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Ein Schritt ins Leere

Ein Schritt ins Leere

Titel: Ein Schritt ins Leere
Autoren: Agatha Christie
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sein Rat ziemlich vage aus, während über dessen Sinn kein Irrtum obwalten konnte.
    Am Mittwoch dieser Woche brachte der Postbote Bobby einen dritten Brief, dessen Inhalt den jungen Mann ungemein überraschte.
    Es wurde ihm eine Stellung bei der Firma Henriquez & Dallo in Buenos Aires angeboten, mit einem Jahresgehalt von tausend Pfund.
    Im ersten Augenblick glaubte Bobby zu träumen. Tausend Pfund im Jahr! Sorgfältig las er den Brief ein zweites Mal. Man erwähnte, dass ein früherer Angehöriger der Marine für den Posten am besten tauge, und deutete an, dass Bobby von irgendwem – den Namen verschwieg man – empfohlen worden sei. Bedingung wäre allerdings seine sofortige Entscheidung und Abreise nach Südamerika innerhalb einer Woche.
    «Hol mich der Teufel!», sagte Bobby Jones, seinen Gefühlen in etwas unglücklicher Form Luft machend.
    «Bobby!», rügte der Geistliche.
    «Verzeih, Vater. Ich vergaß, dass du im Zimmer bist.»
    «Mein lieber Sohn, ich möchte dir gern klar machen…»
    Bobby fühlte, dass dieses Vorhaben, das sich meistens endlos in die Länge zog, um jeden Preis verhindert werden müsse. Und er erreichte es durch die schlichte Erklärung: «Jemand bietet mir tausend Pfund jährlich.»
    Pfarrer Jones schluckte trocken. Sein Sohn aber dachte voller Befriedigung: So, jetzt habe ich ihn aus dem Konzept gebracht!
    «Mein lieber…» Abermaliges Schlucken. «Habe ich recht verstanden? Jemand hat dir tausend Pfund jährlich angeboten? Eintausend?»
    «Keinen Penny weniger, Vater.»
    «Das ist unmöglich!»
    Bobby verletzte diese offenkundige Ungläubigkeit nicht. Seine eigene Einschätzung seines geldlichen Wertes wich von der des Pfarrers wenig ab.
    «Nicht wahr, die müssen verrückt sein?», stimmte er seinem Erzeuger zu.
    «Wer… sind diese Leute?»
    Statt zu antworten, reichte Bobby ihm den Brief. Der Vater tastete nach seinem Kneifer, setzte ihn auf, betrachtete das Schriftstück misstrauisch und studierte es eingehend.
    «Sehr bemerkenswert», sagte er endlich. «Sehr!»
    «Verrückt», wiederholte Bobby.
    «Ah, mein Sohn, einen Engländer zu engagieren, gibt immerhin von vornherein eine gewisse Gewähr. Es garantiert Korrektheit, Rechtschaffenheit. Dass wir diesen Ruf in der ganzen Welt genießen, ist das Verdienst unserer Marine. Das Wort eines Engländers…! Diese südamerikanische Firma weiß den Wert eines jungen Mannes zu schätzen, auf dessen Ehrlichkeit und Treue sie bauen kann.»
    «Alles schön und gut, Vater – aber warum gerade ich?»
    «Warum du? Wie meinst du das?»
    «Nun, es gibt doch genügend Engländer in England. Menschen mit Erfahrung, mit gründlichen Kenntnissen von Land und Leuten drüben. Menschen mit allen möglichen bestechenden Eigenschaften. Warum verfällt man just auf mich?»
    «Wahrscheinlich hat dein früherer Kommandant dich empfohlen.»
    «So wird’s wohl sein», meinte Bobby gedehnt. «Aber ob er oder ein anderer, ist schließlich egal, da ich die Stelle ja doch nicht annehmen kann.»
    «Du kannst sie nicht annehmen…?»
    «Nein. Ich bin schon gebunden. Durch das Abkommen mit Badger.»
    «Badger…? Mein lieber Sohn, lass die Scherze. Es handelt sich um eine ernste Angelegenheit. Irgendeine kindische Abmachung, die du mit Badger Beadon getroffen hast, ist hinfällig.»
    «Für mich ist sie nicht hinfällig, obwohl es ein bisschen schmerzt, auf ein so glänzendes Angebot zu verzichten», sagte Bobby mit einem Seufzer.
    «Der junge Beadon ist unzuverlässig und leichtsinnig. Er hat seinen Verwandten schon viel Kummer und Kosten verursacht.»
    «Er hat kein Glück gehabt, Vater. Badger ist zu vertrauensselig.»
    «Glück: Glück! Ich wage zu behaupten, dass der junge Mann noch nie in seinem Leben einen Handschlag getan hat.»
    «Unsinn, Vater. Um fünf Uhr morgens ist er aufgestanden, um diese garstigen Küken und Hühner zu futtern. Es war wirklich nicht seine Schuld, dass sie den Pips oder die Bräune oder weiß Gott welche Krankheit kriegten.»
    «Ich habe dieses Garagen- und Leihautoprojekt nie gebilligt. Eine richtige Narretei! Du musst es aufgeben.»
    «Kann ich nicht, Vater. Badger hat mein Wort, und ich werde die ehrliche alte Haut, die mit meiner Hilfe rechnet, nicht im Stich lassen.»
    Die Diskussion nahm ihren Fortgang. Der Pfarrer, voreingenommen gegenüber Badgers neuem Unternehmen, vermochte kein diesem jungen Mann gegebenes Versprechen als bindend anzusehen. Er hielt Bobby für einen Halsstarrigen, den es nur danach gelüstete, in
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