, dass ihre unendliche Schönheit ihm den Boden unter den Füßen wegreißen wird?«.
    »Höchstwahrscheinlich ist er wohl eher verängstigt«, wisperte Phillippa ihrer Freundin zu, »wegen ihrer unendlichen Nase.« Unglücklicherweise musste Nora kichern, schlug sich aber schnaubend die Hand auf den Mund.
    Sosehr Phillippa die Gesellschaft ihrer Freundin auch schätzte – wenn Nora schnaubte, dann geschah das recht eindringlich.
    Die belauschte Unterhaltung versiegte. Mit Feingefühl und Eleganz wurde stattdessen ein anderes Thema angeschnitten. Die neugierige Louisa streckte den Kopf um den
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