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Ein seltsamer Ort zum Sterben

Ein seltsamer Ort zum Sterben

Titel: Ein seltsamer Ort zum Sterben
Autoren: Derek B. Miller
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Aufenthaltsort hätten verraten können.
    Ja, hier ist es. Das ist die Sauna, so wie er sie sich vorgestellt hat. Ein einzelner Raum mit einem Dach – groß genug für ein halbes Dutzend Leute. Ein Holzlöffel, um die Steine mit Wasser zu übergießen und so Dampf zu erzeugen. Wo schöne Körper schließlich feuerrot glänzen, wie die Wangen einer Hure nach einer heftigen Nummer.
    Sheldon nähert sich der Sauna von der Rückseite her, sodass das Haupthaus vorübergehend nicht sichtbar ist. Zum ersten Mal richtet er sich wieder voll auf, und sofort schießt ihm der Schmerz in den Rücken.
    Die Tür ist auf der anderen Seite zum Haupthaus hin gelegen, aber durch ein kleines Fenster in der Rückwand kann er hineinsehen, wenn er sich gerade hinstellt.
    Drinnen ist es dunkel, aber nicht stockfinster. In die Tür ist auch ein rundes Fenster eingelassen, durch das genügend Licht fällt, um den Raum zu erhellen. Eine Bank läuft an den Wänden entlang, nur in der Tür ist eine Aussparung, und an der linken Wand befindet sich eine zweite, höhere Bank. Die Sitzfläche weist Gebrauchsspuren auf, und obwohl kein Feuer brennt, kann er das Holz riechen. Es erinnert ihn daran, wie er noch jung war und voll im Saft stand. Ein Gefühl überkommt ihn, eine ungewollte Ablenkung. Er versucht sofort, es zu unterdrücken, doch Erinnerungen, die mit Gerüchen verknüpft sind, lassen sich am schwersten vertreiben.
    Ist das ein Ort, an dem ein Mann Waffen lagern würde? Sicher nicht. Munition geht zwar bei den noch relativ moderaten Temperaturen, bei denen Menschen sich hier backen, nicht gleich in die Luft – sonst wäre der Nahe Osten nicht bewaffnet. Aber ein Holzschaft könnte sich verziehen und Metall gerade so viel weiten, dass die Präzision des Instruments dahin ist.
    Wo sind sie also?
    Sheldon steht da und schaut weiterhin angestrengt hinein, aber es will ihm nicht einfallen.
    «Wie läuft’s?»
    «Bill?»
    «Yeah.»
    «Ich kann die Gewehre nicht finden.»
    «Wo hast du gesucht?»
    «Na, hier drin, indem ich durchs Fenster geschaut habe.»
    «Hm, klingt vernünftig. Dann kannst du ja jetzt einpacken.»
    «Prima, Herzchen, hast du sonst noch einen Vorschlag?»
    «Also, es ist ja deine Idee. Wenn die Sauna zu heiß ist, dann sind sie eben nicht in der Sauna.»
    «Also sind sie außerhalb der Sauna.»
    «Kluges Kerlchen.»
    Sie sind beim Brennholz!
    Sheldon geht nach links und blickt vorsichtig um die Ecke. Er kann das Haus sehen, ist sich aber ziemlich sicher, dass man ihn vom Haus aus nicht sehen kann. Und da entdeckt er sie – eine zweite, kleine Hütte. Sie hat keine Fenster, ist etwa zweieinhalb Meter hoch, kaum zwei Meter breit und einen Meter tief. Eher ein Schrank als ein Schuppen. In dieser Gegend kann es sich – da dies hier ja kein Bauernhof ist – eigentlich nur um einen Holz- und Geräteschuppen handeln. Ein absolut unbedeutender Ort, auf den niemand achtet.
    Aber ein guter Ort, um dort Waffen aufzubewahren, denkt sich Sheldon. Es könnte kalt darin werden, aber der Schaden für die Gewehre ist geringer als das Risiko, dass sie im Haupthaus gestohlen werden könnten. Natürlich könnte es auch zu einem Unfall kommen. Deshalb besaß Sheldon nach seiner Rückkehr aus Korea auch nie ein Gewehr, mal abgesehen von der alten Piratenpistole, mit der Saul immer in seinem Laden spielte.
    Bill hatte übrigens eine ausrangierte Muskete, und wenn die beiden damit zugange waren, verging die Zeit wie im Flug.
    Die Tür zum Schuppen ist mit einem altmodischen Bügelschloss mit roter Gummihülle gesichert. Ein lausiges Ding. Es gab einmal eine Fernsehwerbung, in der gezeigt wurde, wie jemand auf das Schloss eine Kugel abfeuerte. In Nahaufnahme sah man das zerschossene Schloss, aber siehe da, es ließ sich noch immer nicht öffnen. Sheldon hatte immer die Vermutung, dass er selbst dazu in der Lage wäre, hatte aber nie Gelegenheit bekommen, es zu beweisen.
    Unter anderen Umständen wäre dies hier nun eine exzellente Gelegenheit gewesen – hätte sich nur das Gewehr, das er zur Widerlegung der Theorie brauchte, nicht hinter dem Schloss befunden, das er testen wollte.
    Eine Überlegung, die aber im Augenblick zu gar nichts führt.
    Da ist es schon von größerem Nutzen, dass das Schloss, als er es prüft, offen ist! Der Bügel ist einfach nicht richtig eingerastet. Warum das so ist, spielt jetzt keine Rolle. Sheldon hofft bloß, dass ihm nicht schon jemand zuvorgekommen ist und sich genommen hat, was er braucht.
    Er betritt den
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