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Ein Spion in erlauchter Gesellschaft (German Edition)

Ein Spion in erlauchter Gesellschaft (German Edition)

Titel: Ein Spion in erlauchter Gesellschaft (German Edition)
Autoren: Kate Noble
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anzusehenden, aber grimmigen Pfeilen auf sie abgefeuert wurde.
    Es war, als würde eine unterschwellige Elektrizität durch den Raum schwirren. Noch bevor Phillippa zu einer scharfen Erwiderung anheben konnte, ging Noras Mundwerk mit ihr durch.
    »Natürlich kann sie!«, stieß Nora aus und drehte sich so um, dass sie Phillippa vor dem Angriff schützte. Es war eine Bewegung, die ihr Zwergspitz Bitsy schon unzählige Male für sie gemacht hatte – gegen die verfeindeten Eichhörnchen, ja, aber trotz allem blieb es eine beschützende Geste.
    »Warum?«, fragte Lady Jane, »die Männer wollen Sie doch nur Ihres Geldes wegen. Und Broughton hat Geld.«
    Plötzlich senkte sich eine frostige Stimmung über die Gruppe. Niemand sprach ein Wort. Niemand wagte zu atmen. Denn Lady Jane hatte ausgesprochen, was niemand sonst auszusprechen wagte. Jedenfalls nicht Phillippa direkt ins Gesicht. Phillippa kniff die Augen zusammen; ihre Gesichtszüge wirkten wie Marmor. Sie hielt es nur für gerecht, es Lady Jane mit gleicher Münze heimzuzahlen.
    »Inzwischen wollen die Männer Sie doch nur, weil Sie mit einem Titel einherkommen. Und Broughton hat einen Titel. Ich begreife nicht, wie Sie glauben können, dass Sie ihm ins Auge fallen, sofern Sie sich ausschließlich auf Ihre sprühende Persönlichkeit verlassen.«
    »Ich darf mich glücklich schätzen, dass meine Persönlichkeit ein wenig heller sprüht als Ihre«, schoss Lady Jane so kühl zurück wie die Themse mitten im Dezember, während sie mit ihrem Gefolge zur Tür schwebte und entschwand.
    »Oh!«, Nora warf einen grimmigen Blick auf die mittlerweile geschlossene Tür, »dass Lady Jane aber auch glaubt, nur weil sie die Tochter eines Duke ist, kann sie alles sagen, was ihr in den Kopf kommt!«
    »Nur zu wahr«, erwiderte Phillippa und bemerkte erst jetzt, dass sie in Louisa, Penny und Mrs. Dunningham immer noch ein Publikum hatte, das darauf wartete, dass sie entweder zusammenbrach oder lauthals schrie. Aber Philippa verweigerte sich sowohl dem einen als auch dem anderen.
    »Sie müssen wissen, dass ich gerade einen kurzen chinesischenText gelesen habe. Höchst bewundernswert und voller nützlicher Beobachtungen«, sagte sie und schenkte der Menge um sie herum ein lässiges Lächeln. »Es heißt dort, dass jemand, der sich in Worte verstrickt und den Schauplatz verlässt, bevor die Sache beendet ist, nicht über die geringste Munition verfügt, mit der er in den Kampf ziehen kann.«
    Die drei Ladys blinzelten einander zu, bis Mrs. Dunningham sich einmischte. »Sie hat recht, Mädchen!«, flötete sie, »stellt euch nur mal vor! Lady Jane hat das Zimmer unglaublich raschverlassen! Noch bevor Mrs. Benning die Möglichkeit hatte, eine Antwort zu geben! Sie muss schreckliche Angst vor dem gehabt haben, was Mrs. Benning ihr wohl entgegnen könnte!«
    »Stimmt haargenau!«, schwärmten die jungen Mädchen, »oh, du liebe Güte, Sie haben vollkommen recht!«
    »Mrs. Benning, wo kann man diesen chinesischen Text bekommen? Er wäre so nützlich, um den Mädchen den Weg durch die Gesellschaft zu weisen!«, erkundigte sich Mrs. Dunningham. Ihr Gesicht war gerötet vor freudiger Erwartung, ihren Freundinnen von Mrs. Bennings Empfehlung zu berichten. Gnädig gab Phillippa den Namen eines Buchhändlers preis, bevor sie zusammen mit Nora das Zimmer verließ.
    »Das war sauber pariert«, wisperte Nora auf dem Weg in den Salon der Winters, wo mehrere Kartenspieltische vorbereitet worden waren, um die Nacht in ein angenehmes Spiel vertieft zu verbringen.
    »Ich sage doch nur die Wahrheit.« Phillippa zuckte die Schultern.
    »Aber was willst du jetzt mit Lady Jane und Broughton machen?«, fragte Nora, unmittelbar bevor sie ihren Tisch für eine Runde Whist auswählten, an dem sie zu viert sitzen würden: mit Phillippas Gesellschafterin und Freundin Mrs. Tottendale, die sich wiederum Mrs. Winter und eine Flasche Sherry als Partner für den Abend gewählt hatte.
    »Das ist ganz einfach, Nora«, erwiderte Phillippa, »ich werde gewinnen.«

3
    Es war jedes Mal ein Ereignis, wenn Phillippa Benning einen Raum betrat. Mitten im Satz brachen die Menschen ihre Unterhaltung ab und verdrehten sich den Hals, um sie zu sehen. Wer in ihrer Gunst stand, stürmte zu ihr, um sie zu begrüßen und sie an den besten Platz im Zimmer zu komplimentieren – an den Platz, der die vorteilhaftesten Ausblicke bot, wo man sah und gesehen wurde. Und wer nicht in ihrer Gunst stand – nun, solche Menschen würde man
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