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Ein Sarg für zwei

Ein Sarg für zwei

Titel: Ein Sarg für zwei
Autoren: Michelle Rowen
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verrückt wäre vielleicht das richtige Wort. Aber ich bin klargekommen. In den zehn
Wochen als Vampir hat sich eine ganze Menge in meinem Leben verändert, aber ich
bin immer noch ich selbst, die gute alte Sarah Dearly. Auch jetzt muss niemand
in einer dunklen Gasse vor mir Angst haben. Zehn Wochen als Vampir sind
vergangen, ohne dass ich jemanden in den Hals gebissen oder mich wie durch
Zauberei in eine Fledermaus verwandelt hätte. »Böse« ist ganz eindeutig nicht
mein zweiter Vorname.
    Ich habe
alles in allem betrachtet verdammtes Glück gehabt. Obwohl ich mir vorstellen
kann, dass es, gemessen an diesem ganzen unglückseligen Vampirkram, ein
Spaziergang sein muss, einfach nur in eine Fledermaus verwandelt zu werden.
    »Sarah, bist
du bereit, den Mann zu treffen, der dein Leben für immer verändern wird?«
    Ich blickte
von dem knallharten Martini, den ich gerade mixte, zu der grinsenden
Rothaarigen auf der anderen Seite des Tresens. Sie hieß Heather, war eine
ehemalige Bedienung aus dem Haven, und ihre Begeisterung war beinahe
ansteckend. Beinahe.
    »Für immer
mein Leben verändern? Ist das ein Versprechen oder eine Drohung?«
    »Ein
Versprechen, hundertprozentig. Ein neues Ziel, neue Möglichkeiten. Die Chance
auf eine fantastische Zukunft.«
    »Falls ich
den Job wirklich ergattern kann.«
    »Du kennst
mich doch. Natürlich bekommst du ihn!«
    Okay, ich
musste zugeben, dass ich ein bisschen aufgeregt war. Vor allem, da Heather mich
gebeten hatte, mich heute Abend persönlich ihrem neuen Freund vorzustellen. Wir
wollten uns in einem Café in der Nähe des Clubs treffen. Im Haven ging das
nicht, weil der Laden nur für Vampire reserviert war. Das war eine strikte
Regel. Heathers Freund war zwar ein Mensch, hatte aber offensichtlich nichts
gegen Vampire, da er ja mit ihr zusammen war. Also war von dieser Seite her
alles im grünen Bereich.
    Ich mochte
Heather sehr. Man hatte viel Spaß mit ihr, sie war lustig, und sie nervte nie,
wenn ich die Bar machte und sie an den Tischen bediente. Sie hatte vor zwei
Wochen gekündigt, nachdem sie dem Mann ihrer Träume begegnet war. Er hatte eine
brandneue kommerzielle Webseite mit dem Titel »Vamp International« konzipiert,
die nächsten Monat online gehen sollte. Und ich bewarb mich um eine Stelle, die
mit Mode zu tun hatte. Nach Heathers Beschreibung klang das fast zu schön, um
wahr zu sein.
    Außerdem
verdiente man zudem noch gut.
    Ich nahm
mein Trinkgeld aus dem kleinen Saftglas neben der Kasse. Ein kleines Saftglas,
mehr brauchte ich nicht. Niemand hier gab der Tresenkraft Trinkgeld. Oder
zumindest ziemlich selten. Ich hatte festgestellt, dass Vampire im Schnitt
ziemlich knickerig mit Trinkgeld waren.
    Das Haven
gehörte meinem Freund. Der Nachtclub versorgte von neun Uhr abends bis zum
Morgengrauen die Reißzahnbürger von Toronto mit Trinkbarem.
    In weniger
als einer Woche sollte das Haven den neuen Besitzern übergeben werden. Thierry
hatte jüngst beschlossen, den Club zu verkaufen, und der neue Boss wollte offenbar
seine eigenen Servicekräfte mitbringen. Das war zwar ziemlicher Mist, aber
nicht wirklich überraschend. Zum Glück würde das Haven auch weiterhin ein Club
für Vampire bleiben und war damit einer von momentan nur zwei solcher Läden in
ganz Toronto; es war ganz nett zu wissen, dass man noch eine Anlaufstelle für
seine Drinks hatte, aber ich konnte mich nicht mehr darauf verlassen, weiterhin
regelmäßig einen halbwegs anständigen Gehaltsscheck zu bekommen.
    Deshalb kam
dieses Stellenangebot absolut zum richtigen Zeitpunkt für mich. Ich war pleite.
    Ich spürte
eine warme Hand auf meiner Taille, wandte mich von Heather ab und sah mich
Thierry gegenüber.
    Ich hatte
ihn nicht kommen hören. Meistervampire waren schon ein verdammt verstohlener
Haufen.
    Thierry war
außerdem, um es mit einem Wort zu sagen, umwerfend. Auf den ersten und selbst
auf den zweiten Blick würde ihn niemand nur annährend auf siebenhundert Jahre
schätzen. Er wirkte mehr wie Mitte dreißig und hatte obendrein dieses superscharfe,
große, dunkle Reißzahn-Dings-Flair.
    Eine ganze
Menge Leute hatten vor ihm Schiss oder ließen sich von seiner manchmal kühlen
und distanzierten Art abschrecken, aber für mich machte das einen Teil seines
Charmes aus. Ich wusste, dass unter dieser kühlen Oberfläche ein Mann steckte,
dessen Inneres genauso wunderschön war wie sein Äußeres. Aber ich war mehr als
zufrieden damit, dass dies mein eigenes kleines Geheimnis war.
    »Alles
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