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Ein Schnupfen hätte auch gereicht. Meine zweite Chance

Ein Schnupfen hätte auch gereicht. Meine zweite Chance

Titel: Ein Schnupfen hätte auch gereicht. Meine zweite Chance
Autoren: Gaby Köster
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mitgebracht, und ich hatte ihr eins mit dem Aufdruck »Krawallschachtel« besorgt, was ihr natürlich auch bestens gefiel!
    Als sie mit Donald spät in der Nacht nach Hause fuhr, habe i6h noch mit Claudia darüber gesprochen, wie extrem Gaby schon wieder abgenommen hätte. In der kurzen Zeit, in der wir sie jetzt kannten, hatten wir von sehr schlank bis richtig mollig schon alles gesehen. Der Hobbyarzt in mir stellte kopfschüttelnd fest, dass das wohl kaum besonders gesund sein konnte, seinem Körper solche Extreme zuzumuten. In der Nacht wurde ich aber erst mal selber krank. Eine Kehlkopfentzündung bahnte sich an, und als Gaby und ich am 23. 12. noch mal telefonierten, konnte ich kaum noch sprechen. Ich sagte ihr, dass ich nicht zur Weihnachtsfeier kommen würde und wünschte ihr ein frohes Fest, einen erholsamen Urlaub und einen guten Rutsch ins neue Jahr. Typisch Gaby: Sie machte sich jetzt erst mal einen Kopf um mich. Ich sollte ja zum Arzt gehen, ich bräuchte Urlaub undsoweiterundsofort! Das ist Gaby, wie ich sie kenne! Selber auf der letzten Rille, aber sich immer erst um Freunde kümmern! Sie schimpfte sehr mit mir, weil ich über Silvester alleine zu Hause bleiben wollte (Claudi und Zita flogen zur Oma nach Spanien). Ich sollte doch dann unbedingt zu ihr auf die Insel fliegen und mit ihr feiern! Aber ich wollte echt nicht, obwohl sie es mehrfach versuchte, mich zu überreden. Ich steh’ halt überhaupt nicht auf Silvester und fand die Aussicht auf einen gemütlichen Abend allein zu Hause sehr verlockend und erholsam. Sie gab es auf, wünschte mir gute Besserung und schmatzte wie immer noch zehn Küsse durch das Telefon. Als ich dann natürlich am 4. 1. 2008 auf Ibiza angerufen habe, um Familie Köster ein frohes neues Jahr zu wünschen, wurde mir schnell klar, dass ich die richtige Entscheidung getroffen hatte, denn Gaby klang nicht gerade begeistert: Das Vordach hatte sich auf der hinteren Terrasse gelöst und selbige in einen mittleren Steinbruch verwandelt! Sie klang etwas müde, klagte über große Kopfschmerzen und ihre dämliche Allergie, die ihr so zusetzte. Kein Wunder, dachte ich noch – bei dem Stress, den es bedeutete, vernünftige Handwerker und Material in der kurzen Zeit des Restaufenthalts zu besorgen! Ich wünschte ihr natürlich trotzdem noch viel Erholung, und wir vereinbarten, dass wir uns bald sehen würden, wenn sie wieder in Köln gelandet wäre. Das war das letzte Mal, das wir vor dem Schlaganfall miteinander gesprochen hatten, und ich frage mich immer wieder, was wohl passiert wäre, wenn ich sie auf Ibiza besucht hätte. Wäre das dann ein anderer »Weg« geworden? Mit anderen Optionen? Wäre das Dach dann auch kaputt gewesen? Oder mir vielleicht auf den Kopf gefallen? Das sind Fragen, die man sich auch stellt, wenn man vor sich auf der Autobahn einen Unfall sieht und man entsetzt feststellt, dass man ihn Gott sei Dank um Sekunden verpasst hatte! Es sind die Momente, in denen wir uns fragen, wer oder was unser Schicksal eigentlich bestimmt. Ob es überhaupt Optionen gibt? Was wäre eigentlich passiert, wenn Gaby zu Hause geblieben wäre? Wäre sie dann eher zum Arzt gegangen? A »simpel twist of fate« (eine unerwartete Wendung des Schicksals), wie Bob Dylan es mal gesungen hat. Guter Mann, dieser Bob Dylan.
    Der 8. Januar 2008 war ein ganz normaler Dienstag gewesen. Um 18.30 Uhr jedoch bekam ich einen Anruf von Jonas, der das ganz schnell ändern sollte. Jonas fragte mich leicht unruhig, ob es mir gutginge, und dass er mehrfach versucht hätte, mich zu erreichen. Und dass er sich Sorgen deswegen gemacht hätte. Ich erwiderte, dass es mir gutginge und er mich wohl einfach verpasst haben müsste. Und dass er sich deswegen nicht gleich Sorgen machen sollte. Was denn überhaupt los wäre. Dann brach es aus Jonas heraus und über mich herein: Gaby ging es nicht gut. Sie war im Krankenhaus und in Lebensgefahr. Sie hatte einen schweren Schlaganfall am Mittag gehabt. Wenn der Druck aus dem Schädel nicht wegginge, müssten sie ihren Kopf aufmachen. Es sähe nicht gut aus. Wahrscheinlich legten sie Gaby heute Nacht noch in ein künstliches Koma.
    » ES SIEHT WIRKLICH NICHT GUT AUS , TILL !« Das sagte Jonas sehr eindringlich, und wenn mein lieber Jonas etwas eindringlich sagt, dann ist es eher fünf nach zwölf als fünf vor. Und deswegen traf mich dieser so schrecklich ernste, betonte Satz auch wie ein Schwinger von Muhammad Ali direkt in den Magen. Wir vereinbarten, dass wir
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